Die Fahrt Zu Den Sternen
ausgesetzt gewesen. Insofern war es tröstlich, daß sie sich nicht mit Überschwemmungen, Hunger und Aufruhr herumschlagen mußte, und mit was auch immer sonst da jetzt auf ihn und Acorna zukam und ganz offensichtlich auf einen Kampf aus war.
Er schnallte sich rasch einen Waffengurt um, schaltete das Energiefeld ein, das die Neuankömmlinge draußen und ihn sicher im Innern des Schiffs halten würde, und schaffte es gerade noch zum Schleusenschott, bevor das erste der gepaddelten Boote mit seiner Fracht aus zahlreichen Männern und Frauen die Laderampe der Acadecki erreichte. Die meisten der Bootsinsassen trugen scharfkantige oder schwere Werkzeuge; alle sahen außerordentlich unfreundlich aus. Was hatte sie so schnell und so nachhaltig in Rage gebracht?
Nahmen sie seine Mißachtung des Schilds ZUTRITT FÜR
UNBEFUGTE VERBOTEN, das an dem verlassenen Verladeschuppen angebracht war, wirklich so übel?
»Jetzt wartet selbst mal«, rief er und hob beide Arme, um zu zeigen, daß er keine Waffe in der Hand hielt. Die an seinem Gürtel waren deutlich genug zu sehen, und er wollte die Leute wenigstens so weit von der Rampe fernhalten, daß er rechtzeitig einen Betäubungsstrahler ziehen konnte, wenn es nötig werden sollte. »Ich bin Calum Baird von der Acadecki.
Wir hatten einen Schaden an unserer Hydroponikanlage und wollen deshalb Pflanzen und Saatgut bei Ihnen kaufen.«
»Pflanzen un’ Saatgut will er!« brüllte ein bärtiger Mann sarkastisch und brach in beinahe hysterisches Gelächter aus.
Das entsprach auch der Stimmung der anderen, die ihre Schwimmfahrzeuge stetig näherstakten oder -ruderten, um die Acadecki zu umzingeln. Sie wiederholten seine Worte wieder und immer wieder mit den unterschiedlichsten Varianten von Spott und wütender Hilflosigkeit.
»Das hier ist doch Rushima, oder nicht?« fragte Calum völlig verwirrt.
»Was ihr Bastarde von Rushima übriggelassen habt, meinste wohl«, schimpfte der Sprecher, und auch der grollend gemurmelte Beifall seiner Kameraden trug nicht dazu bei, Calum von dem Eindruck abzubringen, daß ihm von allen Seiten eine ausgesprochen feindselige Stimmung entgegenschlug.
»Wir kommen von der Maganos-Mondbasis bei Kezdet und sind in einer privaten Mission unterwegs zum Coma Berenices«, fuhr Calum trotzdem fort, wobei er sich Mühe gab, so vernünftig wie möglich zu klingen, obwohl er vor Angst fast gelähmt war. Warum hatte er nicht auf Pal gehört, wegen dieser Verteidigungssysteme? Nicht daß irgend etwas, mit dem ein Raumschiff ausgerüstet sein mochte, unter den gegenwärtigen Umständen tatsächlich von Nutzen gewesen wäre, aber dennoch…
»Wen glaubste eigentlich hier verarschen zu könn’?« knurrte der Sprecher.
»Wart’ mal, er könnt’ die Wahrheit sagen«, warf eine Tenorstimme ein. Ein junger Mann auf einem Floß mit zehn Zentimeter hohen Seitenplanken glitt zur Längsseite der Acadecki und las ihren gegenwärtigen alphanumerischen Identifikationscode laut vor. »Das is’ keine Sternenfahrer-Kennung. Könnt’ tatsächlich von Kezdet stammen.«
»Das tut die Hälfte aller Piraten inner Galaxis auch«, kommentierte der Anführer, dem die laxen
Registrierungsgesetze von Kezdet, die alle möglichen Arten von gesetzesscheuem Gesindel anlockten, augenscheinlich nur allzu geläufig waren, »un’ wenn diese verfluchten Sternenfahrer wirklich von so weit herkomm’, wie se uns immer wieder weismachen wollen, könnt’ das gut eines von denen ihren Schiffen sein. Aber bald wird es uns gehören…«
In die Reihen der Rushimaner kam Bewegung, als ein paar der größeren Männer ins Wasser glitten und auf die Rampe zuhielten.
»He, das Wasser hier draußen iss ja sauber«, stellte eine Frau voll Erstaunen und Begeisterung fest. Sie schöpfte eine Handvoll, hob sie an den Mund, kostete vorsichtig und stieß einen Freudenschrei aus. »Wie harn’ Sie das gemacht, Mann?«
Augenblicklich begannen auch andere, das Wasser zu probieren. Und dann tauchten fast alle ihre Gesichter hinein, riskierten sogar, ihre wackligen Fahrzeuge zum Kentern zu bringen, und schlürften so gierig, daß ihr Anblick Calum völlig die Sprache verschlug.
Wasser, überall Wasser, aber kein Tropfen zu trinken – aus irgendeinem dunklen Winkel seiner Erinnerungen sprang ihn dieses Zitat geradezu an.
»Ich habe das gemacht.« Anmutig trat Acorna hinter dem Heckteil des Raumschiffs hervor. Auch sie hielt die Arme hoch, obwohl sie in der kurzen, hautengen Tunika, die sie trug, ohnehin
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