Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Fahrt nach Feuerland

Die Fahrt nach Feuerland

Titel: Die Fahrt nach Feuerland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
trugen. Aus ihren blonden Haaren tropfte das Salzwasser.
    »Sie sind eine wunderbare Frau, Helena«, sagte Maurice, während er sich die Stiefel auszog; sie waren vollgelaufen. »Ziehen Sie sich erst um. Der Tee rettet uns doch nicht mehr vor einem Schnupfen. Es ist schade, daß ich Ihnen als Gangster begegnen mußte. Ich hätte mich ernsthaft um Sie bemüht.«
    »Ich liebe Peter«, sagte Helena ruhig. »Nur ihn.«
    »Beneidenswert.« Depallier zog seinen nassen Pullover aus und saß nun mit nacktem Oberkörper da. »Soll ich Ihnen etwas verraten? Wollen Sie nicht erfahren, warum das hier alles geschieht? Sind Sie nicht neugierig?«
    »Nein.«
    »Es geht um zwei Ledersäcke. Zwei mittelgroße lederne Packsäcke. Darin liegt das ganze künftige Leben des Maurice Depallier.«
    Von Deck kam nun auch Jorge Silva zurück. Er troff vor Nässe, zog sich ungeniert völlig aus und wickelte sich in ein großes Handtuch, das Helena ihm zuwarf. Dabei knurrte er wie ein Hund, dessen Freßnapf man zu nahe tritt. Lucrezia, die auf dem Bett lag und ihm zuschaute, schüttelte den Kopf. O Gott, dachte sie, wie hungrig muß eine Frau sein, wenn sie sich mit solch einem Kerl einläßt.
    Der Tee mit viel Rum schmeckte köstlich nach diesen harten, meerumtobten Stunden. Silva schlürfte ihn wie ein Ferkel die Milch, Depallier trank ihn in schnellen kleinen Zügen, sogar Mr. Plump kam aus dem Bett und stellte sich schwanzwedelnd an.
    »Verräter!« sagte Helena verächtlich. »Aber warte, du sollst deinen Willen haben.«
    Sie goß Rumtee in Mr. Plumps Schüssel und goß etwas kaltes Wasser dazu, bis der Tee trinkbar war. Dann tat sie noch einen Schuß Rum extra hinein. Depallier starrte sie verwundert an.
    »Ist der Hund Alkoholiker?«
    »Nein! Aber ihm soll aus Strafe kotzübel werden!«
    »Vielleicht gefällt es ihm? Ein besoffener Hund zeigt menschliche Züge, ich habe das einmal auf Korsika erlebt. Bei der Legion. Da hatten wir eine Bar, und der Patron besaß einen Hund, eine schwarzweiß gefleckte Riesendogge, ein herrliches Tier. Nur – es war ein typischer Alkoholiker. Die Dogge soff mehr als zwei Mann. Und dann tanzte sie, pinkelte, hüpfte auf drei Beinen im Kreis herum und krachte gegen alle Stuhlbeine. Sogar rülpsen konnte sie! Wir liebten sie wie einen Bruder. Sie müßte heute noch leben, wenn sie sich nicht totgesoffen hat.«
    Mr. Plump schlürfte den Rumtee mit Wonne, bekam dann einen knackenden Schluckauf, sein wolliger Körper wurde von jedem Hick erschüttert und fast von den Beinen geholt, aber dann rettete er sich ins Bett, rollte sich zusammen und begann umgehend laut zu schnarchen.
    »Das mache ich auch gleich«, sagte Depallier und trank die dritte Tasse Tee. »Wir alle sind am Ende unserer Kräfte. Heute gibt es keine Nachtwache mehr. Deshalb muß ich um Vergebung bitten, wenn ich die Damen für diese eine Nacht festbinde.«
    »Das versuche mal!« sagte Lucrezia laut.
    »Lucrezia, wir haben uns all die Tage so gut verstanden. Warum jetzt so widerspenstig?«
    »Ich lasse mich nicht fesseln!«
    »Und ich lasse mir die Freiheit, die jetzt so greifbar vor mir liegt, nicht vernichten! Ich gehe auf Sicherheit!«
    »Dann müssen Sie mich überwältigen!« schrie Lucrezia und sprang auf. Wie ein in die Ecke getriebenes Raubtier stand sie da.
    »Ich werde das Jorge Silva überlassen.«
    »Sie Schuft, Sie elender!«
    Depallier drehte sich zu Helena herum. Sie stand in der kleinen Kombüse und hatte ein Handtuch um ihre nassen Haare gewickelt.
    »Wehren Sie sich auch, Helena?«
    »Nein. Es hat ja doch keinen Zweck.«
    »Könnten Sie das nicht auch Ihrer Freundin erklären?«
    »Ich schwimme nicht weg!« schrie Lucrezia böse. »Ehrenwort!«
    »Anbinden ist sicherer.« Depallier lächelte schief. »Haben Sie bitte Verständnis dafür, daß ich für mein neues Leben alles tue! Auch wenn ich in Ihren Augen erneute Mißachtung riskiere.«
    Er trank noch eine letzte Tasse Tee mit Rum, holte aus einem Materialkasten vier dünne Stricke und knüpfte Schlaufen. Er wartete, bis Helena in ihrer Kajüte trockene Jeans und einen Pullover angezogen hatte, und fesselte sie dann als erste. Er band ihr die Hände hinter dem Rücken zusammen und ließ ihre Beine frei. Lucrezia dagegen, die ihn wie eine Katze anfauchte und mit unschönen Namen belegte, band er auch die Beine zusammen.
    »Bei Ihnen, Helena, verzichte ich auf die Beinfesseln«, sagte er. »Sie sind vernünftig genug, um das nicht auszunützen. Gute Nacht.«
    Er brachte Lucrezia

Weitere Kostenlose Bücher