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Die Fahrt nach Feuerland

Die Fahrt nach Feuerland

Titel: Die Fahrt nach Feuerland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Depallier erfreut. »Mit der Ebbe laufen wir aus.«
    Das war auch die einzige Möglichkeit, aus der Höhle wegzukommen. Der Wind, der durch das zerklüftete Dach hineinwehte, war zu schwach, um ihn mit Segeln aufzufangen. Einen Hilfsmotor hatte man nicht, und es zeigte sich jetzt wieder, daß Troskys Protest nicht unüberlegt gewesen war.
    »Wir werden auch die langen Stechpaddel nehmen«, sagte Depallier. »In der Fahrrinne haben wir dann mehr Wind und können vorsichtig ins Freie.« Er sah Lucrezia mit einem charmanten Lächeln an. »In spätestens vierundzwanzig Stunden sind Sie von mir befreit.«
    »Sie wollten mir die beiden Ledersäcke zeigen, Maurice.« Helena zog ihr Ölzeug wieder an. Bei Windstärke 4 und diesen Wellen kamen bestimmt Brecher über Bord.
    »Stimmt!« Depallier nickte. »Das habe ich Ihnen versprochen. Mein neues Leben – zusammengeraubt!« Er stellte die Klappe des linken Stauraums hoch und holte einen abgeschabten Ledersack heraus. Er war mit breiten Lederriemen und dicken Schnallen verschlossen. Als er den Sack auf den Tisch hob, klirrte es metallisch.
    »Hier ist der neue Depallier!« sagte er etwas theatralisch. »Ich hoffe wenigstens, daß es ein neuer und besserer wird …«
    Plötzlich war es still in dem kleinen Salon. Lucrezia, die gerade ihre hohen Gummistiefel anzog, unterbrach das Ankleiden und blieb an die Wand gelehnt stehen, ein Bein noch bloß, das andere schon im Stiefel. Nur Jorge Silva sagte etwas in seiner Crioulo-Sprache. Depallier antwortete hart: »Halt's Maul!«
    »Was meint er?« fragte Helena.
    »Ich sei ein Idiot, daß ich Ihnen das zeige.«
    »Vielleicht hat er recht.«
    »Sie werden mich verraten? Warum? Ich habe Sie untadelig behandelt, ich habe Sie leben lassen – was gar nicht so selbstverständlich ist! –, und ich werde Sie wieder freilassen. Das wäre doch eine Gegenleistung wert, nicht wahr?« Er setzte sich an den Tisch hinter den Ledersack, klopfte mit der Faust dagegen und nickte Helena zu. »Schnüren Sie ihn auf.«
    »Ich? Warum?«
    »Haben Sie Angst, sich mitschuldig zu machen?«
    »Das wäre eine dumme Angst.« Sie löste die Knoten des Lederriemens, öffnete die Schnalle und zog den Sack auseinander. Nach einem kurzen Blick hinein ließ sie den Lederbeutel los und lehnte sich entspannt an die Tischkante.
    »Na, was sehen Sie?« fragte Depallier.
    »Goldmünzen.«
    »Goldmünzen. Sie sagen so lapidar: Goldmünzen! Meine Liebe, so etwas haben Sie noch nicht gesehen! Museumsdirektoren bekämen beim Anblick dieser Münzen einen Herzanfall! Da haben Sie Goldprägungen römischer Kaiser, Privatprägungen unseres Sonnenkönigs Ludwig XIV., byzantinische Goldmünzen, Prägungen aus purem Gold, die von den Konquistadoren stammen, Gold, das den Azteken, Inkas und Mayas gehörte und an denen das Blut dieser vernichteten Völker klebt. Das sind Münzen, von deren Existenz heute kaum noch einer weiß und die der Mann, dem ich sie weggenommen habe, auch nur aus dunklen Kanälen bekommen haben kann. Und Sie sagen: Münzen! – Das ist ein Schatz, der gar nicht abschätzbar ist!«
    »Gratuliere, Maurice!« sagte Helena steif.
    »Danke, Madame.« Er beugte sich vor, griff mit beiden Händen in den Ledersack, füllte sie mit Münzen, hob sie empor und ließ die Goldstücke klirrend in den Sack fallen. Immer und immer wieder – Kaskaden aus Gold. Seine Augen leuchteten. »Ich kann verstehen«, sagte er mit belegter Stimme, »daß es Menschen gab, die in Gold baden wollten. Es ist ein unheimliches Gefühl, das rieseln zu sehen, das klingeln zu hören.«
    »Aber es wird nicht leicht für Sie sein, damit ein neues Leben zu beginnen, Maurice. Wer soll Ihnen das abkaufen? Sobald bekannt wird, daß diese Münzen aufgetaucht sind, wird man wissen wollen, woher sie kommen. Dann jagt man Sie!«
    »Es gibt genug Sammler, die schweigend dafür Millionen zahlen und die Münzen im Tresor verschwinden lassen. Vor allem in Amerika. Fanatische Sammler stehen oft jenseits der Gesetze. Ich möchte nicht wissen, wieviel aus Museen verschwundene Kunstwerke in privaten Räumen stehen, in privaten unterirdischen Galerien, gesichert wie Banktresore.« Depallier klopfte abschätzend gegen den Ledersack. »Raten Sie mal, wieviel Millionen da drinstecken?«
    »Keine Ahnung. Zwei?«
    »Purer Goldwert, mag sein. Aber ich rechne den Sammlerwert!« Depallier stand auf, verschnürte den Sack wieder und stützte sich auf seinen Schatz. »Im anderen Sack ist mindestens genausoviel. Begreifen Sie

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