Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)
machte.
Margarethe zuckte zusammen. Sie hatte ganz offensichtlich in ein Wespennest gestochen, konnte es nun aber nicht mehr rückgängig machen. »Diese Verbindung kommt also nicht in Frage«, stellte sie nur fest und erinnerte sich noch genau daran, wie sie sich gefühlt hatte, als man ihr den Umgang mit Albrecht verboten und sie zur Verbindung mit Weida gedrängt hatte.
»Keinesfalls«, brummte der Truchsess.
Margarethe versuchte, ihre Stimme sanft klingen zu lassen. »Mich dünkt, Herr Truchsess, dass Ihr einen tiefen Groll gegen diesen Mann oder seine Familie hegt.«
»So ist es.«
»Darf ich davon erfahren, denn auch mir ist Hans von Sachsenheim nicht geheuer.«
Energisch drängte der Ritter sein Pferd dicht an Margarethes heran. »Ich habe mit Margot noch nie darüber gesprochen und jeden, der davon zu berichten weiß, gewarnt, dass ich ihm die Zunge aus dem Hals schneide, wenn er auch nur ein Sterbenswörtchen meiner Tochter gegenüber erwähnt. Ich dachte immer: Wenn sie alt genug ist, dann erzähl ich ihr’s selbst, und so will ich es noch immer halten. Also wenn ich Euch den Grund verrate, dann müsst Ihr mir bei Eurer Seligkeit schwören, alles für Euch zu behalten.« Margarethe nickte, und der Truchsess räusperte sich. »Der Vater des Hofmeisters und ich, wir warben einst um dieselbe Frau. Sie war wunderschön, ein Engel, dem das Böse dieser Welt fremd war. Ein leichtes Opfer für einen Sachsenheim.«
»Aber sie hat Euch zum Manne genommen.«
»Geheiratet hat sie mich, ja.«
»Was ist geschehen?«, fragte Margarethe. Als der Truchsess mit grimmiger Miene schwieg, riet sie: »Er hat ihr zuvor das Herz gebrochen?«
»Das hat er. Sie flüchtete sich in meine Arme.«
»Ihr habt sie trotz allem zur Frau genommen.«
»Selbst ein gefallener Engel bleibt ein Engel. Ich habe ihr meine Welt zu Füßen gelegt, und sie hat’s mir mehr als gedankt. Für mich war sie das beste Weib, das ich mir hätte wünschen können. Drei Kinder hat sie mir geschenkt. Leider ist mir nur Margot, die Älteste, geblieben.«
Sanft legte Margarethe ihre Hand auf seinen Arm. »Ich verstehe.«
Abwehrend hob Bischishausen die Hände. »Gott, das könnt Ihr nicht, Margarethe. Das kann niemand.«
»Vielleicht ist jetzt der Augenblick gekommen, es Margot zu sagen.«
»Ich fürchte, Ihr habt recht.«
Margarethe nickte nur.
»Nun, ich werde mit meiner Tochter sprechen und hoffen, dass diese unglückselige Schwärmerei damit ein Ende findet. Und dem Sachsenheim werde ich unmissverständlich klarmachen, dass er sich von ihr fernzuhalten hat.«
»Dann hoffen wir, dass die Angelegenheit damit erledigt ist. Doch schaut, Wic scheint etwas entdeckt zu haben. Sie geht in den Sturzflug. Wir sollten ihr rasch nachreiten.«
K APITEL 5
Es war ein unvorstellbares Gemetzel. Heinrich von Weida hieb mit dem Schwert so heftig um sich, wie es einem erfahrenen Ritter nur möglich war. Seit König Sigismund im März des vergangenen Jahres vom Papst die Erlaubnis erhalten hatte, in einen Kreuzzug gegen die Hussiten zu ziehen, reihte sich Schlacht an Schlacht. Keine jedoch wurde so erbittert geführt wie diese.
Bereits im März hatte sich eine kriegerische Auseinandersetzung abgezeichnet, als die hussitischen Truppen unter der Führung des Zˇ izˇka das Örtchen Komotau westlich von Brüx brandschatzten und rund zweieinhalbtausend katholische Seelen niedermetzelten. Der König hatte getobt. Wieder einmal hatte der Höllenhund Žižka seine Zähne gezeigt und Sigismund provoziert. Erneut war Weida in seiner Aufgabe als Vogt angewiesen worden, Truppen auszuheben und nach Prag zu führen. Obwohl sein Auftrag damit erledigt gewesen war, hatte ihn der König nicht auf die Osterburg zurückkehren lassen. Es war klar, dass man diesmal keine Rücksicht auf sein Alter nehmen würde. Doch noch sammelte Sigismund sein Heer. Erst als Anfang Juli erneut marodierende Hussiten unter dem Kommando des Želivský durch Böhmen zogen, wurden die Ritter ausgesandt, dem ein Ende zu setzen.
Schließlich belagerten die Ketzer den Brüxer Schlossberg und das dazugehörige Örtchen von einer ihrer berüchtigten Wagenburgen aus. Am fünften August traf Heinrich von Weida gemeinsam mit den Truppen Friedrichs von Meißen zur Rettung von Brüx ein. Ohne zu zögern, ließen sie die Wagenburg angreifen und jeden Ketzer niedermetzeln, dessen man habhaft werden konnte. Auf diese Weise befand sich Weida jetzt inmitten der fürchterlichsten Schlacht, die er jemals zu
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