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Die Falken Gottes

Die Falken Gottes

Titel: Die Falken Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wilcke
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über ihren Körper, und die altbekannte Gier tauchte in seinen Augen auf. »Aber das muß sie ja nicht«, säuselte Seybert und griff nach Anneke. Er schlang die Arme um sie und preßte sie an sich.
    »Nein, nicht!« rief sie und versuchte vergeblich, sich aus der Umklammerung zu befreien.
    Seine Zunge tanzte feucht auf ihrem Gesicht. »Gib mir endlich, was ich schon so lange von dir haben will, Mädchen. Dann werde ich vergessen, daß du deine Pflicht vernachlässigt hast.«
    Seine Hand, die er grob zwischen ihre Beine drückte, ließ keinen Zweifel daran, was er begehrte. Anneke überlegte panisch, wie sie Seybert entkommen konnte.
    »Küßt mich, wenn Ihr wollt«, stieß sie hervor. Seybert zögerte zunächst, wohl verwundert über diese unerwartete |277| Aufforderung. Dann stülpte er seinen Mund über ihre Lippen und drängte seine Zunge zwischen ihre Zähne.
    Anneke zögerte nicht lange und biß zu. Fest genug, damit er jaulend zurücksprang und sie aus seinem Griff entließ.
    »Du Teufel!« kreischte er. Die Worte waren kaum zu verstehen. Aus seinem Mund tropfte Blut. Anneke holte nun mit dem Fuß aus und trat Seybert kräftig zwischen die Beine. Ihr Dienstherr öffnete den Mund, doch der Schmerz schien ihm die Luft zu einem Schrei zu nehmen. Er taumelte zwei Schritte zurück, dann fiel er auf sein Hinterteil und stöhnte elendig, während er sich auf der Erde krümmte.
    Plötzlich tauchte Lene in der Tür auf. Sie blickte erschrocken von ihrem Vater zu Anneke und wieder zu Seybert, dessen Stöhnen inzwischen in ein langgezogenes Jaulen übergegangen war.
    »Ach du lieber Himmel!« entfuhr es Lene.
    Anneke zog die Stute aus dem Stall und faßte den Knauf des Sattels. »Hilf mir!« rief sie Lene zu. Die eilte zu ihr, faltete ihre Hände und hob Annekes Fuß an, damit sie auf Charlotta zu sitzen kam.
    »Das wird mein Vater dir niemals verzeihen«, heulte Lene auf.
    »Du gute Lene«, sagte Anneke. Sie löste das Tuch, das Magnus Ohlin ihr vor ein paar Tagen geschenkt hatte, von ihrem Hals und warf es Lene zu. Dann trat sie der Stute in die Rippen. Das Tier lief in so zügigem Galopp auf die Straße zu, daß Anneke die Haube vom Kopf rutschte. Sie krallte ihre Finger um die Zügel, um nicht von Charlottas Rücken zu fallen, und wandte sich noch einmal kurz um. Seybert humpelte mit drohend erhobener Faust aus der Scheune und stieß Lene rüde zur Seite. Auch Wendel lief herbei. Anneke fiel auf, daß er bereits die gestohlenen Stiefel trug.
    |278| Lene hat recht, fuhr es ihr durch den Kopf. Seybert wird mir das nicht verzeihen. Ihre Zeit in der Monsbach-Schenke hatte ein Ende gefunden. Sie würde nicht mehr zurückkehren können. Anneke seufzte, drängte diesen Gedanken fort und trieb Charlotta eilig voran.

|279| Kapitel 27
    Nach der Ankunft in Osnabrück suchte Magnus umgehend das Haus des Gesandten Salvius an der Domsfreiheit auf. Zwar drängte es ihn danach, sich endlich Gewißheit über Svantes Wohlergehen zu verschaffen, doch seine erste und wichtigste Pflicht war es noch immer, für die Sicherheit der Königin zu sorgen.
    Magnus bat die Königin, in der Kutsche zu verweilen, während er mit Johan Adler Salvius sprechen würde. Er klopfte an die Tür des stattlichen Wohnhauses, wurde von einem Pagen eingelassen und kehrte schon wenige Minuten darauf zerknirscht zur Kutsche zurück.
    »Welche Laus ist Euch über die Leber gelaufen?« wollte Malin Sörenstam wissen, die ihm wohl ansah, wie sauer es ihm aufstieß, daß es ihm auch jetzt noch nicht gelungen war, die Verantwortung für den Schutz der Königin an Salvius zu übergeben.
    »Ich habe nur mit einem Sekretär gesprochen«, sagte Magnus. »Salvius ist bedauerlicherweise kurz vor unserem Eintreffen zum kursächsischen Quartier aufgebrochen und wird erst in den Abendstunden zurückerwartet.«
    »Können wir ihm eine Nachricht zukommen lassen?«
    »Damit er das Gespräch abbricht?« Magnus schüttelte den Kopf. »Das würde nur für Spekulationen sorgen, und was wir vor allem vermeiden wollen, ist unnötiges Aufsehen.«
    Malin Sörenstam seufzte vernehmlich. »Eine andere Möglichkeit wäre es, Johan Oxenstierna über Christinas Eintreffen zu unterrichten und ihn für ihren Schutz Sorge |280| tragen zu lassen. Oder aber ich warte mit der Königin in Salvius’ Haus auf dessen Rückkehr.«
    »Auf keinen Fall!« Christina reckte ihr Gesicht aus dem Fenster der Kutsche. Ein empörter Blick wanderte von Magnus zu Malin. »Oxenstierna darf nicht von meiner

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