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Die Falken und das Glück - Roman

Die Falken und das Glück - Roman

Titel: Die Falken und das Glück - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reber Sabine
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verschlimmerte seinen Zustand.
    Sobald Daniel vor Publikum stand, war er ein anderer. Er erfreute sich blendender Gesundheit, er sah umwerfend aus. Er trug seinen italienischen Maßanzug. Auch Linda machte sich hübsch zurecht. Sie trug knappe Röcke und nicht viel darunter, darauf bestand er. Er sprühte vor Energie und Charisma, er redete gewandt, war witzig. Studentinnen verlangten Autogramme. Wo auch immer er auftrat, die Frauen drehten sich nach ihm um. Die Gespräche verstummten. Alle Blicke waren auf Daniel gerichtet. Er warf seine Haare zurück, er sah den Leuten ins Gesicht, fand Bestätigung.
    Nach den Auftritten gingen sie mit Professoren und Studenten essen. Sie tranken viel. Linda genoss es, an seiner Seite im Mittelpunkt zu stehen. Er ließ sie nicht aus den Augen. Im Hotel stritten sie, weil er fand, sie habe Blödsinn geredet, sie habe den Professor gelangweilt und außerdem mit den Studenten geflirtet. Sie sei langweilig geworden, sagte er. Alt geworden sei sie, grau. Sie habe auch schon mal besser ausgesehen.
    Sie hatte ihr Lichtchen unter seinen Scheffel gestellt und über die Jahre kaum bemerkt, wie es verblasste. Kamen ihr Zweifel, streckte er sie nieder. Und sie beugte sich.
    Sie unterwarf sich seinem nächtlichen Zorn. Ein Sessel flog, Linda zog den Kopf ein. Das gepolsterte Ungetüm krachte durch die Scheiben.
    Sei froh, dass ich noch mit dir schlafe, sagte er, einen andern findest du jedenfalls nicht so schnell. Schau mal in den Spiegel! Warum stehst du überhaupt noch hier rum?
    Und dann machte er sich an die Rückeroberung. Er musste die fremden Blicke von ihrem Gesicht küssen, die fremden Worte aus ihren Gedanken ficken, die fremden Eindrücke.
    Ich werde dich ficken, bis du keine Augen mehr hast für andere Männer!, rief er und band sie ans Bett.
    Sie ließ ihn gewähren, sie wollte ganz und gar ihm gehören. Sie würde aufhören zu essen, und sie würde zum Frisör gehen. Es war alles ihr Fehler. Abermals verzieh sie ihm die Beleidigungen und ließ sich gehen.
    Beim Frühstück war er bestens gelaunt. Er sah den anderen Hotelgästen in die Augen, grinste. Ja, das war meine Frau, die ihr letzte Nacht gehört habt.
    Beim nächsten Auftritt setzte er alles daran, der einzige Mann in ihrem Blickfeld zu sein. Schon während er vortrug, behielt er sie in den Augen. Er zwinkerte ihr zu, er las nur für sie. Beim Abendessen beantwortete er die Fragen der Studentinnen knapp und fahrig. Den Organisator ließ er ins Leere laufen mit einem gescheiten Monolog, den er keines Satzes würdigte. Es gab nur Linda und Daniel, mitten im Restaurant des nächsten mittelmäßigen Hotels in einer weiteren deutschen Kleinstadt. Er streifte seine Schuhe ab unter dem Tisch, berührte sie mit den Zehen. Beim Dessert, als alle Anwesenden schon ziemlich betrunken waren, tat sie ihm den Gefallen und ließ sich gehen, ein kleiner, verhaltener Orgasmus, ein kurzes Erschauern nur, das sich flüchtig auf ihrem Gesicht spiegelte. Bevor die anderen etwas bemerkt hatten, hatte sie ihre gewohnte Fassung angenommen. Daniel aber saß ihr triumphierend gegenüber, sichtlich stolz auf das, was er soeben mit dem linken Fuß vollbracht hatte.
    Am folgenden Tag redete Daniel vor zehn Leuten. Später beim Essen griff er Linda an.
    Du bist eine Versagerin, das färbt auf mich ab. Merkst du nicht, wie uns die Leute aus dem Weg gehen?!
    Ich ertrage dich nicht mehr, Linda weinte.
    Heulsuse, sagte er, willst mich doch nur blamieren!
    Sie fuhr von ihrem Stuhl hoch und packte ihn an den Schultern, riss ihn zu Boden. Die anderen Gäste im Restaurant sahen weg, als sie schluchzend auf ihn eindrosch.
    Um fünf Uhr früh am nächsten Morgen fuhr Linda zum Flughafen, kaufte sich am Schalter ein Ticket nach Galway. Sie schämte sich, in Bern ihrer Familie gegenüberzutreten. Sie verachtete sich selber, fühlte sich alt und hässlich und böse. Daniel reiste allein in die Schweiz, um in Bern vor seinen ehemaligen Kollegen aufzutreten.
    In Galway flüchtete Linda zu Pat, weinte in seinen Armen.
    Immer mache ich alles falsch, schluchzte sie.
    Sei tapfer, sagte er, du kannst nichts dafür.
    Er trinkt zu viel, sagte sie.
    Das tun wir alle, sagte Pat, ich bewundere Daniel für die Hingabe, mit der er seine Forschung betreibt. Er hat sich noch nie geschont.
    Zur nächsten Vortragsreise brach Daniel alleine auf.
    Lindas Gegenwart mache ihn nervös, sagte er.
    Sie verstand, dass er sich schämte, mit ihr in der Öffentlichkeit aufzutreten. Sie rede

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