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Die Falken Gottes

Die Falken Gottes

Titel: Die Falken Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wilcke
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Kammer der Königin sprach nun niemand mehr. Aus dem Vorraum war ein lautes Stöhnen zu hören. Hauptmann Elisson zog seinen Degen blank.
    »Geht zurück, Majestät«, wies Elisson die Königin an, die mit erschrockener Miene einen Schritt rückwärts zur schmalen Tür an die Hinterseite des Raumes machte. Anneke, Magnus Ohlin und Malin Sörenstam folgten ihr.
    Die Tür zum Vorraum schwang auf und krachte gegen die Wand. Der Hüne Roald taumelte in das Zimmer. Sein massiger Körper blutete aus zahlreichen Wunden. Er gab einen jämmerlichen Laut von sich, dann fiel er zu Boden. Hinter ihm sah Anneke zwei weitere Männer in den Raum stürmen. Sie fuhr zusammen, als sie den Schiefnasigen erkannte, der mit seinem Degen sofort auf Hauptmann Elisson losging, während der andere Kerl dem wie zur Salzsäule erstarrten Pater Vigan die Degenspitze in den Bauch trieb. |208| Vigans Augen weiteten sich vor Schreck und Schmerz. Der Angreifer zog den Degen aus seinem Leib, und sein Blick fiel auf die Königin.
    Anneke stockte der Atem. Die Augen des Mannes ließen erkennen, daß er zu allem entschlossen war. Er würde jeden niederstrecken, der versuchte, ihn daran zu hindern, zu der Königin zu gelangen, das war gewiß.
    Magnus Ohlin trat schützend vor Anneke und breitete die Arme aus. Am liebsten hätte sie sich in ihrer Hilflosigkeit an ihn geklammert, doch bevor der Mann auf sie losgehen konnte, stellte sich ihm Hauptmann Elisson in den Weg, der elegant seinen Degen führte und es mit beiden Meuchlern gleichzeitig aufnahm.
    »Schafft die Königin fort!« rief der Hauptmann. »Rasch!«
    Ohlin hatte sich inzwischen Vigan gegriffen und stützte den blutenden Pater, der seine Hand auf die Wunde preßte.
    »Die Schlüssel … an meinem Gürtel«, krächzte Vigan. Seine Worte waren im Lärm der aufeinanderscheppernden Klingen kaum zu verstehen. Ohlin tastete Vigans Hüfte ab und zog einen Metallring hervor, an dem mehrere Schlüssel klimperten.
    »Welcher davon öffnet die Tür?« rief Ohlin. Vigan legte mit schmerzverzerrtem Gesicht einen Finger auf einen der Schlüssel. Ohlin zögerte nicht, schloß die Hintertür auf und drängte die Königin und Malin Sörenstam aus der Kammer, während Anneke noch immer aufgeregt verfolgte, wie Elisson standhaft jeden Fußbreit Boden verteidigte. Ohlin rief nach dem Hauptmann, doch der brüllte nur: »Geht!«, und im nächsten Moment stöhnte er laut auf, als der Schiefnasige mit einem Hieb seinen Oberschenkel traf. Elisson sank in die Hocke, doch er führte weiter unerschrocken seinen Degen gegen die beiden Mordgesellen.
    Ohlin, der noch immer Pater Vigan festhielt, schob Anneke durch die Tür auf einen Korridor und folgte ihr. Er |209| verschloß die Tür, die aber nicht allzu stabil wirkte. Ihre Verfolger würde dieses Hindernis nicht lange aufhalten. Anneke half Ohlin, Pater Viganüber den Korridor zu schleppen, bis sie Malin Sörenstam und die Königin erreichten, die an einer Treppe auf sie warteten.
    »Was ist mit Elisson?« wollte die Königin wissen, die ihre Hände an die Wand drückte, als suche sie dort einen Halt.
    Ohlin schüttelte den Kopf. »Er hat sie aufgehalten, damit wir entkommen konnten.«
    »Wohin sollen wir nun gehen?« fragte Malin Sörenstam.
    »Wir müssen Alarm schlagen und die Ordensbrüder wecken«, meinte Ohlin.
    »Nein!« stieß Pater Vigan hervor, der noch immer seine Hand auf die blutende Wunde preßte. »Niemand darf wissen, daß sich die Königin hier aufhält. Ihr müßt sie aus dem Kolleg schaffen.«
    »Das ist Unsinn«, sträubte sich Ohlin, doch Königin Christina legte eine Hand auf seinen Arm und sagte: »Pater Gregor hat recht, Magnus. Mein Aufenthalt in Münster muß ein Geheimnis bleiben.«
    »Diese Männer wollen Euch töten.«
    »Das ist mir nicht entgangen«, gab sie zurück.
    Mit zerknirschter Miene fügte sich Ohlin. »Also gut«, meinte er und schleppte Vigan die Treppe hinunter. Hinter sich hörten sie ein lautes Krachen. Wahrscheinlich hatten die beiden Männer Hauptmann Elisson inzwischen niedergestreckt und brachen nun die Tür auf. Ein Schaudern durchlief Anneke.
    Als sie das Erdgeschoß erreicht hatten, bat Vigan Ohlin darum, innezuhalten.
    »Ich bin nur eine Last für Euch«, sagte der Jesuit. »Schafft mich ins Refektorium! Dort werden sie mich nicht finden. Und dann verlaßt das Kolleg durch die Tür zum Hinterhof.«
    |210| »Pater Vigan …« Die Stimme der Königin verriet, daß es ihr nicht gefiel, den hilflosen Jesuiten

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