Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)
Margarethe schaute den Blonden fragend an, doch der überließ es Albrecht, ihr die Schwierigkeiten der Königin mit Weidas Bruder darzulegen.
»Das also steckt hinter all dem«, murmelte Margarethe. »Und mir gegenüber hat sie sich so selbstlos freundlich gegeben. Sie würde es nur gut mit mir meinen und sorgte sich um meine Zukunft, wenn es mein Vater schon nicht tut.« Ungläubig schüttelte Margarethe den Kopf. »Aber ich will den Vogt nicht heiraten. Er ist mir zuwider.«
Jan legte tröstend den Arm um ihre Schultern, und Albrecht meinte: »Wer das nicht ebenso sieht, kann nicht recht bei Trost sein.«
»Ihr helft mir doch, oder?«
»Keinesfalls lassen wir dich in Stich, Margarethe«, beschwichtigte Albrecht. »Das kommt schon irgendwie in Ordnung.«
Jan rollte mit den Augen, schwieg jedoch.
»Ich finde, Jan hat recht«, sagte Margarethe plötzlich. »Wir müssen herausfinden, was Weida gegen dich plant, Albrecht. Bestimmt ist es irgendeine Boshaftigkeit, und wenn die Königin das erfährt, wird sie von dieser Hochzeit absehen. Was meint ihr?«
Albrecht fuhr sich durchs Haar. »Na ja, die Möglichkeit besteht.«
Jan stöhnte innerlich auf. Natürlich hatte er selbst davon gesprochen, aber um die Königin von ihren Plänen abzubringen, müsste es sich schon um Hochverrat handeln und nicht um irgendeine kleine Gaunerei. Zudem hatte Margarethe nur Bruchstücke der Unterhaltung mitbekommen, sodass sie nur Vermutungen anstellen konnten. »Und wenn nicht?«, wandte er ein und hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen, als er Margarethes erschrockenes Gesicht sah.
»Dann werd ich den alten Knochen wohl heiraten müssen«, flüsterte sie.
»Oder ich entführe dich nach München«, rutschte es Albrecht heraus.
Niemand sagte etwas.
»Aber bis dahin fließt noch eine Menge Wasser die Moldau hinunter«, fuhr der Wittelsbacher schließlich fort. »Wir müssen erst mal Zeit gewinnen. Solange noch kein Ehevertrag unterzeichnet ist, ist nichts verloren.«
»Zeit gewinnen, ja. Aber wie?«, sinnierte Jan.
Der Herzogssohn nickte nachdenklich. »Du könntest ihn mal mit zum Bader nehmen. Das bringt ihn auf andere Gedanken.«
»Also wirklich, Albrecht«, schimpfte Margarethe leise. »Was du immer mit dieser Badstube hast!«
Jan erklärte nüchtern: »Glaubst du, wir sehen nicht, wie der Weida dich dauernd begrapscht? Der träumt schon von dir.«
Das Mädchen holte tief Luft. Wie gut, dass es dunkel war, denn sie war knallrot geworden.
»Wir brauchen dringend jemanden, der ihn von dir ablenkt, Margarethe«, fuhr der Böhme fort. »Besser er vergnügt sich mit einer Reiberin als mit dir. Am besten allerdings wäre eine Adelsfrau, die sich von Weidas Geld und Burg locken ließe. Du kennst doch den Prager Hofklatsch, Margarethe, fällt dir keine ein?«
Margarethe drückte Jans Hand. »Da schätzt du mich aber falsch ein. Margot wäre die richtige Adresse. Die schnappt jedes Gerücht auf und kennt die hiesigen Adelshäuser wie ihre Rocktasche. Lass mich mit ihr darüber reden.«
»Wichtig ist auch, dass du dem Vogt in Zukunft die kalte Schulter zeigst«, riet Albrecht. »Er muss merken, dass du ihn nicht willst.«
»Das tu ich schon die ganze Zeit, aber es scheint fast das Gegenteil zu bewirken. Es stachelt nur seinen Ehrgeiz an.«
»Der soll bloß die Finger von dir lassen«, drohte Jan mit einer Stimme, die Margarethe mehr verunsicherte als beruhigte.
»Wir machen es wie besprochen«, bestimmte Albrecht. »Jan versucht, den Weida abzulenken. Du, Margarethe, schaust dich nach einer passenden Partie um. Und ich versuche herauszubekommen, was die kleine Wettinerin mit dem Weida für Gemeinheiten ausheckt.«
Die junge Frau nickte. Wenn man Albrecht so reden hörte, dann schien alles ganz einfach. Trotzdem hatte Margarethe Angst, dass all ihre Anstrengungen nicht ausreichen könnten. Ihr Magen zog sich schmerzhaft zusammen. »Wann sehen wir uns wieder?«, fragte sie nach einer Weile und versuchte, ihrer Stimme einen festen Klang zu geben.
»Am Sonntag«, gab der Wittelsbacher zurück. »Ich schlage einen Jagdausflug vor.«
»Glaubst du, die Königin lässt das zu, Albrecht?«
»Ich kann ihr ja sagen, dass ich versuchen werde, dich von den Vorteilen einer Heirat mit dem Weida zu überzeugen.«
»Und der Vogt?«, gab Margarethe zu bedenken.
Albrechts Stimme wurde herrisch. »Seit wann muss ein Wittelsbacher einen Weida um Erlaubnis bitten? Morgens, gleich nach der Frühmesse, reiten wir los.«
Die beiden
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