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Die Fahrt nach Feuerland

Die Fahrt nach Feuerland

Titel: Die Fahrt nach Feuerland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und Helena in die Doppelkabine und schloß die Tür. Mit einem Hüpfer warf sich Lucrezia auf das schmale Bett.
    »Er ist doch ein Schwein!« schrie sie wütend. »Und wenn er noch so charmant ist! Wo ist Mr. Plump?«
    »Bei ihm!«
    »Männer!« Lucrezia verzog angeekelt die Lippen. »Mr. Plump hat bei mir ausgewedelt! Was ist denn das?«
    Vor der Tür hörte man ein Schaben und Rücken. Helena klopfte mit den Schuhspitzen gegen die Tür.
    »Was ist denn los?« rief sie.
    »Jorge Silva wird sich vor Ihre Tür legen, Helena. Wenn Sie sie öffnen, müssen Sie ihn erst beiseite drücken. Davon wacht er bestimmt auf.«
    »Ich sage es ja, ein Riesenschwein!« Lucrezia streckte sich aus. Ein paar Minuten später hatte der Rum sie eingeschläfert.
    In Tarrafal hatte das Unwetter die Lage gründlich verändert, genau, wie es Depallier vermutet hatte. Die Suchhubschrauber konnten nicht starten, die Polizeiboote suchten Schutz im Hafen; es war bei diesem Seegang unmöglich, draußen auf dem Ozean zu bleiben. Die Brecher stäubten hoch über die Kaimauern und rissen sogar Löcher in den Steinwall. Was an Fischerbooten noch schwamm, war schnell an Land gezurrt worden, zwei kleine Frachtschiffe, die im Hafenbecken lagen, tanzten gefährlich auf den wildgewordenen Wassern und drohten von den Trossen zu reißen. Ihnen galt die ganze Sorge der Hafenarbeiter: wurden sie gegen die Mauern oder an Land geworfen, bedeutete das totalen Bruch. Den Vorschlag, gegen den Wind auszulaufen und auf offener See zu warten, lehnten die Kapitäne rundweg ab. Sie wurden nicht bezahlt, um Helden zu sein.
    »Damit ist unsere Hoffnung gleich Null«, sagte der Polizeichef ehrlich. Während der Orkan an den Dächern riß und durch die Gassen heulte und das Brüllen des Meeres jeden anderen Laut übertönte und auch die Menschen sich nicht mehr ins Freie wagten, saßen Peter und Trosky, der Hauptmann aus Praia und der Polizeichef, der Kommandant eines Polizeibootes und zwei Hubschrauberpiloten im Polizeihaus zusammen und tranken schweren Portwein. »Diesen Sturm überleben sie nicht auf freier See«, sagte der Polizeichef. »Und wenn sie an der Küste in einem Versteck liegen, auch nicht. Sie werden an die Felsen geschleudert, und dann bleiben nur noch Splitter übrig!«
    »Das Boot ist unsinkbar«, sagte Peter von Losskow. »Auf offener See kann es allenfalls zu einem Mastbruch kommen. Sinken kann das Boot nie!«
    »Das gibt es nicht!« Der Polizeichef lächelte mokant. »Jedes Schiff sinkt!«
    »Es ist eine Spezialkonstruktion.«
    »Der Ozean haut es zusammen.«
    »Nicht dieses Kunststoffmaterial. Wir haben das durchgetestet.«
    »Aber wenn es gegen die Felsen geschleudert wird –«
    »Dann ja«, sagte Peter gedehnt. »Das wollen wir nicht hoffen.«
    »Aber damit rechnen müssen wir. So einen Sturm haben wir lange nicht mehr gehabt! So plötzlich! Fällt einfach über uns her! Hören Sie sich das an. Das Meer zerschlägt unsere Hafenmauern! Und da reden Sie von einem unsinkbaren Boot! Ich fürchte, wir können nach dem Sturm die Suche einstellen.«
    »Gegen diese bequeme Lösung des Problems protestiere ich!« sagte Trosky scharf. »Es wird weitergesucht. Ein Boot wie die Helu kann doch nicht verschwinden! Irgendwo kommt es an!« Er ging an das Fenster und blickte hinaus zum Hafen. Haushoch gischteten die Wellen über die Kaimauern. Der Himmel war fahlgelb und mit Wüstensand durchsetzt.
    Mein Gott, dachte Trosky. Wenn sie wirklich auf See sind, gibt es nur noch eins für sie: sich festbinden und abwarten. Das Boot kann nicht sinken, aber wer wird in dieser Wasserhölle daran noch glauben?
    Er stieß sich vom Fenster ab und ging in den Raum zurück. »Was passiert, wenn wir die Piraten erwischen?« fragte er.
    »Sie kommen ins Gefängnis.«
    »Das kann man sich sparen.« Trosky hieb die geballten Fäuste gegeneinander. »Laßt mich fünf Minuten mit ihnen allein!« Als die anderen schwiegen, sagte er dumpf: »Wie einfach funktionierte früher das Seemannsgesetz, wenn man einen Piraten erwischt hatte. Da gab es am Großmast, an der Groß-Royalrah, extra ein paar Haken, an die man ihn aufhängte! Und trotzdem war's eine christliche Seefahrt.«
    In der fünften Nacht war es endlich soweit. Das Meer hatte sich weitgehend beruhigt. Lange, hohe Wellen rollten gegen die Küste, der Wind lag bei Stärke vier, der Himmel war klar, übersät mit Sternen, und zeigte einen auf dem Rücken liegenden, zunehmenden Mond.
    »Das beste Reisewetter«, sagte Maurice

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