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Die Fahrt nach Feuerland

Die Fahrt nach Feuerland

Titel: Die Fahrt nach Feuerland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Aber genau auf sie war die Helu zugetrieben worden und hatte eine der Schollen getroffen.
    Wie ein Beil hatte die scharfe Schollenkante den Bug aufgehackt. Das Boot lief dort voll und senkte sich dadurch leicht nach vorn. Es sah aus, als wolle es in das Meer stoßen.
    Trosky rannte nach vorn und beugte sich über die Reling. Das Leck war schon unter Wasser, der Bugraum war voll. Langsam kam Trosky zu Losskow zurück, der das Ruder losgebunden hatte und zu Helena und Lucrezia seine Kommandos rief. Er ließ neben der Sturmfock auch noch das Genua II setzen und hatte dadurch Wind genug, um sich durch das Treibeis zu navigieren. Ausweichen ging nicht mehr – sie waren mittendrin, aber zwischen den Schollen lag See genug, um sie in einer Art Slalom zu umfahren.
    »Welchen Choral können wir?« fragte Trosky bitter. »Auf der Ti tanic spielten sie damals ›Näher, mein Gott, zu Dir‹. Aber da kenne ich den Text nicht.«
    »Das Schott hält!« sagte Losskow hart. »Wir saufen nicht ab!«
    »Sag das dem Meer!«
    »Es ist ja nur der Bugraum!«
    »Wir liegen mit der Schnauze im Wasser!«
    »In ein paar Minuten haben wir so viel gelenzt, daß ich eine Zusatzpumpe in den Bug bringen kann. Dann müßt ihr von Hand pumpen. Ich brauche die Batterien für andere Dinge.«
    »Verstehe!« Trosky grinste schief. »Jetzt endlich erinnerst du dich daran, daß du ein Funkgerät hast.«
    »Wir saufen nicht ab!« schrie Losskow nervös. »Auch mit dem Bug im Wasser fahren wir weiter.«
    »Um Kap Horn herum. Gibt es eigentlich einen Nobelpreis für Größenwahnsinnige?«
    Trosky ging wieder zum Bug. Die Pumpe lenzte gut, das Boot richtete sich langsam auf, aber es war vorauszusehen, daß der Ozean gewinnen würde. Das Boot war als unsinkbar konstruiert. Man hatte es zwar mehrmals abgeschottet, aber nie ernsthaft damit gerechnet, daß etwas passieren konnte. So waren auch die drei im Boot verteilten Lenzpumpen so dimensioniert, daß sie mehr der Optik als dem Nutzen dienten. Trosky kam zurück zum Cockpit. Losskow hatte das Treibeis fast durchfahren. Mit dem Scheinwerfer tastete er die Umgebung ab und schien voller Zuversicht.
    »Ich gehe nach außen und versuche, das Leck zu stopfen«, sagte Trosky. »Gegen den Wasserdruck können wir nicht anstinken.« Er zog sich aus und zögerte. Die Luft war kalt, das Wasser hatte nur wenige Grad. »Wenn du nachher eine merkwürdige Eisscholle siehst, dann bin ich das.«
    Er sprang über die Reling, hangelte sich an den Fenderleinen nach vorn und zog sich schnell wieder hoch. Lucrezia warf einen dicken Bademantel über ihn und rieb ihn ab. Troskys Zähne klapperten vor Frost.
    »Ich habe es nur gefühlt. Zwei Hände nebeneinander haben leicht in dem Loch Platz. Wenn die See sich beruhigt, bleiben wir morgen auf der Stelle und wir flicken das Leck.«
    »Womit?« fragte Losskow. Eine einfache, aber schicksalhafte Frage. Trosky schluckte. Helena brachte ein großes Glas Whisky. Er trank es in einem Zug.
    »Was haben wir denn zum Flicken?« fragte er.
    »Nichts.«
    »Das ist doch unmöglich!« stammelte Trosky.
    »Das Boot ist unsinkbar.«
    »Eine Zeltplane! Teer! Ich spanne eine geteerte Zeltplane vor das Leck. Dann können wir nach dem Leerpumpen von innen abdichten.«
    »Ich habe keinen Teer. Ich habe drei Glasfiberplatten und einen Eimer Spezialkleber für Polyester Laminat. Damit kann man aber nur im Trockenen arbeiten.«
    »Gerettet! Wir kleben von innen eine Platte vor das Loch! Und dann schnell zur Küste, ganz gleich, wo! Und wenn's bei den Pinguinen ist!«
    »Und wie sollen wir von außen abdichten, damit wir innen leerpumpen können?«
    »Ich nagele Bretter davor!« schrie Trosky.
    »Nägel in einen Kunststoffrumpf?«
    »Die Löcher flicken wir dann auch wieder mit dem Kleber!«
    »Versuchen wir's«, sagte Losskow. »Alle Segel reffen! Wenn Gott uns helfen will, schickt er uns morgen Sonne.« Aber Gott half nicht. Er schickte einen neuen Sturm.
    Während aus dem Radio die Meldung klang, daß sich das Wetter beruhige, rollten neue Wellenberge gegen die Helu und hieben die Brecher über Deck. Die Gewalt der Wogen riß das Leck noch weiter auf. Der Wasserdruck war so stark, daß Helena ein paarmal nach oben kletterte, sich mit der Laufleine zum Cockpit vortastete und Losskow zuschrie:
    »Ich habe Angst, daß das Schott bricht! Es sickert schon Wasser durch. Luzi pumpt aus dem Salon.«
    »Das Schott hält!« schrie Losskow durch den heulenden Sturm zurück. »Keine Angst, Helena!«
    Nachdem sie zum

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