Die Falken und das Glück - Roman
fielen ihm herunter, er stach sich in die Zunge und verschluckte sich.
Granuaile säuberte ihre Gabel am Rock, steckte sie ein und langte wie die anderen mit den Händen in die Teller und Schüsseln, nahm ganze Fische und Vögel heraus, die sie abnagte.
Sie tranken gekühlte Buttermilch, Ale und Whiskey. Und Wein, Wein in großen Mengen. Barden sangen, Musiker spielten auf Harfen, Trommeln und Fideln.
Granuaile fühlte sich glücklich wie seit Jahren nicht mehr. Sie tanzte mit Tuathal, tanzte mit Ulick, sie tanzte die ganze Nacht lang, sie sang, würfelte und erzählte schmutzige Witze. Gegen Morgen stand sogar ihr betagter Vater auf und ließ sich von ihr führen, vorbei an Tischen und Stühlen, immer im Kreis herum, bis das Lied im Applaus unterging und die Musiker mit gekühltem Ale zum Weiterspielen bewegt werden mussten.
Granuaile tanzte noch, als die ersten Gäste bereits unter den Tischen lagen.
Granuaile schließt das Fenster. Legt sich wieder unter die Otterdecke, die so feucht ist, dass sie an ihrer Haut klebt – wie das nasse Fell einer Katze, die einem um die nackten Beine streicht.
Die Kälte kriecht ihr in die Knochen. Sie starrt in das erloschene Feuer. Selbst wenn sie genug Torf und Brennholz hätte, würden sich die feuchten Steinmauern nicht erwärmen.
Ihr Turm ist ein kaltes Verlies, eine Gruft.
In den folgenden Tagen zogen sich Vater und Tochter zu Gesprächen zurück. Dubhdara bedauerte das Schicksal seiner verwitweten Tochter, aber sie wollte kein Mitleid, sie wollte eine Zukunft. Ihr Vater verstand und beglückwünschte sie zu ihrem Mut und zum erfolgreichen Gang ihrer Geschäfte. Er war stolz, seine Tochter war noch kühner als der Ruf, der ihr vorauseilte. Und er erkundigte sich, ob das Gerücht zutreffe, dass sie von Bunowen aus ihre eigenen Zölle erhebe.
Die Stadtherren von Galway fordern Zölle ein, warum nicht wir? Wer unsere Gewässer befährt, soll dafür zahlen!
So wie für das Recht, hier fischen zu dürfen.
So ist es.
Ich erhebe die Zölle für dich, schlug Granuaile vor und bat ihren Vater um Clare Island.
Was willst du in meinem alten Wachtturm?
Ich werde regelmäßig nach Bunowen segeln und mit O’Flaherty-Gütern als auch mit unseren eigenen Waren handeln.
Du hast alles von langer Hand geplant, Tochter, sagte Dubhdara. Und wenn ich ablehne?
Dann gehe ich zu den O’Donnells nach Ulster. Dort sind meine Schiffe und meine Geschäfte willkommen.
Du brauchst mich nicht zu erpressen, Tochter! Bleib wach und schlau, du hast die Kräfte früh erkannt, die unser gälisches Recht aus den Angeln zu heben vermögen.
Mein Mann Donal unterschätzte die englische Herrscherin, er wollte sich nicht mit einer Frau befassen, wie mächtig sie auch ist. Ich dagegen nehme es mit der Tudorkönigin auf!
Was ist mit den Schiffen, die du vor Galway abgefangen hast? Gute Beute? Oder nur englischer Zwieback?, erkundigte sich Dubhdara.
Mit Sägemehl gestreckt, lachte Granuaile, ich lasse das Zeug jeweils über Bord werfen, kistenweise, wir sind doch keine Holzwürmer!
Die Schiffe der Engländer sind die dreckigsten auf dem ganzen Atlantik, und was sie in ihren Bordküchen zusammenbrauen, verfüttern wir den Schweinen!
Versalzenes Pökelfleisch! In Essigwasser eingeweicht und mit Zwieback gestreckt!
Linsen, Bohnen, Hirse, Erbsen, voll mit saftigen Maden!
Wenn ich da an die französischen Schiffe denke: würziger Schinken, Speck, Rosinen! Ich liebe Rosinen!, rief Dubhdara.
Sie haben auch Dörrpflaumen und Quittenmarmelade in ihren Proviantkisten, Mandeln, Nüsse. Manchmal gar Gewürze aus Indien.
Pfeffer! Zimt! Kardamom!
Vergiss den Wein nicht, ich halte mich vor allem an den Wein der Franzosen.
Und ich liebe Portwein!
Die Portugiesen haben manchmal sogar Seide aus dem Orient geladen, Schmuck, Parfüm!
Unsere Freunde überfallen wir nicht!
Wir gewähren ihnen Geleitschutz.
Gegen Bezahlung.
Granuaile fasste sich an den Gürtel, zog das Schwert und sah ihrem Vater herausfordernd in die Augen:
Vor dem Schöpfer sind sie alle gleich.
Dubhdara lachte auf, dann schloss er seine Tochter in die Arme: Der Turm gehört dir. Ich gebe dir die Insel und ich gebe dir ein Transportschiff und Männer zur Verstärkung deiner Mannschaft mit auf den Weg.
Wir fallen aus dem Lauf der Zeit, hatte Granuaile zu ihrem Vater gesagt.
Die Tudorkönigin denkt, dass der keltische Lebensstil rückständig ist, antwortete Dubhdara. Sie will nicht nur unsere Burgen und Rinderherden, sie will unsere
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