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Die Fahrt nach Feuerland

Die Fahrt nach Feuerland

Titel: Die Fahrt nach Feuerland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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drittenmal gekommen war, fragte Trosky: »Glaubst du wirklich, daß es hält?«
    »Nein! Die See kann die ganze Wand eindrücken.«
    »Dann sind wir also am Ende?«
    »Noch nicht. Noch hält sie.«
    »Wie lange?«
    Losskow zeigte nach oben in den grauen Himmel. »Frag den da oben!«
    Trosky nickte trotzig. »Geh runter!« brüllte er gegen den Sturm. »Ich halte das Ruder allein! Gib SOS!«
    »Wenn uns jemand hört!«
    »Wir müssen doch näher an Feuerland heran sein.«
    »Nach meinen Berechnungen rasen wir auf die Staten-Insel zu.«
    »Das wäre ja wundervoll!«
    »Bis auf die Klippen rundherum.« Losskow hakte sich in die Laufleine ein. »Und selbst wenn man uns hört – wer kommt uns in diesem Wetter entgegen? Wer kann uns hier finden? Ich habe ja keine Position, die ich durchgeben kann. Irgendwo im Atlantik, nördlich der Staten-Insel, oder schon weiter, Richtung Kap Horn. Wo soll man uns suchen?«
    »Versuch es!« schrie Trosky. Ein neuer Brecher drückte ihn tief in die Plicht. Als das Wasser weiß schäumend ablief, tauchte sein Kopf wieder auf, mit aufgerissenem Mund, nach Luft ringend. »Wenn man uns nur hört! Das ist die einzige Hoffnung, Peer!«
    Eine Stunde lang saß Losskow vor dem Funkgerät und rief sein SOS hinaus. Hinter ihm pumpten Lucrezia und Helena das Wasser vom Boden, das durch Ritzen aus dem Bugraum hereinquoll.
    »SOS …«, funkte er. »Hier ist Segelboot Helu. D-J 348. Vier Personen an Bord. Zwei Frauen, zwei Männer. Hier ist Peter Losskow, Hamburg. SOS … SOS … Wir sind leckgeschlagen … haben schwere Vorderlast … Das Schott hält nicht dicht … SOS … SOS … Ich weiß nicht, wie lange ich das Schiff noch halten kann … bald ist alles Pumpen sinnlos … SOS … SOS … Position ungefähr bei Staten-Insel. Laufen vor dem Wind nach Südost.«
    Peter wartete. Im Kopfhörer knackte und rauschte es. Dann ein helles Pfeifen. Und dazwischen, ganz weit weg, undeutlich, zerhackt, eine Stimme!
    »Sie hören uns!« schrie Losskow. »Sie hören uns!«
    Er wiederholte seinen Notruf auf englisch, immer wieder das SOS einflechtend, das internationale Zeichen für Seenot. Die ganz leise Stimme aus der Ferne antwortete auf spanisch. Dann sprach sie englisch, sehr gebrochen, zerhackt von den atmosphärischen Störungen.
    »Hier Pablo Cerroso. Pablo Cerroso. Ich sitze in Rio Gallegos. Amateurfunker. Rio Gallegos. Wo sind Sie? SOS verstanden! Bitte Position!«
    »Ein Amateurfunker!« sagte Losskow schwer atmend. »Nur er. Alle anderen schweigen. In Rio Gallegos. Mein Gott, ich brauche ein Schiff! Ein großes starkes Schiff, das bis zu mir durchkommt und mich aufnimmt! Ein Amateurfunker!« Er lachte heiser und ging auf Sendung.
    »Position unklar. Irgendwo bei Staten-Insel oder südlicher. SOS … SOS … Pablo, rufen Sie um Hilfe! Wir saufen sonst ab! Pablo, alarmieren Sie alles, was Sie erreichen können. Hören Sie mich noch, Pablo …?«
    Die andere Seite schwieg. Nur Pfeifen und Heulen war im Hörer. Losskow drehte sich zu den Mädchen um. Das Wasser im Salon stieg, es war schon handbreit hoch, und sie pumpten und pumpten.
    Noch dreimal hatte Losskow einen Partner im Äther. Einmal war es das Motorschiff La Paloma, das selbst in großer Not war, einmal der Frachtdampfer Cordoba III, der seine Position durchgab. Er lag 520 Meilen von der Helu entfernt – sofern sie sich dort befand, wo Losskow vermutete. Der dritte, der sich meldete, war das Motorschiff Prince Polignac; es kämpfte gegen den Orkan nördlich der Islas Wollaston, es war am nächsten, aber wo sollte es suchen?
    »Wir versuchen, Sie zu finden«, tröstete der Funker der Prince Polignac. » Wir drehen ab auf Staten-Insel. Wir alarmieren auch die Küstenwache. Gott stehe Ihnen bei.«
    Das Schott hielt auch den nächsten Tag. Trosky bewunderte es, denn nun war das Leck so groß geschlagen, daß an ein Flicken, auch bei bestem Wetter, nicht mehr zu denken war. Die Helu war verloren, darüber waren sich alle im klaren. Aber noch schwamm sie, den Bug tief in der See, das nun schräg liegende Deck war wie ein Sprungbrett für die Wellen. Es hatte keinen Sinn mehr, mit der Sturmfock zu fahren. Losskow ließ das Segel reffen, er blieb aber am Mast, jederzeit bereit, kritische Situationen auszubalancieren.
    Einmal, in seiner freien Stunde, kam Trosky wieder an Deck und seilte sich an.
    »Was ist los?« rief Losskow. »Laufen wir voll?«
    »Nein. Ich wollte dir nur sagen, welch ein phantastischer Bursche du bist.«
    »Deshalb turnst du

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