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Die Falken Gottes

Die Falken Gottes

Titel: Die Falken Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wilcke
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nicht auf einer solchen Reise begleiten.«
    Malin Sörenstam verschränkte die Arme vor der Brust. »Große Worte für einen Verräter an der Krone.«
    »Hört auf!« fuhr Christina dazwischen. Sie trat neben die beiden und faßte sie bei den Händen. »Ich würde jedem von Euch, ohne zu zögern, mein Leben anvertrauen, und darum sollten wir keine Zeit mit sinnlosem Hader vertun. Bringt mich nach Osnabrück zu Salvius!«
    Einen Moment lang starrten sich Ohlin und Malin Sörenstam noch wie zwei angriffslustige Hunde in die Augen. |213| Anneke hätte es nicht verwundert, wenn sie ein Knurren von einem der beiden vernommen hätte. Schließlich aber verschränkte Ohlin die Arme und sagte zur Königin: »Ich möchte verstehen, warum diese Männer darauf aus sind, Euch zu töten. Woher wissen die von Eurer doch so geheimen Reise nach Münster, und warum verfolgt man Euch?«
    »Es würde zu lange dauern, das erklären zu wollen«, mischte sich Malin Sörenstam ein. Anneke kam es eher so vor, als wolle sie die Königin zurückhalten, bevor die ihre Geheimnisse an Ohlin preisgab.
    Die Königin nickte. »Wir haben keine Zeit, um darüber zu reden.«
    Ohlin nahm dies mit einem Brummen hin. »Es ist eine lange Fahrt nach Osnabrück«, meinte er. »Wir werden die Zeit dafür finden.« Er lugte aus der Gasse, und nachdem er sich vergewissert hatte, daß ihre Verfolger sich nicht in der Nähe aufhielten, winkte er die Frauen mit sich.

    Der unerwartete Angriff auf die Königin und die überhastete Flucht zerrten an Magnus’ Kräften. Zwar ließ er es sich, während er mit den drei Frauen über den Domplatz zum Prinzipalmarkt eilte, nicht anmerken, doch das Gift, das noch immer für Krämpfe in seinem Gedärm und für eine ständige Übelkeit sorgte, schwächte ihn so sehr, daß es ihm schwerfiel, den Laufschritt beizubehalten. Während der ruhigen Stunden, die er mit Anneke im Kolleg verbracht hatte, war die Nachwirkung des Giftes für ihn erträglich gewesen, nun aber ließ ihn die Erschöpfung keuchen, und er preßte eine Hand auf den schmerzenden Bauch.
    War er in diesem Zustand überhaupt in der Lage, die anstehenden Entscheidungen zu treffen, um das Leben der Königin zu schützen? Doch welche Wahl blieb ihm denn? Er konnte das Schicksal Christinas nicht in die Hände dieser unberechenbaren Malin Sörenstam legen oder gar |214| Anneke überlassen. Also riß er sich zusammen und lief weiter voran.
    Endlich erreichten sie das Stallgebäude. Das Tor war verschlossen. Magnus hämmerte mit der Faust mehrere Male lautstark gegen das Holz und rief so laut Karls Namen aus, daß am gegenüberliegenden Haus die Fensterläden aufgeklappt wurden und eine alte Frau keifte, sie sollten Ruhe geben.
    Mehrere Momente vergingen, bis Magnus den Kutscher endlich geweckt hatte und der ihm müde und mit zerknirschter Miene öffnete und eine Lampe anhob.
    »Die Nacht ist vorüber, Karl. Spann die Pferde an, wir werden Münster verlassen«, rief Magnus und schob die Frauen in den Stall.
    »Wie spät ist es?« fragte Karl und rieb seine Augen.
    »Es hat vor kurzem zur vierten Morgenstunde geschlagen.«
    Karl gab einen mißmutigen Ton von sich. »Dann dauert es ohnehin noch eine Weile, bis die Tore geöffnet werden.«
    »Und wenn schon«, drängte Magnus. »Bereite alles vor! Wir müssen so schnell wie möglich aus der Stadt abreisen.«
    Karl nickte und wollte sich an die Arbeit machen, doch dann wandte er sich noch einmal um und deutete auf die Königin und Malin Sörenstam.
    »Werden die uns begleiten?«
    Magnus hatte sich auf der Flucht durch die Stadt bereits eine Erklärung zurechtgelegt. Da die Königin ohnehin wie ein junger Bursche ausschaute, sollte sie auch weiterhin als Mann auftreten, und so sagte er Karl nur, daß es sich bei den beiden um den Sohn eines Grafen und dessen Schwester handele, die sie nach Osnabrück begleiten würden, um der schwedischen Gesandtschaft eine wichtige Nachricht zu überbringen.
    »Ein Grafensohn also«, raunte Karl und maß Christina |215| mit skeptischem Blick. Erst da fiel Magnus auf, daß die Königin kein Schuhwerk trug. Der Angriff im Kolleg hatte ihr keine Zeit mehr gelassen, in ihre Stiefel zu schlüpfen. Zu allem Übel spuckte sie nun auch noch aus und kratzte ihr Hinterteil, was seine kleine Lügengeschichte nicht unbedingt glaubhafter machte. »Hat nicht die besten Manieren für einen Adelsmann«, meinte der Kutscher.
    »Geh an deine Arbeit«, erwiderte Magnus knapp, worauf Karl nur die Schultern

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