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Die Fahrt nach Feuerland

Die Fahrt nach Feuerland

Titel: Die Fahrt nach Feuerland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Gewichtsverlagerung im Rhythmus des Wellenganges ungehindert herumspazieren konnte.
    »Er hat einen hohen Intelligenz-Quotienten!« sagte Helena stolz. »Das findet man bei Bastarden oft.«
    »Dann gehöre ich zu den klügsten Köpfen der Menschheit!« brummte Trosky.
    »Es widerspricht dir keiner!« sagte Helena. Man lachte darüber, auch Trosky. Nur sein Blick auf Helena verriet kein Fünkchen Humor.
    »Trosky beginnt, Lucrezia in Gedanken aufzufressen!« sagte Losskow. »Und das schon nach zwei Wochen! Er schlägt vor, Luzi in Teneriffa von Bord zu schicken.«
    »Dann wäre ich die einzige Frau unter euch.«
    »Hättest du Angst?«
    »Du solltest Trosky nach Hause schicken, Peer.«
    »Dann wäre ich der einzige Mann unter zwei Frauen.«
    »Ich glaube, das gäbe weniger Komplikationen als umgekehrt. Mit Luzi werde ich fertig – mit Trosky nicht!«
    »Ich überlege es mir«, sagte Losskow. »Ich befürchte nur, wir müßten Trosky dann mit Polizeigewalt von Bord holen. Freiwillig, das hat er ja verkündet, geht er nie!«
    Nach diesem Gespräch ging Losskow wieder an Deck, während sich Helena schlafen legte. Mr. Plump wedelte mit dem Schwanz, als Losskow sich ans Ruder setzte und hinaus in die helle, warme Nacht blickte. Der Wind hatte aufgefrischt. Wenn man jetzt mit vollen Segeln hineinhielt, konnte man eine schnelle Fahrt machen.
    Losskow holte den Treibanker ein, ließ das Großsegel und die Fock voll in den Wind und freute sich, daß das Boot durchs Meer glitt, als laufe es auf geschmierten Schienen. Wenig später kam Trosky auf Deck und hockte sich neben Losskow. Er trug eine kurze Hose und ein Unterhemd. »Gerade will ich einschlafen, da höre ich, wie der Anker hochgeht! Was ist los?«
    »Wir haben eine herrliche Brise.«
    »Du willst die Nacht über segeln?«
    »Es wäre schade, den Wind nicht auszunutzen. Wenn er am Morgen wieder einschläft, haben wir eine gute Strecke hinter uns.«
    »Und warum rufst du mich nicht? Willst du die ganze Nacht allein am Ruder sitzen?«
    »Ich fühle mich munter und frisch.«
    »Wir haben Arbeitsteilung ausgemacht. Ich soll in der Koje einen wegratzen, und du hängst am Ruder! Der große Held, der wacht und arbeitet, während die anderen die Schäfchen zählen.« Trosky tippte Losskow mit dem Zeigefinger an die Rippen. »Du hast den Tag über genug gearbeitet. Jetzt übernehme ich! Hau ab! Nach vier Stunden weck' ich dich.«
    Losskow gab nach. »Du hast weiter nichts zu tun, als streng Kurs Südwest zu halten. Am Morgen berechne ich den Kurs neu. Und wenn du mehr in den Wind willst, dann –«
    »Bin ich ein Hohlkopf?« rief Trosky. »Ich habe gar nicht gewußt, daß du Oberlehrer bist!«
    »Warum nimmst du alles immer so persönlich?« fragte Losskow. »Keiner will dir etwas!«
    »Ich bin ein Bastard – hat Blondie gesagt!«
    »Du hast sie herausgefordert.«
    »Aber sie meint es ernst! Oh, ich vergesse so etwas nicht! Ich habe eine empfindliche Seele, Peer! Ich bin verwundbar – auch wenn's nicht so aussieht!«
    »Du bist ein merkwürdiger Mensch«, sagte Losskow. »Ein gespaltenes Wesen. Eine schizophrene Natur.«
    »Danke! Hast du noch mehr Komplimente auf Lager?«
    »Der eine Mensch schenkt einer kleinen Anita ein Begräbnis 1. Klasse – und der andere Mensch kann zersetzend wirken wie Säure. Der eine kann weinen, wenn er von der Moldau erzählt – der andere brächte es fertig, Mr. Plump ins Meer zu werfen, nur um zu sehen, wie die Haie ihn zerfleischen.«
    »Die Idee ist nicht übel!« Trosky grinste breit und sah hinunter zu Mr. Plump. Der Hund glotzte ihn feindselig an. Zwischen ihm und dem großen finsteren Menschen gab es keinen Kontakt. »Ich werde mich daran erinnern, wenn wir in Haigebiete kommen.«
    »Wer ist der richtige Trosky?« fragte Losskow.
    »Sucht euch einen aus! Ihr habt die Wahl – was wollt ihr mehr? Für jede Gelegenheit habt ihr an mir einen Buhmann! Ich müßte euch unentbehrlich sein! Was auch passiert, ich stehe als Sündenbock zur Verfügung!«
    Er drängte Losskow vom Steuer weg und setzte sich breitbeinig hin. »Hau ab, sag' ich! Schlaf dich aus! – Ist eine Frage erlaubt?«
    »Bitte.«
    »Ist Helena, die Kühle, eigentlich zugenäht?«
    »Dafür müßte ich dir jetzt in die Fresse schlagen!«
    »Aber du tust es nicht, weil es eine Frage ist, die auch dich beschäftigt. Es muß ein perverses Vergnügen sein, den Heiligen zu spielen!«
    Wütend ging Losskow unter Deck, fest entschlossen, Trosky in Teneriffa von Bord zu weisen. Helena

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