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Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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Schiedstag geladen hatte. Allen Beteiligten war klar, dass Ludwig die Gelegenheit nutzen würde, die eigenen Truppen zu sammeln, die sich in alle Winde zu zerstreuen drohten. Sigismund war seinerseits daran gelegen, die leidige bayrische Sache endlich zu einem Abschluss zu bringen, damit man sich der sehr viel drängenderen Hussitenfrage widmen konnte. Die Hintergründe waren den Mitgliedern der Konstanzer Liga klar, weshalb man zwar Abgesandte zum böhmischen König reiten ließ, sie jedoch mit nur wenigen Befugnissen ausstattete.
    Für Bayern-München war Albrecht geschickt worden. An seiner Seite ritt Jan, begleitet von zwanzig Getreuen, die bis an die Zähne bewaffnet waren. Schon auf dem Weg war ihnen aufgefallen, wie schwer das Land vom Krieg gezeichnet war und wie viele abgebrannte Ödhöfe es gab. Die Menschen blickten den Rittern so feindselig entgegen, dass die Delegation nicht wagte, auf freiem Feld ihr Lager aufzuschlagen, sondern stets die Gastfreundschaft einer Burg oder eines Klosters in Anspruch nahm. Das hatte die Reise verlangsamt, sodass sich die Verhandlungen bereits in vollem Gange befanden, als die Münchner endlich in Prag eintrafen.
    Albrecht hieß Jan Quartier machen und begab sich augenblicklich in die Ratsstube, in der sich die Herren versammelt hatten. Es war ein merkwürdiges Gefühl, dort statt Wenzel Sigismund sitzen zu sehen.
    Der neue böhmische König besaß ein schmales Gesicht und markante blaue Augen. Das für einen Mann seines Alters üppige graue Lockenhaar fiel ihm über die Schultern und sein gepflegter Kinnbart reichte ihm bis auf die Brust. Er begrüßte Albrecht kurz und ohne große Freundlichkeit und ließ ihn seinen Platz am Tisch einnehmen, der die Form eines Karrees hatte.
    Von der Reise ermüdet, fiel es dem Herzogssohn sichtlich schwer, dem diplomatischen Geplänkel zu folgen. Zudem musste er immer wieder an die unbeschwerten Tage mit Margarethe zurückdenken. Er war froh, als sich die Herren endlich zurückzogen. Bis zum Nachtmahl war noch mehr als zwei Stunden Zeit. Albrecht machte sich auf die Suche nach Jan und traf ihn im Gespräch mit dem alten Falkenmeister. »Ich freue mich, Euch so gesund und munter zu sehen«, begrüßte Albrecht den Ritter.
    »Habt Dank für die freundlichen Worte, Euer Liebden. Gesundheit ist nicht mehr selbstverständlich in diesen Tagen, in denen niemand weiß, was als Nächstes geschieht. Ihr habt Prag damals gerade zur rechten Zeit verlassen.«
    »Nun ja, in Bayern geht’s nicht weniger kämpferisch zu.«
    Der gebeugte Mann winkte ab. »Euch ist’s zum Glück erspart geblieben, doch ich hab mit eigenen Augen gesehen, wie man vor zwei Jahren die Ratsherren – zehn waren’s an der Zahl – zuerst aus dem Turm gestürzt und dann mit Knüppeln erschlagen hat. Es war ein Anblick, der einen ein Lebtag nicht mehr loslässt. Seither ist nichts mehr, wie es war. Unser schönes Prag geht vor die Hunde.«
    »Davor möge uns Gott, der Herr, bewahren«, sagte Albrecht und schwieg für einen Moment. »Wie geht es Euren Falken, Meister Karl? Ihr habt doch noch welche?«, fragte er dann.
    Der alte Mann nickte eifrig. »Ja, das habe ich in der Tat. Auch wenn unser König wenig Interesse an der Beizjagd zeigt, so schmückt er sich doch bei offiziellen Paraden gerne mit dem Gerfalken.«
    »Ein prächtiges Tier.«
    »Aber es kommt in die Jahre, genau wie ich. Ist schon lange her, dass ich selbst in die Wand gestiegen bin, um ein Jungtier aus dem Nest zu holen. Dabei fällt mir ein: Was ist eigentlich mit dem Falken Eurer jungen Freundin, Margarethe von Waldeck?«
    »Wic? Die hat sich prächtig entwickelt. Kein Fasan oder Moorhuhn in Stuttgarts Umgebung entgeht ihrem wachen Auge.«
    »Da bin ich mir sicher, denn sie hat eine hervorragende Falknerin. Ich hatte selten eine so begabte Schülerin wie das Fräulein von Waldeck. Es ist übrigens gar nicht lange her, da weilte ihr Gatte hier in Prag.«
    Albrechts Miene verdunkelte sich. Trotzdem fragte er höflich: »Ach, hat er seinen Fuchsbau auf der Osterburg verlassen?«
    »Blieb ihm nichts anderes übrig, da ihn sein Lehnsherr rief. Er hatte Truppen auszuheben für unseren König und sie nach Prag zu führen. Im Frühjahr war er hier im Schloss, bis ihn unser hoher Herr nach Brüx sandte. Alt ist er geworden, der Weida, aber er hält sich immer noch gerade und führt das Schwert mit starker Hand.«
    »Er war immer schon alt.«
    Der Falkner lächelte. »Einem jungen Mann wie Euch kommt ein jeder Graubart

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