Die Fahrt Zu Den Sternen
orbitale Nachrichten-Relaisstation besaß. Da er und Acorna keine Veranlassung sahen, dort eine Nachricht zu hinterlassen, die zweifellos sowieso frühestens dann abgerufen werden würde, wenn der Kolonie irgendwann einmal einfiel, nach neuen Nachrichten zu sehen, planten sie statt dessen einfach, eine leidlich große Siedlung ausfindig zu machen und dort ohne Voranmeldung zu landen. Rushima war eine neue Welt, erst eine Generation war auf dem Planeten geboren, deshalb würde die Ankunft eines einzelnen Schiffes dort niemanden erschrecken oder überraschen. Bezahlen konnten sie für alles, was sie brauchten, auch vor Ort, mit einer Credit-Überweisung von der Li-Bergbaugesellschaft an jede Bank, die die Rushimaner ihnen nennen mochten.
Aber als die Acadecki sich dem Planeten näherte, runzelte Acorna doch die Stirn.
»Das ist der kränklichste Agrarplanet, den ich je gesehen habe. Was in aller Welt können die da unten überhaupt anbauen? Alles sieht ganz braun aus, und dabei ist in dieser Hemisphäre jetzt Sommer. Irgend etwas müßte dort doch grün sein. Sogar die Wälder sehen krank aus.«
»Du hast recht. Vielleicht sollten wir es mit der nördlichen Hemisphäre versuchen. Dieser Planet, heißt es hier«, Calum deutete auf den Eintrag der Galaktipädie, der auf einem weiteren Bildschirm gezeigt wurde, »besitzt eine geringe Achsneigung und weist deshalb das ganze Jahr über ein mehr oder weniger gleiches gemäßigtes Klima auf. Hmm.«
Als sie in die Atmosphäre eintraten, konnten sie weitaus größere Seengebiete ausmachen, als auf den im galaktischen Katalog verzeichneten offiziellen Orbitalscans erkennbar gewesen waren.
»Was könnte da passiert sein?« fragte Acorna.
»Überschwemmungen?«
»Sieht jedenfalls ganz so aus«, mußte Calum ihr beipflichten.
»Aber planetenweit? Das paßt einfach nicht zu der Art von Wetter, das sie eigentlich haben müßten.« Er zeigte in die ungefähre Richtung jenes Bildschirms, auf dem die Galaktipädie-Informationen zu sehen waren.
Dann überflogen sie ein ausgedehntes Ödland mit verkümmerten Bäumen, die den Kampf aufgegeben hatten, ohne Regen zu überleben. »Wenn die Rushimaner nicht schleunigst etwas unternehmen, wird die Erosion das Land da unten für immer ruinieren«, kommentierte Acorna, die während ihrer Jahre an Bord des Schürferschiffs neben vielen anderen Sachgebieten auch Ökologie studiert hatte. Sie flogen weiter, über eine niedrige, mit sonnenversengter Vegetation bedeckte Gebirgskette hinweg.
»Noah, warst du das wieder mal?« witzelte Calum, um seinen Schock über das Bild der Verheerung zu überspielen, das sich ihm bot: ein von Regenfluten ertränkter Landstrich gleich neben einem, den eine unbarmherzig gleißende Sonne hatte ausdörren und absterben lassen.
»Dort drüben ist eine größere Ansiedlung, da hinten rechts, Calum. Und etwas, das wie ein Landefeld aussieht.«
Als sie den Abstand verringert hatten, schnaubte Calum:
»Eine ganz schön ausgesprochen nasse Angelegenheit, aber es ist wohl sicher genug, um darauf zu landen. Von da bis zu der Siedlung ist dann nicht mehr weit.«
»Jedenfalls nicht für Wassertiere«, verbesserte er sich später, als sie das Außenschott öffneten und über den See hinwegschauten, von dem das Landefeld bedeckt war: ein jetzt ziemlich schlammiger See, da ihre Landung den durchtränkten Erdboden darunter aufgewühlt hatte.
»Puh!« scheute Calum zurück und wandte den Kopf von dem Gestank ab, der ihnen in die Nase stieg. Auch Acornas Nase zuckte, ihre Hauptsorge galt aber der Nahrung, nicht dem Wasser.
»Was ist hier passiert?« fragte sie. »Glaubst du, daß die Fluten die Abwasserentsorgungsanlagen erreicht haben?«
Er hielt sich die Nase zu. »Ich hole mir nur kurz ein Paar Nasenstöpsel.« Er zögerte kurz, als er an Acorna vorbeikam: Es gab keine Stöpsel an Bord, die in ihre breiten Nüstern gepaßt hätten. Aber andererseits reagierte sie auch nicht so zimperlich auf Gerüche, schlechte oder gute, wie er es tat. Sie schien jeden Geruch zu mögen – je intensiver, desto besser.
»Außerdem ist hier nirgendwo jemand«, stellte Acorna fest, nachdem sie sich an den Geruch gewöhnt und ihre Augen vor der grellen Sonne abgeschirmt hatte, um in die Runde zu schauen. »Ich verstehe das nicht.«
Protestierend gurgelnd meldete sich ihr Magen zu Wort. Sie hatte es nicht für notwendig gehalten, das zu rationieren, was an Eßbarem an Bord übrig gewesen war, und sich daher darauf gefreut, auf
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