Die Fahrt Zu Den Sternen
daß ein paar Kinder in dem ihnen bis zu den Knien reichenden, sauberen Wasser herumplanschten und auflachten, wenn sie einander das klare Naß fröhlich ins Gesicht spritzten.
»Der Mangel an sauberem Wasser war das Schlimmste«, erklärte Flouse und schüttelte nachsichtig den Kopf.
»Abgekochtes Wasser iss einfach nicht dasselbe, un’ wir konnten noch nich’ mal baden oder Kleider waschen, ohne daß der Kloakengestank drin hängenblieb. Schon inner dritten Woche hat der viele Regen unser Abwassersystem überflutet, un’ wir hatten überhaupt keine Chance nich’, diese Wassermassen aufzuhalten. Ein paar Leute in den Trockengebieten«, Flouse ruckte mit dem Kopf in nördliche Richtung, »ham’ versucht, Tankfahrzeuge zu schicken, nur um unser Wasser zu holen un’ damit ihre Felder zu bewässern, aber die Konvois sin’ immer wieder von Blitzen in die Luft gesprengt wor’n. Am hellichten, wolkenlosen Tag, ohne auch nur den Hauch einer Vorwarnung. Einfach bratz!« – er klatschte beide Hände mit einem widerhallenden Knall zusammen, der die Kinder kurzzeitig in ihrem Spiel innehalten ließ –, »un’ der gesamte verdammte Konvoi war geröstet.«
»Wie sollen Sie den Sternenfahrern das geforderte Schutzgeld denn eigentlich bezahlen, wenn die Ihre Lebensgrundlage zerstören und Ihr Wirtschaftssystem in den Ruin treiben?«
»Sie woll’n die Wettermanipulationen einstellen, wenn wir uns einverstanden erklären, ihren gesamten Nahrungsbedarf abzudecken un’ ihnen sämtliche landwirtschaftlichen Überschüsse abzuliefern, die wir eigentlich erwirtschaftet ham’, um unsere Kolonialschulden abzuzahlen.«
Calum nickte, denn er kannte das klassische Dilemma von Kolonisten, das darin bestand, einerseits genug zu produzieren, um sich selbst ernähren zu können und andererseits zusätzlich einen Exportüberschuß zu erwirtschaften, mit dem die Schuldenlast der in der Aufbauphase der Kolonie entstandenen Gründungskosten abgetragen werden konnte.
»Allerdings woll’n se außerdem… Verwalter schicken, um dafür zu sorgen, daß jede Stadt un’ jeder Bezirk die Quoten auch erfüllt, die se festlegen.«
An dem gequälten Ausdruck auf den Gesichtern von Flouse und den anderen konnte Calum schnell erkennen, daß diese Aufseher den Rushimanern kaum genug übriglassen würden, daß sie ihre eigenen Familien ernähren konnten.
»Irgendeine Vorstellung, wo sie hergekommen sein könnten?«
»Weiß nich’. Die sind ziemlich zurückhaltend mit Erklärungen.«
Sie konnten beide metallisches Scheppern und Hämmern durch den Schiffskorridor hallen hören, und Calum mußte so tun, als ob er genau wüßte, was Acorna da anstellte… während er in Wahrheit vor Spannung und Sorge tausend Tode starb.
Aber während sie zusammenbastelte, was auch immer es werden sollte, fand er alles heraus, was er von Flouse und den anderen in Erfahrung bringen konnte. Die Rückkehr des Motorboots, das ausgeschickt worden war, um das Saatgut zu besorgen, fiel mit Acornas Wiederauftauchen am Schiffseingang zusammen, wobei sie ein kurzes Stück eines gewöhnlichen Metallrohrs von drei Zentimetern Durchmesser trug, das an beiden Enden mit Flanschen ausgestattet war, die augenscheinlich dazu dienen sollten, das Rohr an die Hauptzuleitung des städtischen Wasserversorgungssystems anzuschließen.
»Also, dieses Reinigungsgerät ist mit interstellaren Patenten abgesichert, die von hier bis ins letzte Jahrhundert reichen«, verkündete Acorna, wobei sie auf das Zentralstück deutete.
»Ich würde von jedem Versuch abraten, seiner Funktionsweise auf den Grund zu gehen, weil der Klärfilter höchst empfindlich ist – und völlig nutzlos wird, wenn man seine Siegel verletzt.
Aber ich kann garantieren, daß auch noch so verschmutztes Wasser, wenn es durch dieses Reinigungsgerät geleitet wird, am anderen Ende wieder einhundertprozentig rein herauskommt.«
Das Motorboot legte an der Rampe an, und hilfsbereite Hände übergaben Calum, der inzwischen den Schutzschirm der Acadecki abgeschaltet hatte, das Saatgut, die Sämlinge und den Nährstoffkanister, während Acorna die
»Reinigungsvorrichtung« in Flouses begierige Hände legte.
In diesem Augenblick sah Calum die frische Schnittstelle an ihrem Stirnhorn, wo sie einen kleinen Span abgehobelt hatte.
Würde die was von ihm zu hören bekommen, sobald sie wieder von hier weg waren!!! Calum vergaß nicht, das Energiefeld, das sie bislang von der Menge getrennt hatte, nach abgeschlossener
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