Die Fahrt Zu Den Sternen
treiben. Er mußte sie letzten Endes einzeln nacheinander holen, und wo immer er einen von ihnen aus der Siedlerschar herauslöste, hinterließ er einen Herd aufkeimender Unruhe, die sich wellenartig durch die Menge fortpflanzte und sich erst wieder legte, wenn die verbliebenen Linyaari sich abermals gleichmäßig in der Masse der Menschen verteilten.
Acorna sträubte sich dagegen, mit Pal mitzugehen. Aber er erklärte ihr, daß sie Informationen von den Linyaari bräuchten und daß sie als die einzige, die sowohl auf telepathischem Wege mit ihnen kommunizieren konnte als auch mit Basic Interlingua vertraut war, gebraucht würde, um sicherzustellen, daß sie die Auskünfte der Linyaari über die Khleevi auch fehlerfrei verstanden. Acorna und Thariinye gingen, von einer Ausnahme abgesehen, als letzte der Linyaari an Bord der Acadecki, gefolgt von Nadhari Kando, die ihre Befehle, Acorna allzeit und überall zu beschützen, sehr ernst nahm. Nur Neeva blieb draußen bei den Rushimanern.
»Sie kommt nicht mit«, meldete Pal.
»O doch, das tut sie!« Calum begann die Schleusenrampe wieder hinunterzustampfen, fest entschlossen, die Sonderbotschafterin der Linyaari notfalls mit Gewalt in Sicherheit zu bringen, als Acorna ihn beim Arm packte und zurückhielt. »Calum, einer von uns muß hierbleiben«, versuchte sie ihn mit beschwörender Stimme zur Vernunft zu bringen. »Wenn ich wirklich als Dolmetscherin gebraucht werde – «
»Das wirst du«, stellte Pal in nachdrücklichem Tonfall klar, der keinen Widerspruch duldete.
»Dann muß statt dessen einer der Botschafter hierbleiben.«
Ihre Pupillen verengten sich. »Ich wünschte, es wäre nicht ausgerechnet Neeva… Aber wir Linyaari können nicht alle weggehen.«
»Ich sehe nicht ein, warum nicht!« Wie schnell sie sich doch mit ihnen identifiziert hatte – »wir Linyaari«!
»Das wuundert mich nicht«, meldete sich Thariinye mit schwerer Zunge zu Wort. »Wiir haben Fähiigkeiten, von denen Siie nichts wissen… Jeder voon uns kann diiese Wesen auf eine Weise besänftiigen, die Sie nicht verstehen wüürden.
Sogar die kleiine ‘Khornya könnte das!« Er legte Acorna einen Arm um die Schultern und tätschelte gönnerhaft ihren Arm.
»Das stimmt, Calum«, bestätigte Acorna. »Sie… wir…
können eine mentale Aura des Friedens und der Ruhe ausstrahlen, die verhindern wird, daß die Siedler in Panik ausbrechen. Wenn wir aber alle von hier weggehen und die Acadecki wegfliegt, werden die Kolonisten bestimmt glauben, daß wir sie im Stich lassen wollen.«
Im stillen dachte Calum verdrossen, daß genau das durchaus passieren konnte, wenn den Linyaari und den Menschen an Bord der Haven nicht rasch ein Ausweg einfiel, wie sie einen ganzen Kontinent voller weit verstreuter Siedlungen vor einer unmittelbar bevorstehenden Invasion schützen konnten.
Momentan wäre er sogar zu einem Mord bereit gewesen, wenn er dadurch an das Geheimnis von Onkel Hafiz’ Planetarschild herangekommen wäre. Aber da der einzige Mann im Besitz der Kenntnisse, wie man einen derartigen Schutzschirm installieren und in Gang bringen konnte, sich gegenwärtig metertief unter der Oberfläche eines fernen, abgelegenen Planeten verkrochen hatte, waren die Rushimaner – und jeder andere, der sich auf der Oberfläche von Rushima aufhielt –
einer Invasion schutzlos ausgeliefert, womöglich sogar dem Tode geweiht.
Aber das beabsichtigte er Acorna ebensowenig zu offenbaren, wie er ihr nicht gestehen würde, daß sein eigenes Ziel allein darin bestand, sie in die relative Sicherheit der Haven
zu schaffen.
Rushima besaß keinerlei
Verteidigungsanlagen, war praktisch ohne jeden Schutz. Und dank seiner und Acornas Ungeduld, Maganos zu verlassen, bevor ihr Raumschiff mit neuen Waffensystemen ausgerüstet worden war, verfügte auch die Acadecki nicht über schwere, raumkampftaugliche Offensiv- oder Defensivanlagen.
Calum begann allmählich Rafik zu verzeihen, daß er die Khleevi-Invasion in seinen Funkbotschaften verschwiegen hatte. Das war wirklich keine Neuigkeit, die man einer ohnehin schon ungehaltenen Menschenmenge leichtfertig verkünden mochte.
Andererseits behagte ihm persönlich der Gedanke ganz und gar nicht, die Rushimaner einfach ihrem Schicksal zu überlassen. Er würde Acorna und die Linyaari auf die Haven zurückbringen. Danach aber würde er es sich nicht nehmen lassen, die Acadecki dafür einzusetzen, bis zur allerletzten Minute Rushimaner zu evakuieren – aber wohin? Die Haven
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