Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)
Freude. Jedenfalls für mich. Doch wie geht es Euch so? Ich hörte, Ihr seid unterwegs zu Euer Liebden, Albrecht von Bayern-München.«
»Du bist gut informiert.«
»Ein reisender Kaufmann hört so dies und das, und einiges entspricht sogar der Wahrheit, wie man sieht. Doch sagt mir, was ist mit Margot? Sie wirkt krank.«
Vage zuckte die Hofdame mit den Schultern. So groß war ihre Verbundenheit mit Sepi nicht, dass er eine direkte Antwort erwarten konnte. Andererseits schien seine Sorge aufrichtig. »Die Reise strengt sie sehr an«, antwortete die Hofdame ausweichend. »Wir hoffen, dass sie sich, sind wir erst in Grünwald, rasch erholt. Die Luft soll dort sehr gut sein.«
»Bis dahin ist es noch ein weiter Weg.«
»Dann sollten wir keine Zeit verlieren.« Margarethe deutete auf ihren Geleitschutz, der bereits wieder im Sattel saß. »Es geht weiter«, stellte sie fest. Erwartungsvoll schaute sie den jungen Böhmen an.
Der aber rührte sich nicht vom Fleck, sondern drehte seinen Hut in den Händen. »Meint Ihr«, begann er schließlich schüchtern, »dass ich Margot, wenn sie sich kräftig genug fühlt, einmal zu einem kleinen Spaziergang einladen kann? Natürlich nur, wenn Ihr es erlaubt«, fügte Sepi hastig hinzu.
Margarethe zog die Augenbrauen zusammen. Immerhin hatte der junge Mann so viel Benimm, sie als Anstandsdame um Erlaubnis zu fragen. Vielleicht tat ein wenig Unterhaltung und das Schwelgen in alten Erinnerungen Margot ja gut? »Ich weiß nicht recht«, antwortete die Hofdame. »Frag morgen noch einmal. Jetzt sollte ich besser einsteigen, sonst fährt die Kutsche ohne mich weiter.«
»Ja, selbstverständlich, und bitte grüßt Margot von mir. Ich wünsche ihr gute Besserung.«
Schnell schlüpfte Margarethe in die Kutsche. Ein flüchtiges Lächeln huschte über ihr Gesicht. Wer hätte gedacht, dass aus diesem Rotzlöffel einmal so ein stattlicher Bursche werden würde, der sogar Manieren besaß.
Gegen Abend erreichten sie das kleine Kloster, das ihnen bis zum Montag Unterkunft und Verpflegung bieten sollte. Margarethe war erleichtert, dass sie nicht im Freien nächtigen würden, weil selbst ein einfaches Lager besser war als gar keines. Zudem verlor sich Margot schon wieder in Melancholie. Margarethe hoffte, bei den Brüdern ein paar Kräuter erwerben zu können, die Margots Stimmung heben würden. Der heilkundige Pater entpuppte sich gleichzeitig als der Braumeister. Er schwärmte derart von seinem dunklen Bier, das gerade Frauen besonders gut bekäme, dass Margarethe nicht umhinkam, einen Krug mit ihm und seinem Novizen zu leeren. Bei dieser Gelegenheit wurde sie von den Brüdern genauestens über die Lage befragt und darüber, ob sie marodierende Söldner in der Gegend ausgemacht hätten. Margarethe berichtete wahrheitsgemäß und lobte ausgiebig das Bier, welches in der Tat einen sehr angenehmen Geschmack hatte. Als sie zurück zu ihrem Quartier ging, schwankte sie ein wenig. Das Getränk trank sich zwar wie Wasser, aber es schien doch ordentlich in den Kopf zu steigen.
»Das Klima in Bayern scheint den Damen wenig zuträglich zu sein.«
Die Rothaarige zuckte zusammen, erkannte dann jedoch Sepi. »Weniger das Klima als das Bier«, gestand sie. »Der gute Pater Benedikt bestand darauf, meine Meinung zu seinem neuesten Fass zu hören.«
Sepi grinste. »Ihr musstet ganz offensichtlich mehrmals kosten, bis Ihr Euch ein Urteil bilden konntet. Dabei ist sein Dunkles weit über die bayrische Grenze hinaus bekannt.«
Margarethe schmunzelte. »Und was machst du hier zu so später Stunde?«, versuchte sie abzulenken. »Wenn ich es nicht besser wüsste, müsste ich fast annehmen, dass du mir nachstellst.«
»Beste Frau Margarethe«, gab er keck zurück, »ich lernte schon in Kindertagen, dass man Eurer spitzen Zunge und Euren flinken Händen tunlichst aus dem Weg geht. Schaut nur, wie lang meine Ohren geworden sind, weil Ihr so oft daran gezogen habt.«
»Nun denn, was willst du also diesmal von mir?« Margarethe runzelte die Stirn.
»Habt Ihr Margot schon gefragt, ob ich sie zu einem kleinen Ausflug einladen kann. Morgen vielleicht? Nach der Messe? Der Klostergarten ist wunderschön.«
Margarethe seufzte vernehmlich. Sepi war ein hartnäckiger Bursche. Der junge Mann sah sie verwirrt an. »Was ist? Habe ich etwas Falsches gesagt?«
»Nein, Sepi, gar nicht. Ehrlich gesagt habe ich noch nicht mit ihr darüber gesprochen, denn im Augenblick habe ich meine Zweifel, ob das eine gute Idee
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