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Die Fahrt nach Feuerland

Die Fahrt nach Feuerland

Titel: Die Fahrt nach Feuerland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wurden zur Kenntnis genommen und nichts weiter. Blondie kletterte draußen an der Rettungsinsel herum, spannte eine Leine und hängte die nasse Wäsche zum Trocknen auf.
    Dieter Randler allerdings fiel drüben auf der Motoryacht fast aus dem Deckstuhl, als er Helena Sydgriff in leuchtender Nacktheit in der Sonne herumturnen sah. Er stürzte an die Reling, formte aus den Händen eine Röhre und schrie hinüber:
    »Ist noch ein Platz frei? Ich komme!«
    Helena schrie zurück: »Seien Sie still! Es gibt Sie nicht! Sie sind nicht vorhanden! Wir schwimmen vor Bahia Grande!«
    Randler warf sich herum, rannte in den Steuerstand und störte den Kapitän der Yacht beim Fotografieren dieses schönen Bildes.
    »Sie sind doch ein alter Seemann!« sagte Randler. »Helfen Sie mir. Klären Sie mich auf! Kann der Genuß von Meerwasser verblöden?«
    Im Innern der Rettungsinsel rieben sie sich gegenseitig mit einem kleinen Tuch ab. Der körperliche Kontakt irritierte sie nicht, selbst Trosky blieb ruhig. Er massierte Lucrezias Rücken und ihre Hüften, ohne daß durch seine Fingerkuppen ein elektrischer Strom in sein Nervensystem floß.
    Helena saß an dem umgeklappten Einstieg und genoß die Sonne. Die Wäsche an den Leinen flatterte im Wind, träge schaukelte die Gummiinsel auf dem ruhigen Meer. Losskow, der seitlich von Helena auf dem dicken, versteiften Gummiboden hockte und die Notverpflegung musterte, blickte ein paarmal zu ihr hin und bewunderte ihre blonde kühle Schönheit.
    Wie im Notfall begann er Wasser und Essen einzuteilen. Es war eine große Gummiinsel, für acht Mann berechnet, und dementsprechend hatte man auch die doppelte Ration zur Verfügung.
    Aus einem wasserdichten Plastikbeutel holte Losskow einen kleinen Radioapparat mit einer durch Sonnenenergie aufladbaren Batterie. Er warf ihn Trosky zu, der seine Massage beendet hatte und nun seinerseits von Lucrezia abfrottiert wurde. Er grinste dabei wohlig und schrie mit bewußter Übertreibung »Huch!«, wenn sie mit der Hand an seinen Bauch kam oder ihm übermütig in den Nacken blies. Es war ein harmloses Spiel, sie hatten kindliche Freude daran, und später saßen sie alle im Kreis beisammen, das Radio in ihrer Mitte, und hörten die Übertragung einer Operette. ›Eine Nacht in Venedig‹.
    Losskow unterrichtete sie über die Notverpflegung: »Pro Kopf und Tag zwei Becher Wasser. Hier haben wir Vitaminfruchtstangen.«
    »O Gott!« sagte Trosky. »Diese klebrigen amerikanischen Dinger? Ich habe mir von meinem Vater erzählen lassen, daß die Amis damit den Krieg gewonnen haben! Jeder soll die mit sich herumgeschleppt haben. Fruchtstangen, Colaschokolade, Nescafé, Kekse.«
    »Haben wir auch alles hier!«
    »Dann kann uns ja eigentlich kaum etwas passieren!« Trosky hämmerte sich wie ein Gorilla mit beiden Fäusten an die breite Brust. »Daran ist Hitler-Deutschland zerbrochen, und wir werden den Ozean besiegen! Stellt euch bloß vor, wie weit die Wikinger gekommen wären, hätten sie amerikanische Notverpflegung an Bord gehabt!«
    Es war ein lustiger Tag, dieser erste.
    Drei Stunden später war die Kleidung durch Wind und Sonne so getrocknet, daß Lucrezia hinausklettern und die Wäsche hereinholen konnte. Randler, drüben auf der Motoryacht, stürzte an die Reling und fuchtelte mit beiden Armen.
    »Das ist unfair!« schrie er. »Bei Ringelpietz mit Anfassen die Presse ausschließen! Holt mich rüber!«
    Lucrezia winkte ihm zu, turnte in ihrer Nacktheit auf dem Außenwulst der Gummiinsel herum, warf die Kleidung ins Innere und verschwand dann wieder.
    Der Abend und die Nacht gingen mit Erzählungen und Plänemachen vorüber. Es war schwer, sich immer wieder vorzustellen: Wir sind 350 Meilen von der Küste entfernt! Wir sind allein! Sie mußten vergessen, daß ein paar Meter neben ihnen eine Motoryacht auf sie aufpaßte. Als es dunkel wurde, beugte sich Trosky zu Losskow und flüsterte ihm ins Ohr. »Bis jetzt konnte ich es aushalten«, sagte er. »Man kneift eben alles zusammen. Aber jetzt geht's nicht mehr! Auch Wasser und Trockenkeks wollen mal, verwandelt, heraus!«
    »Wir sind allein auf dem Ozean.«
    »Aber ich muß …«
    »Wir müssen alle, früher oder später. Auch die Mädchen.«
    »Das ist eine ganz neue Situation, in die ich erst hineinwachsen muß.«
    »Wir sind Schiffbrüchige und haben nichts mehr zu verlieren als unser Leben! Das Schamgefühl ist das erste, was über Bord geht.«
    »Wenn das so ist …«, sagte Trosky laut. »Also gut, ich geh

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