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Die Falken und das Glück - Roman

Die Falken und das Glück - Roman

Titel: Die Falken und das Glück - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reber Sabine
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wahrscheinlich mit China schon Seehandel betrieben, mutmaßte Daniel.
    Er erzählte Linda, wie er die Zeichnungen entdeckt hatte. Schafbauer Sweeney, der hinter der Kirche lebte, habe ihm erzählt, als Kinder hätten sie unter dem Putz Spuren von einem Hasen gesehen. Hie und dort habe ein Bein, eine Kralle hervorgelugt. Flüchtige Farbspuren hätten ihre Fantasie beflügelt. Man habe gemunkelt, die Wand hüte ein Geheimnis. Später habe er ein wenig Putz abgekratzt, habe mit dem Taschenmesser die ersten Figuren freigelegt.
    Einiges ist dabei zerstört worden, bedauerte Daniel, aber vieles habe ich retten können. Im jetzigen Zustand sind die Wandmalereien nahezu stabil.
    Schön, sagte Linda, sie gefallen mir.
    Ich werde in allen Fachzeitschriften publizieren. Es wird einen mehrsprachigen Bildband geben, ich verhandle schon mit Verlagen in England und Amerika. Man wird mich zu Symposien einladen, ich werde Vortragsreisen unternehmen. Man wird mir größere Projekte anvertrauen, wichtige archäologische Aufgaben. Ich werde auf Clare Island leben, aber ich werde international tätig sein.
    Ich helfe dir, sagte Linda.
    Linda würde stark sein wie er. Sie würde lernen, und sie würde arbeiten. Dankbar nahm sie die neue Lebensaufgabe an.
    Daniel legte seine Hände an ihre Wangen, drehte ihren Kopf dem Himmel zu und zeigte ihr Orion, Wagen, Bär. Tief über dem Meer hing der Abendstern.
    Daniel reckte seinen Arm in den Nachthimmel, als wolle er nach den Sternen greifen. Er fasste ins Leere. Mit nichts als Luft in den Händen stand er vor Linda. Er ruderte mit den Armen. Hoch hinaus wollte er, bis der Sauerstoff knapp und die Gedanken federleicht wurden. Wohin auch immer er ginge, er würde Linda mitnehmen. Fortan würde sie ihn begleiten auf seinen Höhenflügen.
    Am Nachmittag holte sie ihre Sachen aus dem Bed & Breakfast, das sie für zwei Nächte gebucht hatte. Sie packte Bücher, Notebook, Wäsche, Pullover, ihre Zahnbürste und den Kamm ein. Alles, was ihr wichtig war, passte in den kleinen Rucksack, den sie seit Jahren mit sich herumschleppte. Sie bezahlte das Zimmer und ging die Straße zu Daniel hinauf.
    Willkommen in meinem Haus!, rief er ihr von weitem zu.
    Er stand mit ausgebreiteten Armen unter der Türe, nahm ihr den Rucksack ab.
    Du reist aber leicht!
    Ich bin ein Vogel, sagte sie, schon vergessen?
    Daniel setzte Teewasser auf. Er schälte einen Apfel. Linda packte ihr Notebook aus, bat ihn um einen Stecker für das irische Netz, zog das Kabel über den Küchentisch, fragte nach seinem Passwort für das Internet.
    Was nützt dir mein Passwort?
    Er sah sie konsterniert an. Willst du etwa deinen Computer mit meinem Passwort einloggen?
    Aber Bluetooth hast du bestimmt, sagte sie, oder Wireless?
    Daniel sah sie an, als verstehe er nicht, was das alles zu bedeuten habe.
    Du kannst sowieso nicht am Küchentisch arbeiten, sagte er schließlich. Den brauche ich zum Zeitunglesen. Wir müssen dir einen Schreibtisch organisieren.
    Er überlegte.
    Du brauchst ein eigenes Zimmer. Ich räume den Schuppen auf. Oder wir bauen am Haus an.
    Ich könnte in einem alten Wohnwagen arbeiten, schlug Linda vor, aber das hat Zeit. Hauptsache, ich bin bei dir.
    Sie nahm ihr Notebook und setzte sich damit aufs Bett. Sie las ihre Mails und setzte eine Nachricht für Martin auf, der zu Hause auf sie wartete. Aber sie fand die passenden Worte nicht.
    Komm, wir gehen noch ein Bier trinken, rief Daniel aus der Küche, wem schreibst du auch so lange?
    Sie antwortete nicht.
    Du schreibst deinem Freund!
    Linda ging in die Küche. Daniel sprang hoch, er warf seine Tasse um.
    Es ist nichts Ernsthaftes, sagte sie, und nun spielt es sowieso keine Rolle mehr. Wir haben uns getrennt.
    Und das soll ich dir glauben?
    Daniel stürmte ins Schlafzimmer. Linda hörte, wie er ihren Computer an die Wand warf. Sie spürte den Aufprall, sie hörte, wie mehrere Teile zu Boden fielen. Es gelang ihr nicht, darauf zu reagieren, es fühlte sich an, als geschähe das weit weg von ihr, als ginge es sie gar nichts an. Sie nahm einen Lappen und wischte die Kaffeelache auf. Daniel polterte aus dem Zimmer, er schleifte das Duvet hinter sich her. Er rannte aus dem Haus. Linda folgte ihm zum Auto hinunter. Sie sah, wie die Regentropfen dunkle Kreise auf den Stoff zeichneten. Als sie Daniel einholte, saß er bereits im Wagen. Sie rüttelte an der Tür. Er hatte sie von innen verriegelt. Pharao stellte sich auf die Hinterbeine, er scharrte an der Scheibe, bellte. Linda

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