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Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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aber kennst du einen warmen Ort, wo ich ein Bett und einen Stall für mein Pferd für heute Nacht finde?«
    Der Junge zögerte, dann wies er jedoch mit der Hand nach vorne. »Wenn Ihr noch ein wenig reitet, zweigt ein Weg nach rechts ab. Dort gibt es eine Klause, die Ihr vor Einbruch der Dunkelheit erreichen könnt.«
    Für diese Auskunft erhielt der Junge eine kleine Münze, die er unter vielen Verbeugungen und Dankesworten einsteckte. Jan ritt seufzend zum Weg zurück. Ob er den Worten des Jungen glauben konnte? Er war ganz offensichtlich ein Holzdieb. Jan beschloss, jene Klause erst einmal aus der Ferne unter die Lupe zu nehmen, bevor er dort an die Tür klopfte. Andererseits, es wäre schon sehr angenehm, wenn sich der Mönch als ehrliche Haut entpuppen würde und dem Ritter einen sicheren Unterschlupf anböte. Ein Blick zum Himmel reichte, um zu wissen, dass das Wetter bald umschlagen würde. Hätte Jan stattdessen genau in diesem Moment zu Boden geblickt, wäre ihm wahrscheinlich das weiße Leintüchlein aufgefallen, das dort lag. So jedoch begrub es der Schimmel unter seinen großen Hufen.
    Nach einer Weile erkannte Jan die Umrisse der Klause, die sich geschickt an einen Felsen drückte. Es war nicht mehr als ein rundes, niedriges Holzgebäude, das jedoch von einer erstaunlich gut instand gehaltenen Mauer umgeben wurde, in der kleine Löcher als Schießscharten eingearbeitet waren. Der Mönch schien gewohnt zu sein, sich wehren zu müssen. Jan verhielt sein Pferd und starrte zu dem niedrigen Gebäude hinüber. Der Ritter lauschte in die Dunkelheit, und richtig – die Stimmen von mehreren Männern drangen an sein Ohr. Der Eremit hatte ganz offensichtlich Gesellschaft. Dem Krakeelen nach feierte man eher ein Gelage als eine fromme Andacht.
    Plötzlich öffnete sich das Tor. Jan trieb sein Pferd hinter eine große Eiche, stieg ab und lugte zwischen den Ästen durch. Ein baumlanger Kerl, der Jan bekannt vorkam, trat hinaus auf die Straße und schaute sich um. Vertrauenerweckend wirkte der Mann nicht gerade, denn ein mächtiger Schießprügel baumelte an seiner Schulter. Falls das einer der Entführer war, würde sich Jan mächtig ins Zeug legen müssen, um Margarethe herauszuschlagen. Weitere Männer kamen dazu, keiner davon machte ein freundliches Gesicht. Zudem schienen diese Galgenvögel besser bewaffnet zu sein als die herzogliche Armee. Um etwas gegen die auszurichten, brauchte Jan einen Plan, und zwar einen ziemlich guten.
    Hastig zog er sich in einen kleinen Holzweg zurück. Er beschloss, zunächst einen geschützten Lagerplatz zu suchen und die Lage weiter auszukundschaften.
    Die Dunkelheit brach rasch herein. Jan entdeckte einen schmalen Pfad, den man ganz offensichtlich nutzte, um auf ihm geschlagene Stämme aus dem Wald zu bringen. Die Holzdiebe kamen ihm in den Sinn. Steckten sie mit den Kerlen unter einer Decke? Das wäre ungünstig, denn dann war man da drin jetzt gewarnt. Der Junge hatte bestimmt erzählt, dass Jan ihn nach einer rothaarigen Frau gefragt hatte. Nachdenklich saß Jan ab und führte die beiden Pferde tiefer in den Wald hinein. Der Schleppweg wurde immer schlammiger. Ganz offensichtlich war er erst vor Kurzem benutzt worden. Jan entdeckte Spuren von Holzschuhen und große Abdrücke von schweren Rückepferden. Wofür benötigte eine marodierende Räuberbande so viel Holz? Damit konnte man ja ein ganzes Dorf versorgen. Irgendwie passte hier ganz und gar nichts zusammen. Jan schwirrte der Kopf, doch vielleicht half ihm eine kurze Pause und ein Bissen Brot, sich wieder zu sammeln. Ein hungriger Mann war einfach kein guter Denker.
    Der Ritter hielt auf eine Gruppe großer Nadelbäume zu, die ihm und seinen Tieren Schutz für die Nacht bieten würde. Er hegte keinen Zweifel, dass es ungemütlich werden würde. Schon jetzt kroch ihm die Kälte unter die nasse Kleidung. Nachdem er sich ein notdürftiges Lager eingerichtet hatte, aß er Brot und kalten Braten, wobei er förmlich spürte, wie seine Kraft zurückkehrte. Bedächtig kauend horchte er in die Nacht hinein. Das Einzige, was er vernahm, war der Ruf der Eulen.
    Sepi bereute längst seinen Entschluss, Richtung Passau zurückzureiten. Das Wetter war noch schlechter geworden. Zwar hatte der Wind nachgelassen, dafür klatschten ihm nasse Schneeflocken ins Gesicht. Er war froh, als endlich Hauzenberg vor ihm auftauchte. Das stattliche Örtchen besaß einen ordentlichen Gasthof, war bekannt für seinen Wochenmarkt und dafür, dass sich in

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