Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Falken und das Glück - Roman

Die Falken und das Glück - Roman

Titel: Die Falken und das Glück - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reber Sabine
Vom Netzwerk:
sie Ulick das Kommando der ersten Galeere. Abends saß sie mit ihm zusammen, brachte ihm Navigieren und Kartenlesen bei. Sie zeigte ihm, wie man mit dem Astrolabium die Lage der Gestirne bestimmte, wozu Gradstock und Kartenzirkel gebraucht wurden, und wie man die Sanduhren aus Venedig handhabte, die jeweils vier Stunden anzeigten.
    Der Analphabet Donal konnte nicht einmal eine Seekarte lesen, während seine Frau Granuaile mühelos den Weg nach Spanien und wieder zurück fand. Als Donal sie mit ihrem klugen, jungen Kapitän zusammensitzen sah, packte ihn heftige Eifersucht. Er schrie und fluchte und drohte, er schlug mit den Fäusten in die Luft und zog sein Messer. Wollte Ulick aus seinen Diensten entlassen und zum Teufel jagen, wollte ihn aus Connaught vertreiben, ihm das Herz aus dem Leib reißen. Granuaile trat dazwischen, nahm Donal die Waffe ab.
    In seiner Wut stürzte er sich auf die Karten, zerknüllte die wertvollen, von Hand bemalten Pergamente und riss sie in Fetzen, von denen keiner größer war als der abgeschlagene Kopf einer Taube.
    Granuaile legt das letzte Torfstück in den Kamin, klaubt die Brosamen auf dem Korbboden zusammen. Eine Spinne krabbelt ihr über die Hand. Sie schnippt sie in die Glut, wo sie zischend verglimmt. Sie kippt den ganzen Korb aus, schlägt mit der Hand auf den Korbboden, um keinen Krümel Torf zu vergeuden.
    Und dann fing die Perodiaz Feuer. Granuaile fand nie heraus, woher der zündende Funke gekommen war.
    Sie riskierte ihr Leben, um das Feuer von der Takelage fernzuhalten, zog Wams und Hemd aus und schlug barbusig auf die Flammen ein, während die Männer über Bord lehnten, um Wasser zu schöpfen. Wind peitschte die Flammen auf, sie leckten trotz aller Anstrengungen nach den Segeln. Die angekohlten Spiere krachten auf das Deck und barsten. Wie Fackeln entzündeten die Segel auch die Bodenplanken. Brennende Leinen schlangen sich um die Trümmer. Die Takelage hing als lodernde Girlande von den Masten. Als das verglühende Hauptsegel herabschwebte, ergriff die Besatzung Panik. Einige sprangen ins Wasser, aber die meisten blieben an Bord, solange Granuaile selbst, halb nackt und rußgeschwärzt, weiterhin gegen das Feuer kämpfte. Tuathal und Ulick brachten ihre Galeere heran und begannen die über Bord gesprungenen Seemänner aufzunehmen.
    Als das Feuer auch unter Deck um sich griff, gab Granuaile schweren Herzens Befehl, das Schiff zu verlassen.
    Alle Männer konnten von den Galeeren aufgenommen werden.
    Tage später sanken die Überreste der verlassenen Karacke im Sturm. Donal tobte und schwor, seiner Frau nie mehr zu helfen. Nie mehr!
    Er warf ihr vor, seine Männer bestochen zu haben, damit sie ihr folgten, statt ihm ihre Verdienste abzuliefern. Sie erinnerte ihn daran, dass sie die Karacke selbst erbeutet und damit den Seehandel der O’Flahertys in Gang gehalten hatte, um seinen Männern einen Lebensunterhalt zu sichern.
    Auf den Feldern von Connaught gibt es nur Steinbrocken zu ernten! Wenn die O’Flahertys nicht verhungern wollen, müssen sie ihre Nahrung aus dem Meer holen!
    Aber Donal hatte kein Gehör für die Argumente seiner Frau.
    Granuaile ist die gejagte Löwin, die durch die Steppe flieht, verfolgt von knallenden Peitschen und den Trommeln ihrer Peiniger.
    Sie sucht den Schutz ihres Rudels.
    Auf allen vieren wie ein geschwächtes Tier?
    Das Gepolter wird lauter, Brustpanzer klirren, sie hört Säbel rasseln und schreckt aus ihrem Traum hoch.
    Wehe dem, der ihre Schlachtpläne verraten hat!
    Sie wirft das Otterfell von sich und stürzt ans Fenster.
    Und begreift, dass der Lärm aus ihrem Wachtgang kommt; es wird sechs Uhr morgens sein.

Ihren ersten Winter auf Clare Island verbrachte Linda in dem kratzigen Aranpullover von Daniel gehüllt. Abends wickelte sie sich Decken um die Beine. Daniel fror weniger. Er sagte, vom Guinness werde das Blut dicker, dann ertrage man das Wetter besser. Gemeinsam saßen sie vor dem Feuer. Pharao lag auf dem Teppich vor dem Kamin und gab wohlige Geräusche von sich. Sie waren glücklich. Sie liebten sich, sie hatten ein Dach über dem Kopf und eine Aufgabe.
    Kam der Wind aus Osten, hängte Linda die Wäsche an eine Leine, die vom Schuppen zum Haus führte.
    Das mache ich selbst, sagte Daniel, das habe ich immer selbst gemacht.
    Lass doch, sagte sie, ich bin damit schneller fertig als du.
    Sie bügelte seine Hosen und Hemden, obwohl er protestierte, das sei nicht nötig. Aber sie bügelte gerne, konzentriert fuhr sie mit dem

Weitere Kostenlose Bücher