Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)
triumphierend. »Ihr glaubt, wir schaffen das nicht. Aber ihr werdet euch noch wundern, alle beide werdet ihr staunen.«
Wir werden sehen, dachte Margarethe nur.
Für Margot schien sich der Tag endlos in die Länge zu ziehen. Nach dem Gespräch mit ihrem Vater konnte sie nur noch an eines denken: Sie musste Hans von Sachsenheim davon überzeugen, jetzt zu ihr zu stehen. Sie hatte vor ihrem Vater damit geprotzt, wie groß ihre Liebe war, dabei hatte Hans ihr seine Gefühle noch nie gestanden. Doch an diesem Abend, wenn sie sich wieder einmal im Privatgarten der Gräfin, zu dem Sachsenheim einen Schlüssel besaß, trafen, würde sie ihn fragen.
Bis es so weit war, verstrich die Zeit quälend langsam. Ihre üble Laune ließ Margot an Trine aus, die schließlich mit den Worten flüchtete, sie habe noch einige Aufträge von Margarethe zu erledigen. Dem Mädchen war es nur recht, und es verkroch sich in seine Kammer. Erst als es Zeit fürs Nachtmahl war, besserte sich Margots Laune wieder. Leichtfüßig hüpfte sie aus ihrer Kammer und stieß dabei mit Margarethe zusammen. Für einen kurzen Moment standen sich die beiden verlegen gegenüber, schließlich gab Margot nach und murmelte: »Danke.«
Die Rothaarige sah sie besorgt an. »Ich weiß wirklich nicht, ob du mir dafür danken solltest. Du weißt, was ich über Sachsenheim denke, aber jetzt werden wir ja sehen, wer von uns beiden recht behält. Wenn er der Mann ist, für den du ihn hältst, wird er zu dir stehen und sich wie ein Ehrenmann verhalten, wenn nicht, wird dich dein kluger Kopf hoffentlich vor einer großen Dummheit bewahren.«
Margot schnaubte verärgert. »Du wirst sehen, ihr schätzt ihn alle falsch ein.«
Sie erreichten die große Halle. Das Essen dampfte bereits aus großen Schüsseln, und die Schankmägde standen mit den Weinkrügen bereit. Das Mädchen hielt nach dem Hofmeister Ausschau. Doch es wurde enttäuscht: Weder er noch die Gräfin Henriette waren anwesend. Angst kroch Margot in den Nacken. Was war passiert? Ihr Vater erschien im Saal. Er machte einen bestürzten Eindruck. Margarethe gesellte sich an seine Seite. Die beiden tuschelten. Unwillkürlich fragte sich Margot, ob ihr Vater am Ende doch noch eine Gemeinheit ausgeheckt hatte. Steckte er hinter Sachsenheims plötzlichem Verschwinden? Zutrauen würde sie es ihm.
Beim Essen rutschte Margot unruhig auf ihrem Hocker hin und her, während sie immer wieder zu dem leeren Platz hinüberstarrte, der dem Hofmeister vorbehalten war. Sie glaubte, das Ende des gemeinsamen Mahls kaum abwarten zu können. Danach machte sie sich ohne Zögern daran, nach dem Verbleib Sachsenheims zu forschen. Als sie einen ihrer Verehrer aushorchte, berichtete ihr der junge Ritter, dass der Hofmeister gemeinsam mit der Gräfin abgereist sei, wann er zurückkäme, wisse niemand. Blass wankte Margot in ihr Zimmer zurück, kroch in ihr Bett und schluchzte hemmungslos.
Margarethe, die gesehen hatte, wie Margot kopflos aus dem Saal gestürmt war, klopfte kurz darauf an ihre Tür. »Was ist denn um Himmels willen los?«, erkundigte sie sich besorgt.
Margot schluckte den nächsten Schluchzer herunter und log. »Ich hab solche Kopfschmerzen. Es ist nicht auszuhalten.«
Mitleidig kam Margarethe näher und legte ihr die Hand auf den Arm. »Ist es nicht vielmehr, weil der Herr Hofmeister heute abgereist ist?«
Margot nickte und schluchzte laut. »Du hast recht gehabt. Er ist einfach davongeritten, ohne mir ein Wort zu sagen.«
»Vielleicht kam er nicht mehr dazu?«
Margot blinzelte sie an. »Wie meinst du das?«
»Dein Vater glaubt zu wissen, er habe die Gräfin nach Nürtingen begleiten müssen.«
»Und wie lange bleibt er dort?«
Margarethe zuckte mit den Schultern. »Der Entschluss der Gräfin kam wohl sehr plötzlich und glich eher einer Flucht. Ich glaube, seit heute hat der Rat das Sagen in Württemberg.«
Margot wurde blass. »Das ist ja schrecklich! Ich hab gar nichts davon mitbekommen.«
»Du warst ja auch mit anderen Dingen beschäftigt.«
Margot nickte. Dann sah sie ihre wiedergewonnene Freundin an. »Aber er wird doch wiederkommen, oder?«
K APITEL 6
Albrecht hatte sich seine Rückkehr an den Prager Hof anders vorgestellt. Da sich der bayrische Krieg für Herzog Ernst gut entwickelte – es war gelungen, den Feind auf eigenem Gebiet erheblich zu schwächen und ihm fünf Burgen, zwei Märkte und eine Stadt abzutrotzen –, hatte man murrend dem Ruf König Sigismunds gehorcht, der zu einem weiteren
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