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Die Falken und das Glück - Roman

Die Falken und das Glück - Roman

Titel: Die Falken und das Glück - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reber Sabine
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vielleicht hat sie Fieber. Tuathal braucht nicht zu ihr heraufzukommen; er würde ihr bloß eine Kräuterhexe in den Turm schicken.
    Es darf keine Zeugen für ihre Schwäche geben.
    Hätte ihr Vertrauter doch nur etwas mehr Torf in die Kammer hinaufgetragen, das Kaminfeuer verliert rasch an Wärme.
    Torf und ein Glas Wasser.
    Wenn sie jetzt nach ihm riefe, würde er sich zu ihr legen.
    Donal hatte sie erklärt, sie brauche unbedingt ein Handelsschiff, um mit dem eingesalzenen Fisch groß ins Geschäft zu kommen. Aber für ein Anliegen, das etwas kostete und nicht zu einer Schlacht führte, hatte Granuailes Mann kein Gehör. Darum heckte sie in der Hafenkneipe einen Plan aus: Ein Fischer teilte Donal mit, man habe auf den Sandbänken einen Schatz gefunden und wolle ihm als Chieftain die Möglichkeit geben, ihn zu heben. Der junge Ulick bot sich Granuaile an, Donal aufzulauern. Sie selbst setzte sich im letzten Moment zu ihrem Mann ins Curragh, gab vor, sie habe Gerüchte über den Schatz gehört, worauf Ulick ihr das Ruder überließ und sich davonmachte.
    Eigenhändig ruderte Granuaile das Curragh mit ihrem Mann aus dem Windschatten der Bucht von Bunowen. Es dauerte nicht lange, und Donal bettelte darum, umzukehren. Granuaile ruderte ungerührt weiter. Als ihm übel wurde, forderte sie ihn auf, sich vorzustellen, wie die Verhältnisse an Bord der nur mit Häuten bezogenen Boote bei Sturm waren!
    Donal erbrach sich und verfluchte seine hinterlistige Frau, die seelenruhig in die Bucht hinausruderte.
    Wenn ich für dich Seehandel betreiben soll, sagte sie, als er sich erschöpft hatte, brauche ich ein ordentliches Schiff! Donal erbrach sich von neuem und gab zu bedenken, sie habe doch bereits die Galeeren ihres Vaters.
    Granuaile ignorierte seinen Einwand. Sie kenne eine Werft, die schöne Karavellen baue, erklärte sie und fügte an, sein Gesicht habe eine interessante Farbe angenommen.
    Wozu willst du ein Handelsschiff, wir O’Flahertys sind Krieger!
    Sie wendete das Curragh und ließ es parallel zu den Wellen laufen. Donal umklammerte seinen Bauch, kippte von der Bank. Rollte im Wasser, das sich am Boden des offenen Holzrippenbootes ansammelte.
    Und er versprach ihr ein größeres Schiff.
    Es war ein lahmes, ein altes Boot, aber immerhin für vierzig Ruderer geschaffen. Die O’Flaherty-Fischer stritten sich darum, wer an Bord gehen durfte, und Granuaile wählte die Männer mit den kräftigsten Armen aus. Als erstes Mitglied der Besatzung berief sie Ulick.
    Das Schiff stand keine zehn Tage unter ihrem Kommando, als sie vor Slyne Head eine Karacke erspähte, ein einsames Handelsschiff, das in Rückstand zu seiner Flotte geraten war und nun allein und mit Schlagseite am Horizont auftauchte, die Marssegel schlaff in den flauen Nachmittag gehängt.
    Wie Pfeile rauschten Granuailes Boote auf das Handelsschiff zu, und sie erkannte, dass dessen glatter Rumpf frei von Geschützpforten und Kanonenrohren war. Dem Segelriss nach musste es sich um eine portugiesische Karacke handeln, einen schwerfälligen Dreimaster, der seine besten Tage längst hinter sich hatte.
    Bestimmt waren es Kisten mit Portwein, die den Bug derart tief in die Wellen drückten.
    Granuaile ließ ihre Galleys zu beiden Seiten der Karacke in Position gehen und forderte auf Spanisch: Ergebt euch!
    Einer Frau? Niemals!
    Entern und kämpfen!, kommandierte Granuaile. Ihre Männer spannten die Bogen, ließen einen Pfeilhagel auf das Mitteldeck der Karacke prasseln. Enterhaken wurden geworfen, Granuaile ging als erste an Bord. Die Männer folgten ihr mit Messern, Äxten und Säbeln.
    Eingesalzene Heringe! Als ob wir davon selbst nicht genug hätten!, schrie Granuaile den überrumpelten Kapitän auf Spanisch an. Ich will dein Schiff!
    Wenn ihr mir die Perodiaz nehmt, bin ich ruiniert!
    Sie schlug ihm vor, um die Karacke zu pokern: Wenn du gewinnst, lassen wir dich mitsamt deiner Fracht ziehen. Und wenn du verlierst, gehört die Karacke mir.
    Sie hört das Wasser in den Dachrinnen rauschen und blickt aus der Lukarne. Der Regen fällt so dicht, dass die grauen Umrisse der Schiffe mit dem Himmel verschmelzen. Dann sieht Granuaile das schwefelgelbe Mondlicht am Horizont, das durch den Regenschleier dringt.
    Über der Stadt Galway ist das Wetter noch besser.
    Ihr Vertrauter Tuathal half Granuaile an Bord der Perodiaz, weil die jüngeren O’Flahertys im Umgang mit großen Segelschiffen keine Erfahrung mehr hatten.
    Bis die Karackenmannschaft eingespielt war, übergab

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