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Die Falken Gottes

Die Falken Gottes

Titel: Die Falken Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wilcke
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wild auf die Pferde einschlug, entließ sie Anneke aus ihrem Griff.
    Anneke klammerte sich an ihrem Sitz fest. Die Kutsche nahm an Fahrt auf und jagte in halsbrecherischer Geschwindigkeit über die Straße.
    »Was hat das zu bedeuten?« wollte die Königin wissen. »Warum fahren wir so schnell?«
    Anneke streckte den Kopf aus dem Fenster und schaute sich um. Der Fahrtwind trieb ihr Tränen in die Augen, aber dennoch konnte sie erkennen, warum Karl die Pferde so unerbittlich vorantrieb. Hinter ihnen galoppierten zwei Reiter auf die Kutsche zu, die sie wohl schon bald einholen würden.
    |222| Anneke ließ sich zurück auf den Sitz fallen. »Wir werden angegriffen«, brachte sie hervor, obwohl ihr der Schreck die Kehle zuschnürte.

    Während Magnus in der einen Hand die Pistole hielt, klammerte er sich mit der anderen an einen Griff an der Seite des Bocks fest, um nicht von der Kutsche zu stürzen, wenn sie durch das nächste Schlagloch polterte. Ein Blick über die Schulter verriet ihm, daß die beiden Reiter den Abstand zur Kutsche weiter verringert hatten.
    »Treib die Pferde an, Karl!« rief er laut, obwohl er wußte, daß sich der Kutscher und die Tiere bereits völlig verausgabten. Keuchend ließ Karl immer schneller die Peitsche knallen und hielt die Pferde mit wütenden Flüchen in einem rasenden Galopp.
    »Wer sind diese Kerle?« stieß Karl hervor, während er weit ausholte und die Peitsche schwang.
    »Banditen«, erwiderte Magnus. »Mordgesellen, die es nicht nur auf unsere Geldbörsen abgesehen haben.« Er löste nun doch seine Hand kurz vom Griff, um den Hahn der Pistole zu spannen.
    »Heilige Maria!« fluchte Karl. Die Angst um sein Leben schien noch einmal neue Kräfte in ihm freizusetzen. Doch alle Anstrengung reichte nicht aus, und schon bald waren die Reiter bis auf einen Steinwurf herangekommen. So nah, daß Magnus ihre Gesichter erkennen konnte. Es handelte sich ohne Zweifel um die Männer, die sie im Kolleg überfallen hatten. Ove Dahlgren und Kjell Ekholm, das waren die Namen gewesen, die Malin Sörenstam erwähnt hatte.
    Als die beiden Reiter die Hinterräder der Kutsche erreichten, ritt Ekholm rechterhand vorbei, dort, wo Karl auf dem Bock saß, Dahlgren hingegen näherte sich Magnus auf der linken Seite. Er sah, daß Dahlgren mit einer Pistole auf ihn zielte, allerdings zögerte der, denn der holprige Ritt ließ |223| seine Hand wohl zu sehr schwanken. Magnus reagierte schneller. Er richtete seine Pistole auf Dahlgren und betätigte den Abzug. Mit einem ohrenbetäubenden Krachen löste sich der Schuß. Magnus’ Hand wurde hochgeschleudert, und einen Moment lang war nur Rauch um ihn herum. Als sich der Nebelschleier lüftete, konnte er sehen, wie Dahlgren aus dem Sattel rutschte und hart auf die Erde schlug. Das Pferd, das nun keinen Reiter mehr trug, brach zur Seite aus und galoppierte davon. Sein Schuß hatte Dahlgren getroffen. Das war ein Gedanke, der eine regelrechte Euphorie in Magnus auslöste.
    Wie ein Echo seines Schusses dröhnte nun ein weiterer Knall in seinen Ohren. Magnus wandte sich um, und in diesem Moment sackte Karl neben ihm zusammen. Sein Hut war halb zur Seite gerutscht. Blut lief über das Gesicht des Kutschers. Im Filzstoff des Hutes prangte ein zerfranstes Loch, aus dem Rauchfäden aufstiegen. Anscheinend hatte ein Geschoß seinen Kopf zerschmettert. Karl gab gurgelnde Laute von sich, zuckte wie ein Aal und krallte seine Hand in Magnus’ Wams. Magnus blieb keine Zeit, sich um Karl zu kümmern, denn inzwischen war Kjell Ekholm von seinem Pferd gesprungen und klammerte sich an der Kutsche fest. Behende kletterte er auf den Bock und ging mit einem Dolch auf Magnus los.
    Magnus nutzte Karls Körper als Deckung und duckte sich. Er hörte Ekholm keuchen, dessen erste Attacke ins Leere ging, da Karl in genau diesem Moment bei einem Schwanken der Kutsche zur Seite rutschte. Als Ekholm erneut ausholte, um auf ihn einzustechen, hob Magnus den Arm, um den Angriff abzuwehren, doch die Spitze des Dolches prallte schmerzhaft auf seine Hüfte. Magnus schrie auf, bekam aber nun endlich Ekholms Waffenarm zu fassen. Dessen häßliches Gesicht befand sich direkt über ihm. Während die Kutsche schlingerte, wurde Magnus tiefer auf |224| den Bock gedrückt, und Ekholm preßte den anderen Arm auf Magnus’ Kehle. Magnus bekam keine Luft mehr und ließ vor Schreck den Arm des Angreifers los, so daß dieser nun ausholte, um noch einmal auf ihn einzustechen. Ekholm wollte den Dolch in Magnus’

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