Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)
ist.«
»Ich wollte nicht gleich um ihre Hand anhalten, sondern nur spazieren gehen und über die alten Zeiten plaudern.« Sepi bohrte die Spitze seines Stiefels in den lockeren Kies des Weges, knetete verlegen seine Finger und schaute sie fragend an.
»Nun denn.« Margarethe seufzte. »Weißt du was, warum vertreten nicht wir beide uns ein wenig die Beine? Mir täte es vermutlich gut, den Kopf auszulüften, und außerdem bin ich neugierig, was du mir von deiner Reise berichten kannst.«
»Na gut«, willigte er leicht enttäuscht ein, »aber nur wenn Ihr mir versprecht, meine Ohren in Ruhe zu lassen.« Scherzhaft zog er an seinem Ohrläppchen und machte eine Grimasse.
Margarethe musste schmunzeln. Er ist immer noch ein Kindskopf, aber jetzt ein liebenswerter, dachte sie. Warum konnte sich Margot nicht einfach in diesen Jungen verlieben? Er würde sie zum Lachen bringen, und das zählte mehr als Gold und Ämter. Gutmütig schob sie ihren Arm unter seinen und sagte: »Versucht, mir einfach zu vertrauen.«
»Verzeiht, Frau Margarethe, da bin ich ein gebranntes Kind. Aber meine Reflexe sind gut. Ich kann mich immer noch schneller ducken als jeder andere.«
Jetzt musste sie tatsächlich lachen. Gemeinsam schlenderten sie in den ordentlich angelegten Garten, der um diese Zeit menschenleer war, und hatten sich viel zu erzählen. Abwechselnd frischten sie ihre Erinnerungen an Sepis zahllose Streiche auf. Der junge Mann gab sogar noch einige preis, von denen Margarethe gar nichts gewusst hatte. Mehr als einmal musste sie so herzhaft lachen, dass ihr die Tränen in die Augen stiegen.
»Und was ist nun mit Fräulein Margot?«, erkundigte sich Sepi irgendwann unvermittelt.
»Du bist ganz schön hartnäckig«, schalt ihn die Hofdame und drohte scherzhaft mit dem Zeigefinger.
»Interessiert«, korrigierte Sepi. »Das ist eine Berufskrankheit. Als Kaufmann muss man immer gut informiert sein: eherne Kaufmannsregel.«
»Aha, und wie viele gibt es davon?«
Er zuckte mit den Schultern.
»Ich glaube, du denkst sie dir aus, wie immer sie dir gelegen kommen.«
»Vielleicht. Wusstet Ihr eigentlich, dass ich schon in Prag für Margot geschwärmt habe? Leider war sie damals unerreichbar für mich. Einmal hab ich mich getraut, sie anzusprechen, aber auch nur, weil wir buchstäblich ineinandergelaufen waren. In Stuttgart habe ich nach ihr Ausschau gehalten, und da war sie – wunderschön und voller Lebenslust. Jetzt sehe ich sie wieder, aber sie ist ganz verändert, so wehmütig. Sagt, was ist bloß mit ihr geschehen, dass sie das Lachen verlernt hat? Hat es etwas mit diesem üblen Zeitgenossen von Sachsenheim zu tun? Hat sie der Mistkerl sitzen lassen? Es war ja nicht zu übersehen, dass sie bis über beide Ohren in ihn verliebt war.«
Traurig blinzelte Margarethe den jungen Mann an. Einen Moment überlegte sie, wie sie ihm die Wahrheit sagen konnte, ohne zu viel preiszugeben. »Ich fürchte, er hat ihr tatsächlich das Herz gebrochen.«
»Was für ein Dummkopf!«, empörte sich Sepi sofort. Dann winkte er ab. »Ach was, ich werde ihr helfen, darüber hinwegzukommen, und dann wird sie sich in mich verlieben.«
Margarethe legte ihm die Hand auf die Schulter. »Damit dir das gelingen sollte, müsstest du schon ein Wunder vollbringen und danach auch noch ihren Vater von dir überzeugen.«
Sepi schaute Margarethe mit einem trotzigen Ausdruck an, den sie noch gut von früher kannte. »Ich bin keine schlechte Partie, das könnt Ihr mir glauben, Frau Margarethe«, stellte er fest.
»Geld ist nicht alles.«
»Wer sagt denn, dass ich nicht mehr zu bieten hätte? Er hat mich ja noch gar nicht kennengelernt.«
»Oh, Sepi!«, stöhnte Margarethe und rollte mit den Augen.
Der junge Kaufmann kaute nachdenklich auf seiner Unterlippe. »Ich bin jung, ehrgeizig, gut aussehend …«
»… und ziemlich von dir überzeugt«, fiel ihm die Hofdame ins Wort.
Sepi blinzelte ihr verschwörerisch zu. »Das kann nicht schaden, wenn man um die Tochter eines Truchsessen werben möchte.«
Sie lachten beide. Dann meinte er sehr leise: »Stellt Euch vor, ich traf bei meiner letzten Reise Euern Vogt.«
Margarethe hatte das Gefühl, die Beine würden unter ihr wegsacken. Ihr Hals war plötzlich so trocken, dass sie kaum die nächsten Worte herausbekam. »Aber mir wurde berichtet, er sei bei Brüx gefallen?«
Sepi lachte kurz auf. »Vom Pferd vielleicht, aber ansonsten erschien er mir doch recht munter. Die Hussiten halten ihn gefangen, aber er wird
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