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Die Fahrt nach Feuerland

Die Fahrt nach Feuerland

Titel: Die Fahrt nach Feuerland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wichtige Dinge, wenn man in ein schweres Wetter kommen würde, wo es auf Minuten ankam, wenn es galt, das Boot sturmfest zu machen.
    Die Besichtigung wurde mit einem hervorragenden Mittagessen abgeschlossen, mit einigen guten holländischen Aquavits, mit Glückwünschen und einer Dankesrede Losskows an den Waschmittelkonzern, der den Kauf dieses schönen Bootes möglich gemacht hatte. Ein Direktor aus der Vorstandsetage, der auch mitgekommen war, überreichte unter den Blitzlichtern der Reporter noch einen Extra-Scheck zur weiteren Ausgestaltung des Bootes, wobei er sich so plazierte, daß er auf allen Fotos das Plakat seines neuesten Allwaschmittels im Rücken hatte.
    Am Abend hatte die Crew endlich Zeit, sich mit dem Geschenk zu beschäftigen. Losskow, Randler und die drei waren noch einmal zum Westhafen hinausgefahren und saßen nun auf dem Steg, ließen die Beine über dem Wasser baumeln und blickten auf das Boot.
    »Mir war klar«, sagte Trosky, »daß wir mit einem kleinen Boot losziehen. Aber von einem Liliputanerschiff war nie die Rede.«
    »Das Boot ist eine ›Friendship 28‹.« Losskow hatte die Daten auswendig gelernt. Es war genau das, was er sich vorgestellt hatte. »Es ist fast 8,70 m lang, 2,85 m breit, hat einen Tiefgang von 1,60 m und eine Verdrängung von 3,5 t.«
    »Wer die Zahlen hört, lüftet den Hut!« gab Randler zu. »Aber wer das Ding dann betritt … Peter! Damit kann man doch nicht über die Meere segeln!«
    »Was hindert dich daran? So ein Boot kann sicherer sein als ein Riese von 350 m Länge. Ich habe noch nie gehört, daß die ›Queen Elizabeth‹ unkenterbar und selbstaufrichtend ist. Natürlich gibt das einen tollen Tanz auf den Wellen, aber wir bieten auch keine Angriffsfläche! Das Ganze ist eine Frage der Kondition.«
    »Es fehlt der Hilfsmotor«, sagte Trosky plötzlich. Losskow sah ihn erstaunt an.
    »Was fehlt?«
    »Das Zwergenschiff hat keinen Hilfsmotor. Und wenn's ein kleiner Zweitakter ist! Es beruhigt mich ungemein, wenn es unter meinem Hintern tuckert.«
    »Die Wikinger hatten auch keinen Hilfsmotor«, sagte Losskow ruhig.
    »Die hatten auch kein selbstlenkendes Cockpit, keine ausziehbare Propangas-Kombüse, keinen antistatischen Kompaß! Die hielten den Daumen in die Luft und fuhren los.«
    »Genau das will ich! Wir wollen segeln, nicht knattern! Was wir an Sicherheit mitschleppen, ist – da hast du recht – sowieso schon unfair gegenüber den Normannen.«
    »Du bist der Boß!« sagte Trosky. »Also gut, kein Motor! Aber wenn wir ihn einmal brauchen werden, wenn wir verrecken sollten, weil er uns fehlt? Dann …«
    Er sprach nicht weiter. Nur Lucrezia fragte mit wachen Augen: »Was dann?«
    »Dann schlägt er mir vorher den Schädel ein!« sagte Losskow unbeeindruckt. »Aber überlegt mal: Für das Gewicht von Motor und Benzin können wir Frischwasser an Bord nehmen. Das werden wir nötiger brauchen, wenn wir bei einer Flaute auf dem Ozean stehen.«
    »Mit einem Hilfsmotor gibt's keine Flaute«, hakte Trosky ein. »Da kann man weg! Aber bitte, bitte, ich will nicht jetzt schon meckern. Wir vier auf diesem Miniatursegler – das wird sowieso eine ganz besondere Arche Noah!«
    Am nächsten Tag konnten sie eine Rohschale des Bootes übernehmen, mit einem kleinen Mast und einem Großsegel von knapp 10 qm. Es war Wind aufgekommen, eine ziemlich steife Brise, genau das, was Losskow brauchte, um die Schale zu überprüfen. Ein Werftingenieur, der Konstrukteur Willem van Fleterword, natürlich Dieter Randler und die Crew standen in gelbem Ölzeug auf dem Steg. Die Ausbauschale tanzte wie schwerelos auf den Wellen und zerrte an der Vertäuung. Jeder trug seine Schwimmweste unter dem Arm.
    »Wer geht mit?« fragte Losskow.
    »Ich fahre mit dem Motorboot nebenher!« sagte Randler schnell. »Ich muß ja Fotos machen!«
    »Ich bin dabei«, sagte Trosky.
    »Und wir?« fragte Helena Sydgriff.
    »Ihr seht vom Motorboot aus zu, wie alles funktioniert. Wenn etwas schiefgeht, habt ihr Gelegenheit, uns zu retten! Also ran, meine Lieben!«
    Losskow schulterte seine Schwimmweste und ging über den Steg zum Boot. Er kam an Helena vorbei. Sie sah ihn mit ihren hellblauen Augen sorgenvoll an und sagte leise:
    »Sei nicht leichtsinnig, Peer! Paß auf dich auf!«
    »Angst, Blondie?«
    »Ja.«
    Er zögerte, hob die Hand und winkte unbeholfen. »Danke«, sagte er. »Das war nett von dir.«
    Ein unbeschreibliches Glücksgefühl war in ihm, als er in die Plicht sprang und die Hand nach Trosky

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