Die Fahrt nach Feuerland
Verzehr aufgeweicht werden konnte.
Bisher nicht einkalkuliert war der Lebensraum von Mr. Plump. »Muß das Vieh denn unbedingt mit?« fragte Trosky. »Blick mich nicht so scheel an, Blondie, ich liebe Tiere, ich habe sie zum Fressen gern. Auf einer Malediven-Insel habe ich sogar einen wilden Hund am Spieß als Leckerbissen gegessen – ich war dazu eingeladen worden! Aber ich weiß wirklich nicht, was dieser Glotzköter an Bord soll!«
»Mr. Plump ist unser Talisman!« sagte Helena Sydgriff energisch. »Kann sein, daß er bald das einzige Lebewesen sein wird, an dem wir Freude haben!«
»Er nimmt uns mindestens einen Quadratmeter Raum weg!«
»Dann verzichte ich auf diesen einen Quadratmeter! Er schläft in meinem Kojenteil!«
»Und sein Fressen?«
»Er bekommt seinen Anteil von mir! Zufrieden?«
»Noch nicht!« Es schien Trosky Spaß zu bereiten, in Opposition zu gehen. »Ein normaler Hund muß pinkeln und scheißen! Wohin denn? Der kann sich nicht auf den Bootsrand setzen wie wir.«
»Ich habe mit ihm geübt!« sagte Helena kühl. »Mr. Plump ist an eine kleine Sandkiste gewöhnt worden.«
»Braucht also noch mehr Platz! Und woher nimmst du den Sand, wenn wir wochenlang auf See sind? Oder sollen wir wegen Mr. Plump von einer Sandbank zur anderen segeln?! Das gibt eine neue Seekarte: Plumpsklostationen.«
Alles das war nun vergessen. Mr. Plump saß brav neben Helena Sydgriff, während die Reden gehalten wurden, und nahm es gelassen hin, daß man ihn filmte und fotografierte. Der Name des Bootes war noch verhängt. An einer Schnur hing eine Flasche Champagner. Unter den Klängen der Band, die Randler besorgt hatte und die nun verjazzte Seemannslieder spielte, traten Helena und Lucrezia nahe an das Schiff und griffen nach der Flasche. Losskow hatte es so gewünscht. »Ihr tauft es gemeinsam«, hatte er gesagt. »Warum – das werdet ihr dann schon sehen.«
»Ich danke Ihnen allen für Ihre Hilfe!« rief Losskow, nachdem ein Tusch auf den feierlichen Augenblick vorbereitet hatte. »Wann wir uns wiedersehen, wann wir wieder hier festmachen – das weiß niemand! Auch was an Abenteuern und Gefahren vor uns liegt, weiß keiner. Sicher wissen wir nur eins: Wir haben den festen Willen, unser Ziel zu erreichen. Das Glück muß in all diesen Tagen und Wochen mit uns sein, und deshalb wollen wir das Boot taufen auf die Namen unserer beiden schönen Frauen, die uns Glück bringen sollen: Helena und Lucrezia! Das Boot soll Helu heißen!«
Helena und Lucrezia warfen die Champagnerflasche an den Rumpf, sie zerschellte tatsächlich, die Leine zog das Tuch herunter. In Goldbuchstaben leuchtete Helu in der Morgensonne. Lucrezia klatschte in die Hände und drehte sich fotogen nach allen Seiten. Helena gab Losskow einen freundschaftlichen Kuß auf die Wange. Trosky grinste breit in die Kameras und sagte leise zu Losskow:
»Helu – ein selten dämlicher Name! Du hättest mich hinzunehmen sollen: Troluhe! Das klingt nach Wagner, Fliegender Holländer! Wann hast du das Schild denn anbringen lassen?«
»Gestern nacht.« Losskow gab ihm einen Rippenstoß. »Los, und jetzt an Bord! Das Theater hat lange genug gedauert!« Er trat zwei Schritte vor und legte die Arme um Helena und Lucrezia. »Ihr geht zuerst. Losmarschiert!«
Die Jazzgruppe spielte frei improvisierend. ›Wir lagen vor Madagaskar und hatten die Pest an Bord …‹, was vielleicht nicht ganz passend war. Aber bevor Helena und Lucrezia Arm in Arm über die Gangway an Bord gingen, trabte Mr. Plump los. Würdevoll, die platte Nase erhoben, seine abgrundtiefe Häßlichkeit voll zur Geltung bringend, spazierte er über die Planken, hüpfte auf das Kabinendach, beschnupperte den Mastbaum und glotzte zurück zu den Menschen an Land. »Jetzt hat er sein Bäumchen gefunden!« rief Trosky begeistert. Mr. Plump bestätigte die Feststellung, indem er ein Hinterbein hob.
Losskow wartete, bis Helena, Lucrezia und Trosky das Boot betreten hatten, ehe auch er an Bord ging. Dieter Randler hatte es übernommen, die Leinen zu lösen. Trosky fing sie auf, Losskow ging ans Ruder, Lucrezia hißte das Focksegel, Helena ließ das Großsegel hoch. Sie trugen weiße Trainingsanzüge mit leuchtendroten Längsstreifen an Ärmeln und Hosenbeinen: eine Stiftung der Sportartikelfirma, die mit einem eigenen Filmteam gekommen war, das vor allem das Medaillon auf der Brust – das Markenzeichen – ins Bild zu setzen wußte.
Am Ufer klatschten die Zuschauer, winkten ihnen zu, und die Band
Weitere Kostenlose Bücher