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Die Fahrt nach Feuerland

Die Fahrt nach Feuerland

Titel: Die Fahrt nach Feuerland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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freundliche, friedliche Menschen! Was soll einer von uns mit solch einem Schiff anfangen?!«
    »Verkaufen!!«
    »Wo denn?« bellte der Polizeichef. »Auf dem Markt in Praia? So ein Boot ist unverkäuflich! Es wurde ja schon gesagt: Damit fällt jeder auf!«
    »Man könnte es drüben in Gambia verkaufen.«
    »Da muß man erst hinkommen!« Der Hauptmann der Armee winkte ab. »Glauben Sie, daß man hier solch ein auffälliges Schiff stiehlt und das Risiko auf sich nimmt, heil mit ihm zum Festland zu kommen, um es dort zu verkaufen?«
    »Für zwei oder drei arme Fischer wäre der Erlös ein Riesenvermögen.«
    »Es ist alles sinnlos!« sagte Losskow und umklammerte das Schnapsglas. »Wir reden, reden und reden. Und keiner denkt daran, was die Mädchen jetzt machen oder – was aus ihnen geworden ist.«
    »Gut, daß Sie darauf kommen.« Der Polizeichef, tief beleidigt, weil man, wenn auch indirekt, einen Kapverden der Piraterie bezichtigt hatte, hob demonstrativ den Zeigefinger. »Wir haben Zeugen, die aussagen, daß die beiden Damen selbst die Segel hißten!«
    »Unter Zwang!« rief Losskow.
    »Das nehmen wir an. Aber wer kann das beweisen? Keiner hat Männer an Bord gesehen.«
    »Sie wollen uns doch nicht einreden, daß die Mädchen von sich aus …?« schrie Trosky.
    »Ich zähle nur die verschiedenen Möglichkeiten auf!« schrie der Polizeichef zurück. »Vielleicht ist dieser angebliche Bootsdiebstahl nur ein schlechter Witz!?«
    »Wer uns das einreden will, den schlage ich nieder!« sagte Losskow und ballte die Faust.
    Dann verlor er das Gleichgewicht, worauf Trosky schon lange gewartet hatte, und rutschte vom Stuhl. Man ließ ihn auf der Erde sitzen, mit dem Rücken an die Wand gelehnt. Man zeigte Verständnis für seine Trunkenheit. Nicht jeder hat die Nerven, den Verlust eines Segelbootes und einer schönen Frau standhaft zu ertragen.
    Sie blieben vier Tage und vier Nächte in ihrer Höhle. Das Boot schaukelte ruhig auf dem fast unbewegten Wasser. Wenn die Flut kam, stieg es in der Höhle an, die See drückte in den Raum, aber die großen, schäumenden, weißstäubenden Brecher brachen sich draußen vor den Klippen und vor den Lavasäulen am Eingang der Wasserrinne. Ein paarmal noch hörten sie, wie Hubschrauber das Gebiet überflogen und kreisten. Von den Suchbooten sahen sie natürlich nichts, aber sie nahmen an, daß sie die Küste entlangfuhren und mit Ferngläsern abtasteten.
    Einmal fragte Lucrezia: »Was machen Sie, wenn jetzt ein Polizeiboot in die Höhle läuft?«
    Und Maurice antwortete ehrlich: »Ich weiß es nicht. Diese Möglichkeit habe ich verdrängt. Geschieht es, muß ich aus der Situation heraus handeln. Auf jeden Fall wird es heiß hergehen.«
    Die langen Tage verbrachten sie mit Dösen, Schwimmen, Kartenspielen, Angeln und Kochen. Maurice erzählte aus der Fremdenlegion, Silva schwieg notgedrungen, denn er konnte ja nur Crioulo sprechen, aber er spielte gut Halma, und das spielte er mit Lucrezia bis zum Müde werden. Wenn er gewann, freute er sich wie ein Kind, verlor er, fluchte er in seiner Sprache und biß einmal sogar vor Wut in seine Mütze.
    Depallier und Helena spielten Schach miteinander, aber für Maurice war es das schönste, wenn er unter Deck im Salon in einem der schmalen Sessel saß und sich von Helena ihre Schallplatten vorspielen ließ: das Klavierkonzert Nr. 1 von Tschaikowskij, Intermezzi aus italienischen Opern, Querschnitte aus Tannhäuser oder Lohengrin, Sinfonien von Beethoven oder Brahms, Nocturnes von Chopin oder Porträts großer Sänger mit den schönsten Opernarien. Dann hatte Maurice die Augen geschlossen, und seine Hände dirigierten.
    »Die Callas«, sagte er einmal nach einer Arie aus Norma, »die war Privatgast in unserem Haus und sang für unsere Gäste, weil sie Vater gut leiden mochte und Onassis zehn gut sitzende Depallieranzüge besaß. Das war beachtlich – wer hat Onassis jemals in einem gutsitzenden Anzug gesehen?! Selbst seine Smokings waren jammervoll. Und ich werde nie vergessen, wie Mario del Monaco mit mir ein Duett sang, weil ich darum bettelte. Ich habe einen sehr guten Bariton, und Mario sagte damals zu mir: ›Mein Junge, wenn du fleißig Unterricht nimmst, begegnen wir uns vielleicht einmal in den Kulissen. Aber warum will ein Depallier singen? Ich kann mich nicht besinnen, daß Millionärssöhne große Sänger geworden sind. Große Sänger wurden immer nur die hungrigen Sänger. Schade, denn du bist begabt!‹ – Dafür nahm meine Mutter

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