Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)
verschob sie es auf später.
Zudem schien Albrecht ihre Zurückhaltung gar nicht bemerkt zu haben. Lediglich Jan musterte sie aufmerksam.
»Dir wird es hier gut gefallen, Margarethe«, stellte der Herzogssohn fest. »Es ist zwar nicht Prag, aber auch in Bayern versteht man es, sich zu amüsieren. Gleich nächste Woche lasse ich eine Jagd ausrichten. Du wirst staunen. Übrigens habe ich eine Überraschung für dich.« Er flüsterte Jan etwas ins Ohr, woraufhin der nickte und den Raum verließ. Albrecht griff nach Margarethes Hand und küsste ihre Fingerspitzen. »Was ist eigentlich mit Margot los? Sie ist ja kaum wiederzuerkennen.«
Die Rothaarige senkte den Blick und zog vorsichtig ihre Hand zurück. »Es geht ihr nicht gut. Sie hat eine große Enttäuschung erlebt und sich dann auch noch mit ihrem Vater überworfen. Ich mache mir furchtbare Sorgen um sie. Manchmal habe ich sogar Angst, dass sie des Lebens überdrüssig ist.«
»Ein Mann?«, erkundigte sich Albrecht.
Sie nickte. »Die große Liebe.«
»Und du? Gab es auch jemanden, der dein Herz berührte?«, fragte er und sah ihr dabei tief in die Augen.
Margarethe hielt seinem Blick stand, und da war es wieder, dieses Herzrasen, das sie nur bei ihm empfand, und doch war es anders als früher. Es war wie eine Melodie in ihrem Inneren, in die Albrecht unbewusst einstimmte, um sie mit ihr gemeinsam zur Vollendung zu bringen.
»Den gibt es in der Tat.«
Er schluckte, aber sie lächelte ihn unverwandt an. »Sein Name ist Albrecht von Wittelsbach«, flüsterte sie mit bebender Stimme.
Überglücklich blitzten seine Augen auf. Sein Kuss war kaum mehr als ein Hauch, aber er ließ sie schwindeln. »Wie lange habe ich auf diesen Moment gewartet, Margarethe.« Er seufzte. »Ich dachte schon, ich dürfte ihn nie erleben. Jetzt, da du wieder hier bist, weiß ich erst, wie groß die Leere in meiner Seele war. Ich will dich nie wieder gehen lassen.«
Als sich die Tür öffnete, ließen die beiden voneinander ab und traten einen Schritt zurück. Jan stand abwartend im Raum. Sein Blick fiel auf die Freunde, und für einen winzigen Moment glaubte Margarethe, eine tiefe Traurigkeit in seinen Augen zu entdecken. Dann bemerkte sie, was er auf der Hand hielt.
»Ein außergewöhnlich prächtiger Jungfalke!«, stellte sie erstaunt fest. »Der Größe nach ein Männchen.«
Jan setzte den Vogel auf eine Sitzstange, die extra dafür angebracht worden war.
Albrecht freute sich wie ein Kind, während er ihr erklärte: »Den schenke ich dir. Damit Wic einen Gefährten hat und du nicht etwa auf die Idee kommst, bei nächster Gelegenheit in einen Felsen zu klettern, um an Küken zu kommen.«
Margarethe war sprachlos. »Für mich?«, fragte sie schließlich.
Er nickte strahlend. »Ausbilden musst du ihn aber selbst.«
Margarethe schüttelte sanft den Kopf, denn so ein Tier kostete ein kleines Vermögen. »Das kann ich unmöglich annehmen, Albrecht. Es ist ein wunderbarer Vogel. Du beschämst mich.«
»Ich möchte dich glücklich sehen hier in Grünwald. Bitte nimm dieses Geschenk. Du würdest mir eine große Freude damit machen.«
»Wenn das so ist, dann werde ich mich um ihn kümmern. Aber jetzt fühle ich mich ganz schlecht, weil ich kein ebenbürtiges Geschenk für dich und Jan habe.« Sie sah sich nach ihrem Freund um, doch der war nicht mehr da.
Albrecht schien das nicht einmal zu bemerken. Er schenkte sich einen weiteren Becher Wein ein, trank ihn halb aus, nahm Margarethe in den Arm und küsste ihren Hals. »Geliebte«, hauchte er ihr ins Ohr.
Wie sehr hatte sie sich danach gesehnt, so von ihm genannt zu werden. All die Jahre des Wartens schienen zu nichts zu werden in diesem Augenblick. Für ihn war sie stark geblieben, wenn die Sehnsucht sie in den dunkeln Strudel der Melancholie zu ziehen drohte. Für ihn hatte sie die Angst niedergekämpft, dass Weida sie schließlich doch holen kommen und auf seiner Burg einsperren würde. Die ganze Zeit hatten seine Intrigen wie ein Schatten über ihr und Albrecht geschwebt. Es war Weidas Schuld, dass sie in Stuttgart hatte ausharren müssen, statt nach München gehen zu können. Und jetzt sollte sie ihr wiedergefundenes Glück schon wieder aufgeben, um ihm zu helfen? Nein! Was schuldete sie diesem Mann? Mochte er auf dem Papier auch ihr Gatte sein, Verpflichtungen gab es keine zwischen ihnen. In Margarethes Herz hatte es sowieso nie einen anderen als Albrecht gegeben.
Dieses eine Mal wollte sie wissen, wie Glück schmeckt –
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