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Die Fahrt nach Feuerland

Die Fahrt nach Feuerland

Titel: Die Fahrt nach Feuerland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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der Türschwelle stehen und gab einen singenden Laut von sich. Helena strahlte ihn verliebt an und schnitt ein Stückchen Schinken ab.
    »Er ist der häßlichste Hund, den ich je gesehen habe!« sagte Losskow.
    »Jeder Hund ist schön!« behauptete Helena. »Man braucht ihm nur in die Augen zu sehen.«
    »Zugegeben! Sein Blick kann Steine erweichen.«
    »Dich auch?«
    »Er soll doch nicht etwa bei uns bleiben?!«
    »Willst du ihn bei Eis und Frost auf die Straße zurückjagen?«
    »Irgendwo muß er doch herkommen!«
    »Das ist unwichtig. Er ist bei uns gelandet und fühlt sich wohl.« Mr. Plump fiepste wieder, schnappte das Stückchen Schinken geschickt auf und kaute schmatzend. »Er will nicht gefragt werden, wo er herkommt; er will wissen, wo er bleiben kann.«
    »Das ist eine verdammt krumme Logik! Mein Gott, was für eine Mischung ist das bloß?«
    »Ich erkenne deutlich Dackel, Spitz und Terrier. Wo er die platte Nase her hat, ist mir noch rätselhaft.«
    »Schauderhaft!« Losskow sah zu, wie Mr. Plump sich setzte, manierlich Männchen machte und damit für alle Zeiten bei Helena gesiegt hatte. »Er stinkt mächtig aus dem Fell!«
    »Alle nassen Hunde stinken aus dem Fell.«
    »Aber der besonders!«
    »Das darf er! Mr. Plump ist kein Gentleman, er ist ein Clochard! – Wenn er erst gebadet ist, wird er auch deiner Nase zusagen.«
    »Das ist eine Idee!« Losskow blinzelte Mr. Plump zu, aber der war mit dem Geruch von Wurst und Fleisch vollauf beschäftigt. »Baden wir ihn! Ist er wirklich ein Clochard, wird er das als Körperverletzung ansehen und entfliehen.«
    Mr. Plump war ein zwiespältiger Charakter. Wie Losskow erwartet hatte, mißfiel ihm das Bad gründlich. Er knurrte tief, versteinerte und stand unbeweglich, wie ein Denkmal, in der Wanne, ließ sich einseifen und abduschen, trocknen und massieren, bekam traurige Augen und zog sich in die Couchecke zurück, wo er zusammengerollt seinen Groll ausschlief. Aber er machte keine Anstalten zu flüchten. Mit sauberem Fell schnarchte er so melodisch, daß Helena sich über ihn beugte und ihn auf die platte Nase küßte.
    »Was machen wir ab Februar mit ihm?« fragte Losskow am Abend, als sie im Bett lagen und im transportablen Fernseher das Programm verfolgten, während sich Mr. Plump schnaufend zu ihren Füßen rekelte.
    »Er fährt mit!«
    »Über alle Ozeane?«
    »Wir werden testen, ob Mr. Plump seekrank wird. Wenn nicht, ist er die Nummer fünf in unserer Crew.«
    »Und wenn er seekrank wird?«
    »Dann gebe ich ihm Tabletten!«
    Losskow seufzte, küßte Helena in die Halsbeuge und sah weiter dem Fernsehspiel zu. Es fängt schon gut an, dachte er. Ich kann ihr nichts abschlagen.
    Dennoch war er glücklich.
    Ich liebe sie, dachte er. Ich liebe, liebe, liebe sie.
    Am 24. Januar trafen sie wieder ein. Jan Trosky, braun gebrannt von einem Schneeurlaub. Lucrezia Panarotti, quirlig und aufgedreht wie nie, in einem neuen Leopardenmantel.
    »Ein Weihnachtsgeschenk von Angelino«, sagte sie und drehte sich um sich selbst. »Damit wollte er mich festhalten! Stellt euch das vor! Sagt zu mir: ›Das ist erst der Anfang! Wenn du das dumme Abenteuer nicht mitmachst, wenn du absagst, kaufe ich dir auf der Via Appia eine Villa! Du kannst dir bei Cartier Schmuck aussuchen – nur bleib hier!‹«
    »Und warum bist du trotzdem gekommen?« fragte Helena. Es klang nicht höflich. Lucrezia schien es nicht zu merken.
    »Ich habe ein Versprechen gegeben, also halte ich es auch! Oder glaubt ihr, ich kneife, weil mich ein Mann verwöhnen will? Meint ihr, ich sei käuflich? Traut ihr mir das zu?« Sie zog den Leopardenmantel aus, warf ihn auf einen Stuhl und nickte zu ihm hin. »Verkauft ihn! Der bringt seine 25.000 Mark! Das Geld können wir gut gebrauchen.«
    »Sie ist doch ein verteufeltes Mädchen!« sagte Trosky anerkennend. »Ich will ehrlich sein: Ich hätte nicht gedacht, daß wir uns vollzählig wiedersehen!«
    »Ihr täuscht euch alle in mir!« Lucrezia zog einen Schmollmund. »Ich weiß nicht, was das ist, alle sehen ein Weibchen in mir! Ihr werdet euch noch wundern!«
    »Das erwarte ich!« Trosky lachte. »So, und jetzt suche ich meine Anita. Sie weiß nicht, daß ich heute komme. Das wird ein Wiedersehen geben!«
    Am Abend kreuzte er bei Losskow auf, setzte sich verkrampft in einen Sessel und sagte:
    »Zigarette und Whisky. Eine ganze Flasche.«
    »Ist was mit Anita los?« fragte Losskow ahnungsvoll.
    »Scheiße!«
    »Ein anderer im angewärmten Bett?«
    »Den hätte ich

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