Die Fahrt Zu Den Sternen
verschwendete, als er sah, wie Acorna mit zwei kleinen Zwillingen auf dem Arm, die sich an ihrem Hals festklammerten und ihr Horn streichelten, durch das schlammige Wasser stapfte. Als die Acadecki schließlich bis zum Rand mit Flüchtlingen, Calum, Acorna und jenen kräftigen Männern und Frauen der Siedlung vollgestopft war, die beschlossen hatten, sich darum zu kümmern, daß die schwächsten Mitglieder ihrer Gemeinschaft an ihrem Zielort auch sicher untergebracht würden, waren alle völlig erschöpft und troffen vor Schlamm und Schweiß. Aber die harte Arbeit schien Acorna gutgetan zu haben; oder aber es lag an dem fröhlichen Quieken und Glucksen der beiden Babys, die von Acornas Horn und silberfarbener Mähne geradezu hingerissen waren, daß der Glanz wieder in ihre Augen zurückgekehrt war.
Mit der gerade erst mühsam errungenen Ruhe unter den Kolonisten war es allerdings beinahe wieder vorbei, als Calum Acorna anwies, sich an Bord der Acadecki zu begeben, da sie auf diesem Flug keinerlei weitere Passagiere mitnehmen könnten.
»Un’ woher soll’n wir wiss’n, daß ihr auch wiedakommt?«
schrie ein stämmiger Mann mißtrauisch, der sich bis zur Erschöpfung abgemüht hatte, den schwächeren Siedlern beim Einsteigen in das Raumschiff zu helfen.
»Auf kein’ Fall nich’ werdet ihr mit mein’ Babys wegfliegen, nich’ ohne daß ich dabei bin!« rief eine junge Mutter hochgradig erregt aus.
Die Gefahr, daß die aufgeheizte Stimmung in einen offenen Aufruhr umschlug, wendete Acorna kurz entschlossen dadurch ab, daß sie die Acadecki rasch wieder verließ, bevor Calum sie aufzuhalten vermochte.
»Ich werde hier bei euch bleiben«, ließ sie die um den Raumer Versammelten mit ihrer klaren, süßen Stimme wissen, woraufhin die Erregung der besorgten Siedlerschar auf der Stelle verrauchte.
»Na ja, wenn sie hierbleibt…«
»Du bist ‘n verdammter Narr, Kass«, warf jemand dem stämmigen Mann an den Kopf, der den ganzen Aufstand angezettelt hatte. »Du müßtest doch wiss’n, daß da nichts faul is’, wenn sie was damit zu tun hat.«
»Un’ woher soll ich’n so was wiss’n?« begehrte der unglückliche Kass auf. »So was wie sie habbich schließlich noch nie nich’ geseh’n, oder wie?«
»Du brauchst sie dir doch bloß mal anzuschau’n…
Außerdem, sie hat doch das Wasser für uns gereinigt, oder etwa nich’?«
Acorna drängte die Leute sanft aus der unmittelbaren Nähe des Raumschiffs ab und winkte Calum zu. »Du kannst losfliegen«, forderte sie ihn auf. »Es geht schon alles in Ordnung.«
Nicht ohne innere Vorbehalte ließ Calum die Acadecki abheben, nachdem die Siedler auf dem Boden einen ausreichenden Sicherheitsabstand zum Schiff gewonnen hatten. Was würden Rafik und Gill ihm wohl erzählen, wenn sie wüßten, daß er Acorna, wenn auch nur vorübergehend, unter solchen Umständen allein gelassen hatte? Aber er schien keine andere Wahl zu haben… Und mit ein bißchen Glück würden sie es ja nie erfahren.
Acorna selbst hingegen machte sich um ihr Wohl nicht die geringsten Sorgen, als Calum startete; dafür hatte sie gar keine Zeit.
Es gab einfach viel zu viele durchnäßte, schlammbedeckte, verstimmte Leute um sie herum, denen es zu einer wenigstens notdürftigen Ordnung zu verhelfen galt, viel zu viele Haufen von hastig abgelegtem Hausrat, den die Besitzer nur widerstrebend, voller Sorge und mit einer großen Anzahl letzter Anweisungen zurückgelassen hatten: »Paß gut auf meine Sachen auf, halt sie zusammen und laß Tante Nagah nicht darin rumschnüffeln… Sorg dafür, daß sie meine Datenwürfel an einem sicheren und trockenen Ort verstauen, das ist die einzige Bibliothek, die es auf ganz Rushima gibt…
Paß aba bloß auf, dassir den Tisch imma nua umgekehrt anhebt, weil, siehste, ‘n Bein rausfällt, wennir ‘n normalrum hochnehmt; aba ea iss trotzdem ‘n guter Tisch, und ordentlich stabil.«
Stabil war »ea« ganz gewiß; Acorna mußte Flouse und Kass zu Hilfe holen, um ihn wenigstens ein Stück weit die durchfeuchtete Uferböschung hinaufschleppen zu können.
»Laß ihn da stehen«, entschied Flouse schließlich. »Ich werd eine von den Siedlungen in den Dürregebieten bitten, uns ‘nen Gabelstapler rüberzuschicken – unsere Lastfahrzeuge ham’ bei der ganzen Nässe hier leider fast alle den Geist aufgegeben.«
Er wischte sich über die schweißnasse Stirn. »Weiß der Teufel, wie’s der alte Labrish mit diesem Ding da überhaupt bis hierher geschafft hat,
Weitere Kostenlose Bücher