Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)
Krone, und er wird alles tun, um sie zu erringen. Aber mit welchen Folgen? Die Hohenzollern werden ihren Vorteil zu nutzen wissen, und du weißt, was das für das Haus Wittelsbach bedeutet. Es geht hier nicht um mich und auch nicht um die Wenzelkrone, sondern um die Zukunft des Hauses Wittelsbachs, also auch um die deine und die deiner Kinder, Albrecht.«
»Ich verstehe nicht, was das mit Margarethe zu tun hat«, brummte ihr Neffe, und allein diese Bemerkung machte Sophie klar, dass der Junge sehr wohl verstanden hatte.
»In diesen Zeiten müssen wir Stärke zeigen. Wir können nicht riskieren, dass auch nur das kleinste Lehen vom böhmischen Reich abfällt.«
»Aber könnte man Heinrich von Weida nicht auf eine andere Art gefügig halten?«
Sophie lächelte gütig. »Mein lieber Albrecht, natürlich hätte es da so manches gegeben. Außerdem ist der Weida klug genug, um zu wissen, dass er mit Wenzel besser beraten ist als mit Sigismund. Die Sache ist aber die: Weidas jüngerer Bruder – der nächste in der Erbfolge – sieht das ganz anders. Er verhandelt bereits mit Sigismund. Wir müssen also sicherstellen, dass Weidas jüngerer Bruder unbelehnt bleibt, und das geht nur, wenn der jetzige Vogt einen legalen Erben vorweisen kann. Ansonsten ist die Osterburg so gut wie verloren.«
»Aber warum Margarethe?«
»Sie ist Prag und Wittelsbach ergeben und klug genug, sich nicht auf Intrigen einzulassen.«
Albrecht machte ein unglückliches Gesicht. »Aber sie sollte mit mir nach München gehen.«
»Um dort was zu sein? Eine ledige Hofdame, die sich einmal um die Erziehung deiner Kinder kümmert?«
Albrecht sprang auf. »Natürlich nicht.«
»Als was denn dann?«
»Als ehrbare Hofdame am herzoglichen Hof.«
»Dazu müsstest du sie über kurz oder lang verheiraten. Warum es nicht gleich tun und dann auch noch in einer so vielversprechenden Ehe. Denk nur: Margarethe wäre Herrin einer Burg, sogar einer ganzen Vogtei. Sie hätte eine große Zukunft vor sich und wäre nicht vom Wohlwollen deiner zukünftigen Gattin abhängig.«
»Eine Ehe mit diesem Greis, der sie gar nicht zu schätzen weiß?«
Sophie schaute ihren Neffen erstaunt an. »Albrecht, du bist doch nicht etwa eifersüchtig?«
Ein Hauch von Schamesröte zog über seine Wangen. »Wie kommst Ihr nur darauf!«, widersprach Albrecht eine Spur zu heftig.
Die Königin runzelte missbilligend die Stirn und murmelte: »Und ich dachte immer, es wäre dein Freund Jan, der sie mit verträumten Augen ansieht.« Es folgte eine Handbewegung, als wenn die Königin eine lästige Fliege vertreiben wollte. »Wie auch immer, Albrecht. Ich zähle in dieser Sache auf dich. Wirke auf sie in unserem Sinne ein.«
Sophie erhob sich, sodass Albrecht nichts anderes übrig blieb, als sich zurückzuziehen. Zorn und Enttäuschung jedoch waren ihm deutlich anzusehen.
»Und, was hat sie gesagt«, stürmte Jan auf Albrecht ein, als dieser von der Audienz bei der Königin zurückkam.
Statt zu antworten schritt der Herzogssohn zum Weinkrug auf dem Tisch, goss sich den Becher randvoll und stürzte ihn in einem Zug hinunter.
Jan schwante Böses. »Sie ist also bei ihrer Meinung geblieben.« Enttäuscht sank er auf einen hölzernen Hocker, nur um im nächsten Augenblick wieder aufzuspringen.
»Ihrer Meinung nach bedeutet es den Anfang vom Ende des Hauses Wittelsbach, wenn diese Hochzeit nicht stattfindet.« Albrecht seufzte und fasste dann mit wenigen Worten das Gespräch mit seiner Tante zusammen.
»Aber das darf nicht sein«, flüsterte Jan und verbesserte sich sofort: »Ich meine, du hast doch gesagt, dass Margarethe mit uns nach München kommt.«
Albrecht starrte seinen Freund an. »Was soll ich bloß tun?«, stöhnte der Herzogssohn und raufte sich die nussbraunen Haare. »Am liebsten würde ich sie auf ein Pferd setzen und sofort von hier wegbringen. Stattdessen verlangt die Königin, dass ich Margarethe sogar noch zurede, den Weida zu heiraten!« Er wankte zur Waschschüssel und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht, während er weitersprach. »Kannst du ein Treffen mit Margarethe arrangieren, ohne dass es jemand mitbekommt?«
Jan kniff sich in die Hand. Er musste sichergehen, dass dies kein böser Traum war. Wortlos nickte er, stand auf und verließ das Zimmer.
Obwohl man Fackeln aufgestellt hatte, kam Margarethe an diesem Abend der Garten ungewöhnlich dunkel vor. Es hatte lange gedauert, bis sie sich endlich hatte davonstehlen können. In letzter Minute, kurz bevor
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