Die Fahrt Zu Den Sternen
bandagierten Hände entgegen. »Mit diesem ganzen Zeug auf den Fingern kann ich die Brückenkonsolen nicht richtig bedienen.«
Obwohl Acorna so behutsam wie nur irgend möglich vorging, als sie die wattierte Verbandgaze ablöste, zeigte das wiederholte Aufblitzen in ‘Zianas Augen, wie schmerzhaft die Prozedur war. Ihre Hände waren so schlimm verbrannt, daß sie Blut und Serum näßten. Acorna senkte ihr Horn auf die beiden Handflächen, dann auf die zerschundenen Handgelenke des Mädchens. Nahezu augenblicklich schien gesundes, von neuer Haut bedecktes Gewebe die Wundflächen zu überziehen.
»Also, ich kann dir sagen, das ist echt ‘ne Wohltat«, seufzte
‘Ziana erleichtert und verriet vorübergehend ihr wahres Alter.
»Aber unten auf dem Krankendeck sind Verwundete, die deine Hilfe sehr viel mehr brauchen, als ich das tue… das getan habe. Danke. Und was ist mit dir, Brazie? Von dir habe ich noch gar kein Dankeschön gehört.«
Brazie mit dem buntschillernden Haar beeilte sich, stammelnd seine Dankbarkeit zu bekunden, während er immer noch das unversehrte Gewebe seiner Ex-Wunde betastete.
»Gern geschehen. Möchte noch jemand?« fragte Acorna und schaute sich in der Runde derer um, die sich auf der Brücke aufhielten.
»Ach was, das ist nicht weiter schlimm«, wiegelte einer der neben Brazie Stehenden ab, aber seine Kameraden schoben ihn trotzdem auf Acorna zu. Ein Dritter hob die Stoffetzen hoch, die vom Rückenteil seines Hemdes übriggeblieben waren, und enthüllte ein Zickzackmuster aus verkrusteten Striemen.
Acorna hatte noch nie miterlebt, wie jemand ausgepeitscht oder geprügelt wurde. Aber als sie den Jungen ins Licht drehte, um seine Verletzungen zu begutachten, wußte sie ohne jeden Zweifel, daß genau das mit ihm geschehen war. Calum stieß einen leisen Pfiff aus.
‘Ziana wandte sich währenddessen wieder Johnny Greene und Markel zu. »Ich muß mit euch beiden reden«, sagte sie, nun wieder mit dieser entschlossenen, keinerlei Widerspruch duldenden Stimme. »Die waren kurz davor, dich in den Weltraum rauszustoßen, Johnny. Hast du das gewußt? Woher wußtest du, daß du untertauchen mußtest? Und wo hast du dich versteckt?«
Johnny machte es sich in einem der Brückensessel neben Andreziana bequem, die allerdings eine Handbreit niedriger standen als ihr Kommandantenthron, und Markel setzte sich in einen Sessel gleich neben ihm. »Nun, ich hatte einfach das Gefühl, daß ich mir Nuevas Gunst inzwischen wohl so ziemlich verscherzt haben mußte. Sie war sich nie so recht sicher, wie ich zu den Sternenfahrern der Ersten Generation stand, die mich seinerzeit eigentlich nur aufgenommen hatten, weil sie gerade dringend einen Eindock-Experten brauchten.
Esposito und ich sind auch schon ein paarmal aneinandergeraten…«
‘Ziana gluckste. »Das kann man wohl sagen. Dom hat dich auch nie leiden können.«
»Stimmt, obwohl ich nie die Absicht hatte, ihn bei Nueva auszustechen. Sie war einfach nicht mein Typ. Aber das sind alles alte Geschichten, ‘Ziana. Reden wir lieber über das Heute. Ihr habt jetzt die Kontrolle über die Haven, aber sind nach zwei solchen Gemetzeln überhaupt noch genug kompetente Leute übrig, um ein so komplexes Schiff zu bemannen und zu führen?«
»Meine Mutter hat mich nicht zu einem Hohlkopf erzogen, Johnny. Ebensowenig wie Illart Markie hier hat verblöden lassen«, brauste ‘Ziana ein wenig überheblich auf.
»Dann habt ihr also jemanden, der die elektromagnetischen Resonanz-Störeinflüsse auf die Navigationskontrollen dämpfen kann?« warf Calum beiläufig ein und deutete auf ein paar orangefarben aufblitzende Warnlichter auf einer der Triebwerkskontrollkonsolen.
‘Ziana fluchte und schwang sich hastig aus dem Kommandantensessel, um sich das Problem aus der Nähe anzusehen.
»Wenn ich einen Vorschlag machen dürfte«, fuhr Calum in seinem taktvollsten Tonfall fort. »Ich denke, das Problem besteht eher in einer Abdrift als in einer unmittelbar drohenden Gefahr. Ich könnte ein paar Berechnungen anstellen, um zu ermitteln, wieviel Korrekturschub ihr einsetzen müßt, um den gegenwärtigen Orbit der Haven wieder zu stabilisieren. Aber die Navigationskonsole sollte trotzdem auf jeden Fall rund um die Uhr bemannt sein. Das Lebenserhaltungssystem scheint auch Schaden genommen zu haben, wenn man sich die Warnsignale so betrachtet, die es von sich gibt.« Er deutete auf ein mehrere Bedienungskonsolen weiter abseits gelegenes Instrumentenbord.
»Bist du Pilot
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