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Die Fahrt nach Feuerland

Die Fahrt nach Feuerland

Titel: Die Fahrt nach Feuerland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hier herum?«
    »Das ist es doch wert.«
    »In Ordnung!« Losskow grinste verzerrt. An vier Haken hing er im Cockpit, von den Brechern durchgeschüttelt. »Nachher komm' ich hoch und sage dir, daß du ein toller Kerl bist. Wir wollen alles vergessen …«
    »Ich bin nicht hier, um Schulden zu zahlen!« sagte Trosky grob. »Das bilde dir nicht ein! Ich will nur überleben!«
    Die Prince Polignac tauchte nicht auf. Sie gab auch keine Antwort mehr. Nur der Amateurfunker in Rio Gallegos meldete sich wieder, als Losskow am dritten Tag wieder sein SOS hinausschrie.
    »Hier Pablo! Hier Pablo! Habe alles alarmiert, was möglich war. Rufe für Sie noch immer um Hilfe. Aber wie ist Ihre Position?«
    »Ich weiß sie nicht!« Losskows Stimme zitterte. »Ich habe keine Möglichkeit mehr, mich zu orientieren. Seit heute fällt auch der Kompaß aus! Das Meer spielt mit uns. Wir werden das Schiff verlassen müssen. Trotz Pumpen laufen wir immer mehr voll. Pablo, Sie sind unsere einzige Hoffnung! Rufen Sie ununterbrochen! Machen Sie alles mobil!«
    »Ich tue, was ich kann. Wenn man nur wüßte, wo Sie sind!«
    Am Abend brach das Ruder. Eine gewaltige Woge hob das Boot hoch in den Himmel und ließ es in eine Wasserschlucht fallen. Selbst Trosky, der immer wieder das Meer beschimpfte und verbissen in den Haken hing, stieß einen wilden Schrei aus. Dann schlug das Grauen über ihm zusammen, und als er wieder auftauchte aus der schäumenden Gruft, war ihm bewußt, daß die Helu, auch wenn sie noch schwamm, vernichtet war.
    Trosky seilte sich nach unten ab und fiel in die Kajüte. Losskow und die Mädchen hingen mit Haken an den Haltestangen.
    »Ich weiß«, sagte Losskow und legte den Arm um Troskys Nacken. »Das Ruder ist weg. Du hast oben den Schlag nicht gehört. Aber der Achterraum läuft nun auch voll.«
    »Wie lange noch?« Trosky sah die Mädchen an. Ihre Gesichter waren in diesen Tagen hart geworden.
    »Noch drei Stunden.« Losskow wischte sich über die Augen. »Wir müssen in die Insel. Wie gut, daß wir das geübt haben. Jeder nimmt noch einen Sack mit Proviant und Wasser mit.«
    Sie stiegen an Deck, hakten sich ein und machten die Rettungsinsel klar. Die Brecher drückten sie immer wieder an den Kajütenaufbau, aber als sie alles in Plastiksäcken verstaut hatten, hielten sie die Insel von allen Seiten fest. Losskow überdachte noch einmal, was sie mitgenommen hatten: Proviant aus hartgepreßtem Brot, Wasser in Dosen, Vitaminfruchtstangen, Cola-Schokolade ohne Zucker, Zwieback, Fleisch in Dosen, Kekse, eingedickten Fruchtsaft. Dazu Tabletten gegen Schmerzen und Fieber, Creme gegen wunde Haut, Verbände und Pflaster, Decken, Taue, Signalpistolen, Schwimmwesten, Handscheinwerfer mit Batterien, zwei rote Intervall-Notleuchten, Pullover, Schals, Fellstiefel, Steppjacken, ein Transistorradio … Es würde eng werden in der Insel. Vier Menschen und ein kleiner Hund in Gottes Hand.
    Helena und Lucrezia stiegen ein. Mr. Plump stand heulend vor dem Eingang und zögerte.
    »Nun los, du Miststück!« sagte Trosky und gab Mr. Plump einen Tritt. Der kleine Hund kugelte vorwärts, schlug gegen den Luftwulst und wäre über Bord gefallen, wenn Losskow ihn nicht aufgefangen hätte. Er warf ihn in die Insel, bevor der nächste Brecher kam.
    »Jetzt ist die richtige Stimmung im Puff!« sagte Trosky gemütlich. »Blondie hegt wieder Mordgedanken! Steig ein, Peer!«
    »Und du?«
    »Ich hechte hinein, wenn die nächste Welle uns von Deck spült.« Er sah über das tobende Meer und erkannte den nächsten Wellenberg in gerader Richtung auf die Helu. »Achtung! Leinen los!«
    Er ließ die Gummiinsel frei, hechtete wirklich hinein, fiel auf Helena und Lucrezia und sagte noch: »Pardon, Mesdames.« Dann erfaßte eine riesige Welle die Insel, schleuderte sie von Deck, sie klatschten in die See, Losskow riß den Reißverschluß des Eingangs zu, und nun erfaßte sie der Ozean, ließ sie auf den Wellenkämmen tanzen und spielte mit ihnen das grausame Spiel: Wer ist stärker? Mensch oder Naturgewalt?
    Es war die Natur.
    Mr. Plump biß vor Angst Trosky ins Bein. Aber Trosky spürte es gar nicht. Auch er hatte Angst, und sie machte ihn gefühllos gegen Schmerzen.
    »Wir kommen durch!« sagte er plötzlich. »Hier kann uns kein Sturm etwas anhaben. Für das Meer sind wir so leicht wie ein Ball. Wir können ruhig sein.«
    Schwer atmend lagen sie zusammengekrümmt auf dem dicken Gummiboden und warteten. Worauf? Auf das Aufreißen der Insel? Auf einen

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