Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
Vom Netzwerk:
schlagen hatte. Im gestreckten Galopp hielt er auf den äußeren Ring der Wagenburg zu. Sein Pferd schnaubte voller Panik, während die Tarasnitzengeschosse ihr tödliches Sperrfeuer gegen die Ritter spuckten. Die Kugeln pfiffen Weida um die Ohren. Den Tod vor Augen, dachte der Vogt nur noch daran, aus der Schusslinie zu kommen.
    Wie durch ein Wunder erreichte er die Wagenburg unversehrt und zückte sein Schwert. Doch statt sich wie Männer im offenen Kampf zu stellen, verkrochen sich die Ketzer hinter ihren Wagen. Hoch zu Ross war kein Durchkommen, und wer auch immer versucht hatte, die spanischen Reiter, eine Barriere aus x-förmig zusammengestellten und zugespitzten Rundhölzern, zu überspringen, hatte es mit dem Leben bezahlt. Weida entschloss sich, sein Pferd zu einem der engen Durchlässe zu lenken. Kaum jedoch hatte er die Stelle erreicht, als die Gegner mit Morgensternen und Dreschflegeln bewaffnet aus der Wagenburg quollen. Der Vogt kämpfte wie ein Löwe, bis sein Pferd mit durchtrennten Sehnen zu Boden ging. Er raffte sich auf, die Waffe fest in der Hand. Ein Weida ließ sich nicht so leicht unterkriegen. Doch nach viel zu kurzer Zeit spürte er den Schwertarm erlahmen, und auch die Hand mit dem Schild, das von den Hieben der Gegner verbeult war, brannte in der Lederschlaufe. Für einen kurzen Augenblick nur senkte er ihn ein ganz klein wenig. Er wollte ihn gerade wieder anheben, als dem Vogt ein mächtiger Schlag den Atem nahm. Er schmeckte Blut. Die Knie sackten ihm weg, dann umfing ihn Dunkelheit.
    Margots Wangen waren dunkelrot.
    »Das ist nicht wahr!«, rief das Mädchen viel zu laut, als es der Anstand ihrem Vater gegenüber zugelassen hätte.
    Margarethe erschrak. Sie hatte von vornherein nur ungern eingewilligt, am Gespräch zwischen Vater und Tochter teilzunehmen. Seit ihrem Streit im Garten schien sich Margot von ihr zu distanzieren. Bei Tisch war sie bestrebt, weit weg von ihrer Freundin zu sitzen und möglichst so, dass diese sie nicht beobachten konnte. Trotzdem entging Margarethe nicht, was für sehnsüchtige Blicke Margot Sachsenheim zuwarf und wie dieser sie erwiderte, wenn er sich unbeobachtet glaubte.
    Oft kam es Margarethe vor, als würde der Hofmeister süffisant lächeln, wenn er dann den ärgerlichen Ausdruck in Bischishausens Gesicht bemerkte. Der Truchsess hatte den Hofmeister bereits zur Rede gestellt, welcher jedoch alle Verdächtigungen weit von sich wies, ein offenes Interesse an einer Verbindung mit Margot zeigte und deutlich machte, dass dies auch Gräfin Henriette gefallen würde.
    Als ob die Gräfin nicht eigene Sorgen hätte!, dachte Margarethe, als Margots Vater davon erzählte. Inzwischen war es ein offenes Geheimnis, dass der Rat ihr den Gehorsam verweigerte. Im Grunde war es nur eine Frage der Zeit, wie lange sie sich noch würde halten können. Doch Sachsenheim würde keineswegs mit ihr fallen. Denn obwohl er Henriettes Günstling war, schien er auch im Rat auf gewichtige Freunde zählen zu können.
    Margarethe mochte den Hofmeister immer weniger. Sie war sich sicher, dass er Margot nach wie vor heimlich traf, aber durch ihre Tätigkeit als Gouvernante von Elisabeth hatte sie keine Zeit, die Freundin im Blick zu behalten. Nur einmal, als sich Margot abends in den Garten schlich, war Margarethe ihr nachgegangen. Doch sie hatte die Freundin aus den Augen verloren, und in der Rosenlaube hatte Margot nicht gesteckt. Es musste einen neuen Treffpunkt geben, denn eine Stunde später war ihr Margot mit verklärtem Blick im Gang begegnet. Die Frage, wo sie gewesen sei, wurde mit einem bockigen »Was geht’s dich an?« abgewehrt. Dies hatte den Ausschlag gegeben, dass Margarethe die Angelegenheit beim Truchsess vorgebracht hatte, und nun saß sie da und wurde Zeuge dieses unangenehmen Gesprächs.
    Vielleicht lag es daran, dass der Truchsess durch die Vorgänge bei Hofe so sehr in Beschlag genommen wurde, dass er wenig Geduld für seine Tochter aufbrachte, vielleicht ging ihm aber auch die Erinnerung an die damaligen Vorkommnisse mit dem alten Sachsenheim zu nahe. In jedem Fall verlief das Gespräch mit Margot von Anfang an schwierig.
    Mürrisch und die Augen feindselig zu Schlitzen verengt, hatte sich das Mädchen bei seinem Vater eingefunden. Erst hatte es stumm seinen Erzählungen gelauscht, dann war es aus ihm herausgebrochen: »Das sind alles Lügen, mit denen du die Sachsenheims schlechtmachen willst«, ereiferte es sich und stampfte zornig mit dem Fuß auf.
    »Ich

Weitere Kostenlose Bücher