Die Fahrt Zu Den Sternen
bot schwerlich genügend Platz, geschweige denn ausreichend leistungsstarke Lebenserhaltungssysteme, um sämtliche Kolonisten dieser und der anderen Siedlungen aufnehmen zu können. Vielleicht gab es ja da unten irgendwo Höhlen, in denen die Siedler sich verstecken konnten.
Darüber konnte er sich später noch Gedanken machen, entschied Calum, während er sämtliche Rekorde und etliche Sicherheitsvorschriften brach, um möglichst schnell zu starten und Acorna in Sicherheit zu bringen… Und ihr ganz nebenbei zu ermöglichen, sich aus ihrer unfreiwilligen Rolle als Zankapfel zwischen Pal und Thariinye zu befreien, die sich auf den Beschleunigungsliegen links und rechts von ihr festgeschnallt hatten und offensichtlich beabsichtigten, sich während des ganzen Fluges gegenseitig eifersüchtig anzustarren und kaum verhüllte Beleidigungen auszutauschen.
Glücklicherweise dauerte es nur wenige Minuten, bis sie die Haven erreicht und sich mit der Acadecki eingeschleust hatten.
Bei seiner Ankunft auf der Brücke stellte Calum fest, daß man dort offenbar schon eine Lösung für das Problem der rushimanischen Siedler gefunden hatte – vorausgesetzt, daß die Roten Krieger dabei mitspielten. Soeben knatterte eine rauhe kilumbembanische Stimme aus dem Rafferfunkdekoder:
»Admiral Ikwaskwan an die Haven betreffs Ihres Ersuchens: Abgelehnt! Meine Männer sind hergekommen, um gegen den Feind zu kämpfen, nicht um Kindermädchen für Zivilisten zu spielen. In unserem Vertrag steht nichts davon, daß wir verpflichtet wären, irgendwelche Beförderungsdienste für diese… Bauern… zu leisten!«
Rafik sprach in das Rafferkomgerät: »Bei allem gebührenden Respekt, Admiral, aber Abschnitt 19, Unterabschnitt III, Paragraph (b) Ihres Vertrages besagt, daß Sie sich in sämtlichen Belangen, die nicht ausdrücklich militärischer Natur sind, meiner direkten Befehlsgewalt zu unterstellen haben. Ich hoffe wirklich sehr, daß wir diese Angelegenheit in freundschaftlichem Einvernehmen regeln können; die bei einem Vertragsverstoß fälligen Konventionalstrafen sind unmißverständlich festgelegt und… äh… ziemlich drakonisch.
Ich fürchte, daß mein Onkel in solchen Dingen ganz und gar keinen Spaß versteht.« Er drückte die Verschlüsselungs- und die Sendetasten und lehnte sich mit einem Seufzer zurück, während die Langstrecken-Komanlage der Haven seine Aufzeichnung zu einem Rafferspruch verdichtete und an das Führungsschiff der Roten Krieger abschickte.
Nur Sekunden später traf die Antwort ein, diesmal sogar von einem Vidbild begleitet. Auf dem Hauptbildschirm der Brücke starrte ihnen vor einem grauen, nur von einer einzigen roten Bogenlinie durchschnittenen Hintergrund
Ikwaskwans
finsteres, kantiges Gesicht entgegen. »Wir werden die Orbitalreichweite von Rushima in weniger als einer Stunde erreichen und diese Frage dann von Angesicht zu Angesicht besprechen«, teilte er ihnen barsch mit. Der Bildschirm wurde schlagartig dunkel, ohne daß Ikwaskwan sich noch mit irgendwelchen Abschiedshöflichkeiten abgegeben hätte.
»Junge, Junge«, entfuhr es Gill, »scheint als ob der gute Mann ein klitzekleines bißchen ungehalten über uns wäre, Rafik. Du solltest mich lieber mitnehmen, wenn du zu dieser persönlichen Unterredung gehst.«
»Mich auch«, sagte Nadhari Kando mit ihrer tiefen, rauhen Stimme.
»Ihr werdet nirgendwo hingehen«, lehnte Rafik kurz angebunden ab, »und ich auch nicht. Also ehrlich, Gill, man könnte glatt meinen, daß du in all den Jahren, in denen du mich nun schon in Aktion erlebt hast, nicht das Geringste über die Kunst der Verhandlungsführung gelernt hast! Onkel Hafiz hätte doch niemanden zu seinem Erben gemacht, der so bescheuert ist, schwierige Verhandlungen auf dem Territorium des Gegners zu führen.« Er ließ sich diese Behauptung noch einmal kurz durch den Kopf gehen. »Na ja, Tapha hätte das wahrscheinlich getan«, räumte er ein, »aber den hatte sich Onkel Hafiz ja auch nicht freiwillig ausgesucht.« Eher im Gegenteil – Hafiz hatte nicht sonderlich viel Trauer gezeigt, als sein schwachköpfiger, aufgeblasener Sohn bei dem Versuch umgekommen war, Rafik zu ermorden, ehe er zugunsten von Rafik enterbt werden konnte. Und keiner von Hafiz’ Freunden glaubte, daß dies einer eisernen Beherrschung seiner innersten Gefühle zuzuschreiben war… Man hatte Hafiz sogar äußern hören, daß Taphas vorzeitiger Tod ihm ein Vermögen an Anwaltskosten erspart habe.
»Da ist doch nichts
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