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Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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hörte er auch, dass Jan nun ganz allein unterwegs war, um Margarethe zu suchen, und vermutlich keine Ahnung hatte, mit wem er es zu tun hatte.
    Kaum war die Tür ins Schloss ihrer Kammer gefallen, kauerte sich Margarethe auf ihrem Bett zusammen. Die Tränen ließen sich nicht länger zurückhalten. Ihre Gedanken flogen zurück nach Prag und zu jener unseligen Nacht, als sie die Heiratsurkunde unterzeichnet hatte. Damals hatte Albrecht sie gewarnt, sie würde ihr Mitleid mit dem alten Vogt eines Tages noch bereuen. Nun hatte der Vogt sie vor dem Schlimmsten bewahrt. Aber wie würde es weitergehen? Verzweifelt barg Margarethe den Kopf in den Händen. Irgendwann schlief sie vor Erschöpfung ein.
    Es war stockdunkel, als sie von dem schnarrenden Geräusch der sich öffnenden Tür wieder erwachte. Margarethe glaubte zunächst, noch immer zu träumen. Da war er wieder, dieser süßlich vertraute Geruch und der Ekel, den er bei Margarethe auslöste. Schlurfenden Schritte ließen sie die letzte Schläfrigkeit abschütteln. Jemand näherte sich. Eine Weile stand er vor ihrem Lager und schien die junge Frau durch die Dunkelheit zu betrachten. Sie hielt ihre Decke fest an sich gedrückt. Dann spürte sie, wie sich jemand zu ihr aufs Bett setzte, der Vogt von Weida, zweifellos. Einen Moment lang dachte Margarethe daran, sich auf ihn zu stürzen und ihn mit ihren Fäusten zu bearbeiten, doch dann verwarf sie den Gedanken wieder. Sie musste ihren Verstand benutzen, sonst würde sie keine Chance haben.
    Eine Weile war nichts als Weidas rasselnder Atem zu hören. Als er bemerkte, dass sie wach war, bückte er sich. Margarethe hörte, wie ihr Gemahl Wein in einen Becher goss, und spürte das kalte Metall an ihrer Hand. Langsam führte sie das Getränk an die Lippen. Sie atmete tief aus, während sie den Becher wieder absetzte, und sagte mit ruhiger Stimme: »Da seid Ihr also wieder, Herr von Weida«.
    »Und das grenzt fast an ein Wunder«, antwortete der Vogt mit krächzender Stimme. »Diesmal war es wirklich knapp. Doch Tod und Teufel wollten mich noch nicht.«
    Margarethe versuchte, das Gespräch in Gang zu halten. »Und wie ist es inzwischen auf der Osterburg gegangen?«
    Der Vogt seufzte leise. »Sie wartet noch immer auf einen Erben.«
    Margarethe senkte den Blick.
    »Es tut mir leid, Margarethe«, sagte der Vogt mit sanfter Stimme. »Ich hätte mich damals gar nicht erst auf die Sache mir dir einlassen dürfen, aber es klang alles so vernünftig.«
    Erstaunt sah sie zu ihm hinüber.
    »Aber jetzt sind wir nun einmal verheiratet. Es gibt für uns beide keinen anderen Weg, als zu vollenden, was damals begonnen wurde.«
    »Es ist zu spät, ich trage bereits Albrechts Kind in mir.« Ihre Stimme klang schrill und viel zu bestimmt.
    »Du bist schon immer eine schlechte Lügnerin gewesen, meine Liebe.«
    Margarethe wurde rot. Sie wusste, dass er recht hatte, denn kurz vor ihrer Abreise waren ihre monatlichen Blutungen zu Ende gegangen, und seither hatte der Wittelsbacher sie nicht mehr besucht. Ergeben seufzte sie.
    »Sei mir nicht böse, aber ich bin froh darum. Es hätte mich in eine verzweifelte Lage gebracht.« Er ergriff ihre Hand.
    Margarethe zuckte zurück. Sie musste Zeit gewinnen, irgendwie. Jan würde zu ihrer Rettung kommen und sie hier herausholen. Er würde verhindern, dass Weida sie mit ins Vogtland nahm und sie zwang, seine Söhne zu gebären.
    »Ich kenn dich, meine Liebe. Ich weiß genau, was du denkst.« Er musterte sie und lächelte leise spöttisch, ehe er fortfuhr: »Aber mach dir keine Hoffnung. Heute Nacht wird mir kein Sedlic und auch kein Wittelsbacher dazwischenfunken.«
    Margarethe wandte das Gesicht ab und versuchte, die Fassung zu bewahren. Sie wusste, dass er wahrscheinlich recht hatte.
    »Schau, du bist nicht mehr das unschuldige junge Ding von damals. Du weißt, was ein Mann von einer Frau möchte.«
    Sie blinzelte ihn von der Seite an.
    »Und ich bin nicht der Typ, der einer Frau gerne Gewalt antut. Aber solltest du mich dazu zwingen, wird es so sein. Ich will dir nicht wehtun, und wenn du dich mir freiwillig hingibst, werde ich so rücksichtsvoll sein wie kein Mann sonst. Das verspreche ich.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich will nicht«, hauchte sie.
    Er schob den Becher wieder in Richtung ihres Mundes. »Trink!«, befahl er, »das wird es leichter machen.«
    Sie tat wie geheißen. Er nahm erneut ihre Hand in die seine.
    »Als ich im Feldlazarett der Hussiten lag und das Fieber mich schüttelte, da

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