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Die Falken und das Glück - Roman

Die Falken und das Glück - Roman

Titel: Die Falken und das Glück - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reber Sabine
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und ihre Netze und Leinen zu flicken. Und sie half ihnen dabei. Kniete sich mit Nägeln zwischen den Zähnen und Teer an den Händen in den Sand.
    Bald kehrte die Flotte mit dem besten Fang seit Jahren in den Hafen von Bunowen zurück.
    Granuaile kroch auf allen vieren in die verrußten Strohhütten der Fischerfamilien, brachte die Kinder mit Grimassen zum Lachen und trank die gekühlte Buttermilch, die die Frauen ihr reichten, löffelte Haferbrei aus eisernen Töpfen und erkundigte sich, ob das alles sei, wovon die O’Flaherty-Untertanen sich ernährten. In Murrisk bekamen Krieger und Seeleute Fleisch und Fisch zu essen, denn Dubhdara glaubte, dass sie davon kräftiger wurden. Granuaile sorgte dafür, dass der Fang künftig gerecht auf die Fischerfamilien aufgeteilt wurde. Und wenn sie nichts fingen, brachte sie ihnen Speck und Käse aus Donals Vorratskammern.
    Sie trank in den Alehäusern von Bunowen, fluchte wie ein Mann. Spielte Schach und Backgammon und gewann nicht nur die meisten Spiele, sondern mit der Zeit auch das Vertrauen der sturen O’Flaherty-Untertanen.
    Und sie pokerte.
    Wenn sie gewann, verzichtete sie auf ihren Anteil, weil sie ihren Leuten nicht die letzten Habseligkeiten abknöpfen wollte: Was könnt ihr morgen aufs Spiel setzen, wenn ich heute schon alles gewinne?, räsonierte Granuaile.
    Während sie gewann, erzählte sie den Fischern von den Geschäften der O’Malleys, die mit ihren Curraghs Hummer und Austern ernteten, die Lachs und Hering in so großen Mengen fingen, dass ihre Frauen die Überschüsse für den Verkauf nach Spanien einsalzen konnten.
    Noch bevor Granuaile ihren ersten Sohn gebar, waren die Fischerboote der O’Flahertys wieder instand gesetzt.
    Die alten Galeeren, die vor Jahrzehnten weit herum Angst und Schrecken verbreitet hatten, ließen sich nicht mehr reparieren; sie waren von meuternden Truppen aus Galway geplündert und zerschossen worden.
    Aber die Männer hatten ihre Curraghs wieder, sie hatten Arbeit, und sie schöpften Mut.
    Sie starrt ins Feuer, das langsam verglimmt.
    Der Rauch überdeckt den Geruch nach Moder und Urin.
    Schade, dass wir kein Holz haben, denkt sie, Torf ergibt keine schönen Flammen.
    Getrocknetes Schwemmholz hingegen brennt so schön wie das Feuer, von dem Bauern wie Fischer träumen.
    Granuailes erster Sohn Owen wurde ihr weggenommen. Zwanzig Monate später kam Murrough zur Welt, der aber auch keine zwei Jahre lang bei ihr bleiben durfte.
    Inzwischen fingen die Männer mehr Fisch, als sie für ihre Familien brauchten. Granuaile brachte ihnen bei, Handel zu treiben. Die Geschäfte liefen gut, und eines Abends erwähnte sie bei einem Krug Ale, dass die O’Malleys Fischereilizenzen an auswärtige Schiffe verkauften. Vertrat die Meinung, dass mit dem nötigen Nachdruck diese Art von Einkünften auch in Bunowen zu realisieren wäre. Um zu verdeutlichen, was sie unter Nachdruck verstand, schwang sie das Messer, das sie neuerdings am Gürtel trug.
    Und die Männer schwiegen beeindruckt.
    Die Prophetin des Wetters steht am offenen Fenster und lauscht. Sie schnuppert, sie nimmt Fährte auf.
    Die Nacht ist laut, die Wellen schlagen mit jeder Stunde höher. Vor der Burg liegen Seehunde auf den Felsen und heulen den Nachthimmel an.
    Granuaile kneift die Augen zusammen.
    Sie starrt in den Himmel, bis den Sternen grüne Schweife wachsen.
    Ihre Tochter Margret hätte Granuaile gerne länger bei sich behalten. Aber Donal bestand darauf, alle seine Kinder so schnell wie möglich in Pflege befreundeter Clans zu geben, um die politischen Beziehungen durch familiäre Bande zu stärken. Granuaile war als Einzelkind bei ihren Eltern aufgewachsen und hatte kein Verständnis für das traditionelle gälische System der Pflegefamilien.
    Ihrer Kinder beraubt, kehrte sie in die Hafenkneipen zurück.
    Sie trank und spielte und gewann.
    Und dann schlug sie den Männern vor, Schiffe abzufangen, die den Hafen von Galway anliefen. Wir erleichtern sie um ihre Fracht und verkaufen die Güter selbst! Ich habe das Handwerk von meinem Vater gelernt!
    Die Männer jubelten: Hoch lebe Granuaile, die Tochter der Schwarzen Eiche!
    Der Wind schleudert ihr Hagelkörner entgegen.
    Granuaile verriegelt das Fenster, versucht wieder einzuschlafen.
    Ihre Kopfschmerzen werden schlimmer.
    Sie sieht sich in der Kammer um. Der Falke schläft auf seiner Stange. Ist es die Anspannung, die ihre Schläfen pochen lässt?
    Sie will niemanden sehen, obwohl ihr schwindelt. Sie fasst sich an die Stirn;

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