Die Falken Gottes
heran und küßte ihre Stirn. Sie hielt still, senkte aber den Blick.
»Ich hatte große Angst um dich«, meinte er. »Jetzt endlich ist diese Last von meinen Schultern genommen worden.« Er wandte sich um und trat zur Tür.
»Du humpelst«, sagte Svante.
Magnus legte eine Hand auf seine Hüfte, dorthin wo Malin Sörenstam den Verband angelegt hatte.
»Das ist eine lange Geschichte«, meinte er nur und verließ das Haus.
Dahlgren spürte, wie das Fieber in seinen Körper kroch. Er zitterte vor Kälte und brachte kaum die Kraft auf, den Schweiß fortzuwischen, der ihm von der Stirn in die Augen |283| lief. Seine Hand war schwer wie ein Schmiedehammer. Jede Bewegung schmerzte. In seinem Kopf schwirrten Trugbilder umher. Er glaubte sich im Karzer von Stockholm, seine Arme und Beine in Ketten, dann schien es ihm, als stiege ihm der Geruch der Schlachtfelder in die Nase. Ein Gemisch aus Pulver, Blut und Schweiß. Schließlich wurde sein Verstand wieder klarer, der Wahn verflüchtigte sich, und seine Blicke wanderten nervös in der Schlafkammer der Ohlins umher.
Er vernahm entfernte Stimmen. Das Schlagen einer Tür. Kurz darauf trat Svante zu ihm in die Kammer. Sie stürzte auf das Bett zu, und aus ihren Augen war Verstörung und Angst zu lesen.
»Ihr müßt fort von hier!« rief sie und schlug seine Decke zurück.
Dahlgren versuchte sich aufzurichten. Der grelle Schmerz in seiner Schulter zwang ihn zurück. »Was ist geschehen?« zwängte er hervor.
»Magnus ist in Osnabrück eingetroffen. Er wird die Königin zu uns führen. Alles entwickelt sich so, wie Ihr es vorhergesehen habt. Aber ich muß Euch aus der Kammer schaffen.« Sie faßte seine Hand und half ihm, sich aufzusetzen. Svantes Worte verliehen ihm neue Kraft. Er hatte gehofft, daß Ohlin die Königin zu ihnen bringen würde, jedoch kaum daran zu glauben gewagt.
»Wohin?« fragte er mit matter Stimme. »Wohin bringst du mich?«
»Hinauf in die Dachkammer. Dort wird Euch niemand finden. Ich töte die Königin mit dem Schierlingssamen.«
»Keinen Schierling«, widersprach Dahlgren eindringlich. »Sie darf nicht durch deine Hand sterben.« Er legte Svante einen Arm um die Schulter und ließ sich auf die Beine ziehen. Der Schmerz in seiner Schulter explodierte, und er schrie bitterlich auf. Svante klammerte sich an ihn, damit er nicht fiel.
|284| Nach Luft ringend, stieß er hervor: »Verabreiche ihr ein Kraut, das ihre Sinne verwirrt! Dann kann ich meinen Auftrag vollenden und mich Gottes Urteil stellen.«
»Wir werden diesen Weg zusammen gehen«, sagte Svante und schleppte ihn zur Tür.
Magnus lenkte die Kutsche durch das große Dielentor über die Tenne und zügelte die Pferde vor dem Stallgebäude auf dem Hinterhof. Er kletterte vom Bock und sah Svante mit verschränkten Armen im Hoftor stehen. Sie verfolgte unbewegt, wie er die Tür der Kutsche öffnete und den beiden Gästen beim Ausstieg die Hand reichte. Obwohl sie Malin Sörenstam schon einmal begegnet war, schenkte sie ihr kaum Beachtung, sondern behielt Königin Christina im Auge. Ahnte sie vielleicht, daß dieser junge Bursche eine Frau war? Magnus glaubte nicht, daß Svante der Königin von Schweden schon einmal gegenübergestanden hatte, aber möglicherweise hatte sie Bilder von ihr zu Gesicht bekommen.
Malin Sörenstam und die Königin begrüßten Svante und folgten ihr ins Haus. Svante fragte, ob ihnen nach der Reise an einer Mahlzeit gelegen sei. Beide Frauen nahmen das Angebot gerne an.
»Ist die Kammer hergerichtet?« fragte Magnus. Auf Svantes Nicken hin führte er Malin Sörenstam und Königin Christina die Treppe hinauf und geleitete sie in die Schlafkammer, wo sich die Königin sofort seufzend auf das Bett fallen ließ und ihre Stiefel abstreifte. Magnus fiel auf, daß Svante frische Decken auf das Bett gelegt und eine Vase mit blühenden Rosen bereitgestellt hatte.
Christina zog eine Rose hervor und schnupperte an der Blüte. »Sprich deiner Frau meinen Dank aus, Magnus. Sag ihr, ich komme mir hier wie eine Königin vor.«
»Diesen Hinweis sollte ich wohl besser vermeiden«, |285| meinte Magnus. »Aber ich werde ihr mitteilen, daß Ihr Euch in unserem Haus sehr wohl fühlt.«
»Was ist mit dieser Magd?« wollte Malin Sörenstam wissen. »Droht uns hier auch keine Gefahr?«
»Sie ist vor die Tore der Stadt geschickt worden und kehrt erst in einigen Stunden zurück. Sollte sie dennoch früher eintreffen, wird sie mir Rede und Antwort stehen müssen.«
»Sie darf nicht in
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