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Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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gekommen. Zudem war die Reise immer gefährlicher geworden, je weiter sie sich bayrischem Hoheitsgebiet näherten. Es war unübersehbar, dass Krieg herrschte, und so hatten sie es für sicherer befunden, sich einer größeren Reisegesellschaft anzuschließen. Auf diese sollten sie nach Durchquerung des Flusses treffen, und die Aussicht darauf beruhigte Margarethe sehr. Offenbar handelte es sich um gut aufgestellte Kaufleute, die nach Augsburg unterwegs waren. Von dort aus sei die Straße gen München sicher, so sicher jedenfalls, wie Straßen in Kriegszeiten sein konnten.
    Mit einem letzten Ruck war die Kutsche wieder auf dem Trockenen. Die Pferde blieben stehen, um sich das Wasser aus dem nassen Fell zu schütteln. Margarethe schaute aus dem Fenster. Die Reisegesellschaft wartete auf einer Auwiese und war größer, als Margarethe angenommen hatte. Mindestens zwanzig gut bewaffnete Reiter, angeführt von einem grimmig dreinblickenden Ritter, hatten die Bewachung der Handelsleute und ihrer wertvollen Waren übernommen. Er verhandelte gerade mit einem hochgewachsenen, schlaksigen Mann, der eifrig gestikulierte. Der junge Leutnant, den der Truchsess als ihre Reisebegleitung abgestellt hatte, gesellte sich zu den beiden, woraufhin noch heftiger debattiert wurde.
    Margarethe beschloss, die kurze Rast zu nutzen, um sich ein wenig die Füße zu vertreten. »Was ist mit dir, Margot? Kommst du mit?«
    Das Mädchen schüttelte matt den Kopf. »Mir tut alles weh von der Rüttelei. Ich bin froh um die Pause.«
    »Ah geh, es ist so schönes Wetter draußen. Es wird dir guttun, dir die Beine zu vertreten.«
    »Lieber nicht. Ich bin müde.«
    Margarethe seufzte leise. Mit Margots Gemüt ging es einfach nicht bergauf. Stets war sie niedergeschlagen und müde. Manchmal brachte sie kaum die Kraft auf, sich morgens aus dem Bett zu erheben. »Schau, da drüben steht eine große Eiche, wie geschaffen, um darunter zu ruhen. Ich breite dir eine Decke aus, und du kannst ein wenig die Augen zumachen. Dann bist du wenigstens an der frischen Luft.«
    »Na gut«, gab Margot nach, damit ihre Freundin endlich zufrieden war.
    Margarethe winkte einem der Knechte und hieß ihn, alles für Margot vorzubereiten. In der Zwischenzeit half sie dem Mädchen aus der Kutsche. Es versetzte Margarethe jedes Mal wieder einen Stich, wie blass und ausgezehrt diese wirkte, mit dunklen Ringen unter den Augen und dünnen Ärmchen. Vorsichtig hakte die Hofdame das Mädchen unter und geleitete es zu dem Baum. Kraftlos sank Margot auf die Decke. Margarethe steckte ihr fürsorglich ein Kissen in den Rücken und reichte ihr einen Becher Wein, der mit Wasser verdünnt war. »Ich erkundige mich eben, wann es weitergeht«, sagte Margarethe. »Gleich bin ich zurück.«
    Margot schloss erschöpft die Augen. Diese Reise dauerte bereits entsetzlich lange, dabei ersehnte sie sich nicht mehr als ein Mauseloch, in das sie sich verkriechen konnte, um für immer darin zu bleiben. Margot schloss die Augen.
    »Kann ich dem gnädigen Fräulein irgendwie behilflich sein?«, tönte eine freundliche, irgendwie vertraute Stimme zu ihr herab.
    Widerwillig sah sie auf und blickte in Sepis Gesicht. Unvermutet stand er vor ihr im Sonnenlicht, als habe ihn das Himmelsgestirn geradewegs ausgespuckt. Im ersten Moment klopfte Margots Herz aufgeregt, dann jedoch umfing sie wieder jenes lähmende Gefühl aus Scham und Traurigkeit. Statt einer Antwort schlug sie einfach die Augen nieder.
    »Was für eine Überraschung«, fuhr er fort. »Wenn ich gewusst hätte, dass du zu unserer neuen Reisegesellschaft zählst, hätte ich jenes Sträußchen Tulpen wieder hervorgekramt, das ich dir damals in Stuttgart hatte überreichen wollen.« Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem ansteckenden Lächeln.
    Doch in Margots Gesicht zuckte es nicht einmal. »Tut mir leid, Sepi, ich würde lieber allein sein …« Sie fühlte sich wirklich nicht in der Stimmung, zu plaudern, schon gar nicht mit jemandem, der sie von früher kannte. Unerträgliche Fragen waren da einfach unvermeidlich.
    Doch der Bursche hockte sich einfach neben sie und plauderte weiter. »Du schickst mich weg? Das trifft mich hart. Dabei habe ich einen solchen ungestörten Moment seit Stuttgart herbeigesehnt. Es befindet sich nämlich etwas in meinen Besitz, das ich dir schon lange zurückgeben möchte.« Er griff in seine Tasche und holte eine hübsch verzierte Spange aus Messing heraus, die er Margot reichte.
    Zögerlich öffnete sie die Hand und

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