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Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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die Glocke zum Nachtmahl läutete, hastete sie mit geschürzten Röcken aus dem Palast. Vorsichtig legte die junge Frau ihre Finger an die schmiedeeisernen Stäbe. Sie waren kunstfertig gedreht und liefen oben in goldenen Spitzen aus, was das Tor aber nicht davon abhielt, zuweilen erbärmlich zu quietschen. Mit angehaltenem Atem schob Margarethe die Pforte gerade so weit auf, dass sie hindurchpasste, und schlüpfte in den Garten. Verstohlen sah sie sich um. Dieses Treffen mit Albrecht und Jan würde, wenn man sie erwischte, sicher Ärger mit der Königin bedeuten und auch einige Erklärungen gegenüber dem Vogt erforderlich machen. Margarethe lief bei dem Gedanken an Weida ein kalter Schauer über den Rücken.
    Sie versuchte, das Geräusch ihrer Schritte zu dämpfen, da kam es ihr plötzlich so vor, als habe sie ein Murmeln vernommen. Schlich da noch jemand herum? Margarethe verharrte und hielt den Atem an. Waren das Albrecht und Jan? Aber warum befanden sie sich nicht am vereinbarten Treffpunkt? Auf leisen Sohlen rannte sie weiter und entdeckte die Umrisse zweier Personen, von denen einer eine Frau zu sein schien. Oder spielten ihr die nächtlichen Schatten einen Streich? Sie kniff die Augen zusammen. Nein, sie hatte sich nicht täuschen lassen: Eine der beiden Personen trug einen Rock. Hastig drückte sich Margarethe gegen die Palastwand, die den Abschluss des Schlossgartens bildete. Sie hörte flüsternde Stimmen, die schnell und eindringlich sprachen. Sie kamen von dem Mauervorsprung, hinter dem Margot ihr das Töpfchen mit Rotholzpulver gegeben hatte.
    Margarethe zog sich vorsichtig die Schuhe aus. Sie musste dort vorbeigehen, ob sie wollte oder nicht. Wie aber konnte ihr das gelingen, ohne gesehen zu werden? Das Gelände war hier offen. Der einzige Weg war der über den Rasen, hinüber zu den Johannisbeersträuchern. Zum Glück waren dort keine Fackeln aufgestellt. Die junge Frau atmete tief ein und wollte schon loslaufen, als eine der Personen einen Schritt aus dem Schatten der Steinquader heraustrat! Hastig drückte sich Margarethe erneut gegen die Wand. Sie hatte die Person erkannt. Es war Katerina von Wettin. Doch was tat diese zu solcher Stunde mit einem Mann im Garten? Margarethes Neugierde war geweckt. Angestrengt lauschte sie in die Finsternis, aber lediglich einige Wortfetzen drangen an ihr Ohr. Einmal erhob der Mann kurz und erregt die Stimme, was Margarethe zusammenzucken ließ: Es war Heinrich von Weida.
    »Ich muss …«, hörte sie den Alten sagen und »… dabei behilflich …« und »… werde dem Hause Wettin nie vergessen …«
    »Ja, doch«, zischte Katerina, »aber mäßigt Eure Stimme.« Im nächsten Moment ging das Gemurmel wieder im Rauschen der Bäume unter. Fest entschlossen, mehr zu erfahren, versuchte Margarethe, sich Zoll um Zoll dichter an die Sprechenden heranzuschleichen, aber die Stimme der Wettinerin war jetzt noch leiser als zuvor. Das Einzige, was Margarethe noch verstehen konnte, war: »Dann kann selbst Albrecht von Wittelsbach nichts mehr dagegen tun …«
    Die Erwähnung des Herzogssohns traf Margarethe wie ein Peitschenhieb. Welche Infamie planten die beiden? Sie musste Albrecht warnen. Mit pochendem Herzen hastete Margarethe geduckt an den Sträuchern vorbei und hinüber zur kleinen Pforte. Völlig außer Atem erreichte sie den kleinen Geräteschuppen, den Jan als Treffpunkt vorgeschlagen hatte. Geräuschlos schlüpfte sie hinein und entdeckte ihre beiden Freunde, die bereits auf sie warteten.
    »Margarethe«, erklang Albrechts erfreute Stimme.
    Die junge Hofdame schloss hastig die Tür. Drinnen war es eng, und es roch nach frischer Erde. »Leise, leise«, flüsterte sie erregt.
    »Was ist denn los?«, erkundigte sich Jan besorgt.
    Margarethe berichtete in knappen Worten, was sie beobachtet hatte.
    Albrecht lachte leise und meinte: »Das klingt, als ob die Wettinerin irgendeine Schweinerei plant. Und der Weida hofft, einen Nutzen daraus zu ziehen.«
    »Stimmt«, bestätigte Jan, »nur, was könnte das sein?«
    »Irgendetwas, was sich gegen dich richtet, Albrecht.« Margarethe klang besorgt.
    »Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, was die beiden von mir wollen. Ich hab mit ihnen nichts zu schaffen, und doch gilt es, nun vorsichtig zu sein.«
    »Aber wenn die beiden eine Intrige gegen einen Wittelsbacher planen, könnte das die Ansichten der Königin, was den Weida betrifft, ins Wanken bringen«, gab Jan zu bedenken.
    »Ansichten? Welche Ansichten denn?«

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