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Die Falken Gottes

Die Falken Gottes

Titel: Die Falken Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wilcke
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    »Er hat recht«, meinte hingegen Malin Sörenstam. »Wir können ihn nicht weiter mit uns schleppen.«
    Magnus nickte, und so trugen sie Vigan in das Refektorium, wo sie ihn unter einem der Tische ablegten. Der Pater beschrieb Ohlin den Weg zur Tür, die auf den Hinterhof führte, dann schlug er das Kreuz über sie, bat um Gottes Beistand und schickte sie fort. Anneke sorgte sich um Vigan. Wenn er in die Hände der Meuchler fiel, würde er völlig wehrlos sein.
    Ohlin zog sie am Arm mit sich, und sie eilten den Weg entlang, den Vigan beschrieben hatte. Ohlin trug noch immer den Schlüsselring bei sich und fluchte laut, als er an der Tür nicht sofort den passenden Schlüssel fand, der das Schloß öffnete. Anneke lauschte. Noch war alles still um sie herum, doch es dauerte gewiß nicht mehr lange, bis die stampfenden Stiefel ihrer Verfolger zu hören sein würden.
    »Na endlich«, sagte Ohlin, als er die Tür aufdrücken konnte. Er winkte sie alle nach draußen, verließ als letzter das Gebäude und schloß die Tür ab.
    Sie liefen in die sternenklare Nacht. Nach all den Schrecken empfand Anneke die kühle Brise, die über ihr Gesicht strich, als regelrecht befreiend. Sie wünschte sich, einfach stehenzubleiben und die Augen in den Himmel zu richten, doch Ohlin trieb sie über den Hofplatz, und erst als sie den Schutz einer schmalen Gasse erreichten, konnten sie einen Moment lang verschnaufen.
    »Sind sie uns gefolgt?« wollte Malin Sörenstam wissen.
    Ohlin lugte vorsichtig aus der Gasse. »Sie haben unsere Spur verloren. Zumindest für kurze Zeit.«
    »Wer sind diese Männer?« stieß Anneke atemlos hervor. »Und warum wollen die uns töten?«
    |211| Malin Sörenstam schaute zuerst sie, dann Ohlin an und meinte: »Fragt Euren Begleiter.«
    »Unsinn!« gab Ohlin zurück. »Wenn ich mit diesen Kerlen im Bunde stehen würde, warum hätte ich dann die Königin aus dem Kolleg geschafft?«
    »Er spricht die Wahrheit«, schaltete sich Königin Christina ein.
    »Ihr schuldet uns eine Antwort«, setzte Ohlin nach. »Was wißt Ihr über diese Mordgesellen?«
    Malin Sörenstam überlegte kurz, dann sagte sie: »Der ältere der beiden heißt Ove Dahlgren; der Mann mit der schiefen Nase ist uns als Kjell Ekholm bekannt.«
    Kjell Ekholm. Anneke schluckte trocken. Nun endlich hatte der Mörder aus dem Wald einen Namen bekommen.
    »Wen meint Ihr mit ›uns‹?« hakte Ohlin nach. »Aus welchem Grund wird die Königin verfolgt?«
    Malin Sörenstams Lippen wurden schmal. »Ich habe bereits zuviel verraten. Begnügt Euch mit diesen Namen! Es steht Euch nicht zu, mehr über diese Angelegenheit zu erfahren.«
    Ohlin wechselte einen Blick mit der Königin, die aber voll und ganz Malin Sörenstams Meinung zu teilen schien.
    »Was sollen wir jetzt tun?« wollte Anneke wissen.
    »Wir müssen vor allem für die Sicherheit der Königin sorgen«, erwiderte Ohlin.
    »Ausgerechnet Ihr«, raunte Malin Sörenstam. Ihre Augen funkelten angriffslustig, und sie wirkte so angespannt, als erwarte sie jeden Moment, daß Ohlin eine Waffe hervorzog und auf die Königin losging.
    Ohlin scherte sich jedoch nicht um diese Bemerkung und wandte sich Königin Christina zu. »Majestät, Ihr habt einflußreiche Freunde in Münster, die für Eure Sicherheit garantieren können. Wir müssen Euch zu ihnen schaffen.«
    »Das ist nicht möglich«, erwiderte die Königin.
    |212| Ohlin runzelte die Stirn. »Was ist mit den Männern, die Euch heute im Kolleg aufgesucht haben? Handelte es sich bei denen um Gesandte des Kongresses? Sie werden Euch doch gewiß aufnehmen.«
    Die Königin schüttelte entschieden den Kopf. »Wenn bekannt würde, daß ich mich in Münster aufhalte und mit diesen Herren gesprochen habe, würde das einen Skandal auslösen, der mich und diese ehrenwerten Freunde in große Schwierigkeiten bringt.«
    »Wollt Ihr mir nicht anvertrauen, wer diese Herren waren?«
    Sie schwieg.
    »Und was sollen wir dann mit Euch tun?« fragte Ohlin.
    »Schafft mich zu Salvius.«
    »Johan Adler Salvius hält sich in Osnabrück auf«, warf Malin Sörenstam ein.
    Die Königin nickte. »Er ist der einzige, dem ich vertraue.«
    »Habt Ihr eine Kutsche hier in Münster?« wandte sich Malin Sörenstam an Ohlin.
    »Ja, aber in Gottes Namen, Ihr könnt doch nicht …«
    »Vielleicht ist es wirklich das beste, wenn wir die Königin aus dieser Stadt schaffen.«
    »Wir?« Ohlin lachte bitter auf. »Eine zweifelhafte Person wie Ihr werdet die Königin gewiß

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