Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)
wünschte, es wäre so.« Margots Vater seufzte.
»Und selbst wenn, nicht immer schlägt der Sohn nach dem Vater. Hans von Sachsenheim ist ein Ehrenmann.«
Der Truchsess runzelte die Stirn. »Was veranlasst dich zu dieser Überzeugung?«
»Weil ich ihn besser kenne als ihr beide zusammen.« Trotzig schob Margot die Unterlippe vor.
»So vertraut seid ihr miteinander?«
»Wir werden heiraten.«
Bischishausen verlor zunehmend die Geduld. »Niemals!«, sagte er mit lauter Stimme. »Auf gar keinen Fall.«
»Notfalls ohne deinen Segen.«
Der Truchsess biss die Zähne zusammen, doch es fiel ihm schwer, nicht die Beherrschung zu verlieren. »Noch bist du mein Mündel«, grollte er, »und so lange ich lebe, werde ich zu verhindern wissen, dass du dich einem Sachsenheim an den Hals wirfst. Du wirst ihn nicht mehr treffen, nicht mehr mit ihm reden und auch sonst keinerlei Kontakt mehr mit ihm pflegen, sonst …«
Doch seine Worte blieben ohne Wirkung. »Sonst was?«, erboste sich Margot. »Willst du mich in den Turm werfen lassen? Das tu ruhig, dann werde ich mich von dort zu Tode stürzen, denn ohne ihn will ich nicht leben.«
Erschrocken sah sich der Truchsess zu Margarethe um, die mit wachsendem Entsetzen den Streit verfolgte. Dass Margot auf Druck nur mit Trotz reagieren würde, hatte sie befürchtet. Verzweifelt rang Margarethe nach einer Lösung: Eines war klar, so verfahren, wie die Sache jetzt war, konnte man bei Margot gar nichts mehr erreichen. Die einzige Möglichkeit bestand darin, dass Sachsenheim selbst einen so großen Fehler beging, dass das Mädchen ihm aus eigenen Stücken den Laufpass gab. Margarethe war sich sicher, dass die Chancen dafür gut standen, denn Margot war eine anspruchsvolle junge Frau und Sachsenheim alles andere als ein Minneherr. Doch blieb ihnen die Zeit, bis Margot dies begriff?
Die junge Hofdame räusperte sich. »Gestattet mir, dass ich einen Vorschlag mache«, bat sie, an den Truchsess gewandt. Bischishausen machte eine ungeduldige Geste, ließ sie aber gewähren. »Margot, wenn eure Liebe wirklich so groß ist, dann sollte ihr wohl eine Chance gegeben werden.« Der Truchsess wollte schon dazwischenfahren, doch Margarethe warf ihm einen flehenden Blick zu. »Allerdings musst du auch deinen Vater verstehen. Er ist besorgt um dich.«
Nun zog Margot einen Schmollmund.
»Schließlich bist du sein einziges Kind. Was wäre er für ein Vater, wenn ihm dein Wohl gleichgültig wäre.«
Der Truchsess nickte, doch Margot sah noch immer trotzig aus. Misstrauisch flackerten ihre Augen zwischen der Freundin und dem Vater hin und her.
»Also, wenn eure Liebe wahrhaftig ist, dann würde sie sicher eine Bewährungsprobe bestehen.«
»Was soll das jetzt …«, grummelte das Mädchen, doch immerhin hörte es zu.
»Sagen wir eine Frist von sechs Monaten.«
»Das ist eine Ewigkeit.«
»Ich warte schon vier Jahre«, erwiderte Margarethe heftig, dämpfte jedoch sofort wieder ihre Stimme. »Dein Vater würde nicht mehr von dir verlangen als dein Wort, dass du und der Herr von Sachsenheim euch nicht mehr trefft, sondern nur in Anwesenheit einer Anstandsdame, wie es sich gehört.«
Margarethe sah, wie der Truchsess rot anlief. »Ihr habt euch heimlich getroffen?«, fuhr er auf.
Margarethe machte eine besänftigende Handbewegung, und er schloss den Mund wieder. »Danach mag Sachsenheim um deine Hand anhalten, und dein Vater wird ein offenes Ohr für sein Anliegen haben.«
Ablehnend schüttelte der Truchsess den Kopf. Vielleicht war es gerade diese Geste, die Margot halb aus Trotz einwilligen ließ. »Gut, aber ich möchte dein Wort haben, Vater.«
Margarethe hielt den Atem an. Hoffentlich verdarb der Truchsess jetzt nicht alles. Doch schließlich siegte der diplomatische Instinkt des Mannes. »Wenn du ihn dann noch willst, werde ich Verhandlungen nicht abgeneigt sein«, sagte er gepresst.
»Und ich möchte es dem Herrn von Sachsenheim selbst sagen«, setzte Margot schnell nach. »Allein«, fügte sie noch hinzu.
»Kommt nicht in …«, fuhr der Truchsess sofort auf, doch Margarethe sah ihn bittend an. »Na gut«, gab er knirschend nach, »aber du schwörst mir beim Grabe deiner Mutter, dass du nach diesem letzten Treffen nur noch Kontakt mit ihm hast, wie es Anstand und Sitte entspricht. Ihr schreibt euch auch keine Liebesbriefe! Wenn ich euch auch nur ein einziges Mal dabei erwische, dass ihr die Abmachung brecht, wirst du dich im Kloster wiederfinden.«
Margots Augen blitzten
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