Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)
leicht gehetzten Eindruck machte.
»Hast du kurz Zeit?«
Sie schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, aber können wir nicht nachher reden? Ich muss dringend in die Falknerei und bin schon spät dran.«
»Es ist nur …«, stotterte er und sah zu Boden. Sag es ihr!, trieb er sich innerlich an, doch seine Zunge schien ihm wie gelähmt am Gaumen zu kleben. »Wie macht sich deine neue Zofe?«, brachte er schließlich heraus.
Sie schaute ihn verständnislos an.
»Ich meine, du weißt doch gar nicht, auf wen du dich da eingelassen hast.« Er hätte sich für seine Feigheit selbst ohrfeigen können.
»Trine bemüht sich nach Kräften«, lobte Margarethe. »Sie ist sehr geschickt, mach dir keine Sorgen. Aber jetzt muss ich wirklich los.«
Dann schwang sie sich in den Sattel und ließ ihn stehen. Enttäuscht sah der junge Ritter ihr nach, wie sie auf ihrem kleinen Fuchs aus dem Stadtschloss preschte. Wütend ging er zu den Handwerkern zurück.
Heinrich von Weida beobachtete, wie Margarethe kurz mit dem Sedlic sprach und dann aufs Pferd stieg. Er wusste, sie würde zur Falknerei reiten. Dabei ahnte sie jedoch nicht, dass er jeden ihrer Schritte überwachte – entweder persönlich oder durch einen seiner Getreuen. Und alles mit Billigung der Königin. Katerina von Wettin hatte sich als seine beste Verbündete entpuppt. Es war dem Vogt zwar schleierhaft, was die Tochter seines Lehnsherrn dazu trieb, aber sie und ihr Bruder Mihai spionierten Margarethe mit geradezu beängstigendem Elan hinterher. Katerina war es auch, die einen Liebesbrief an Albrecht abgefangen und der Königin zur Kenntnis gebracht hatte. Dabei hatte sie betont, dies nur aus Loyalität zu ihrer Königin zu tun und dass der Weida keine Ahnung von der Sache habe.
Seither hatte die Königin ein offenes Ohr für Weidas Sorgen um Margarethe gehabt: Ein wehrloses junges Mädchen könne doch keinesfalls allein quer durch die Stadt zum Hradschin reiten. Und überhaupt war ihm, dem Vogt, sehr an Margarethes Sicherheit gelegen. Es wäre ihm eine Ehre, einen seiner Männer zu ihrem Schutz abzustellen. Dankend hatte die Königin seinen Vorschlag aufgegriffen, nicht ahnend, dass dieser Schutz eher der Überwachung diente und Margarethe nicht darüber in Kenntnis gesetzt wurde. Weida war sich sicher, dass die beiden Turteltäubchen Margarethe und Albrecht über kurz oder lang einen Fehler machen würden, und dann wäre er zur Stelle und würde die Situation zu seinen Gunsten nutzen.
Lange Zeit geschah nichts. Der Wittelsbacher schien ein vorsichtiger Galan zu sein, doch die beiden schrieben sich nach wie vor eifrig Briefe, die sie durch die Zofe transportieren ließen. Die hatte sich zwar als unbestechlich erwiesen, nicht jedoch der Knecht, der in Albrechts Gemächern für den Kamin zuständig war. Der Bursche hatte beim Würfelspiel eine Menge Geld verloren, und Weida hatte die Schuldscheine in seinen Besitz genommen. Seither war der Knecht Wachs in seinen Händen und stahl unbemerkt jedes Schreiben aus der besagten Schublade, gab es dem Weida zu lesen und brachte es anschließend wieder zurück. Weida amüsierten Margarethes Liebesschwüre beinahe – dumme Hirngespinste eines jungen Mädchens, dem man den Kopf verdreht hatte –, doch es ärgerte ihn, dass der Wittelsbacher ihre Naivität offenbar ausnutzte. Es war an der Zeit, der Sache ein Ende zu bereiten. Und schon bald bot sich eine Gelegenheit dazu.
An diesem Tag wollte Weida den ersten Streich gegen den Wittelsbacher führen, und dessen Freund Jan würde dabei zu seinem unfreiwilligen Helfer werden. Schon seit dem ersten gemeinsamen Nachtmahl und später, während der Besuche im Badhaus, war dem Vogt klar geworden, dass der Sedlic Margarethe geradezu anbetete. Sie war die große Liebe, von der der junge Mann gesprochen hatte. Das mangelnde Interesse an den Badmägden hatte nur diesen einen Grund, dass der unglückliche Kerl an keine andere als die Rothaarige denken konnte. Dabei hatte der arme Junge nicht die geringsten Chancen, sie jemals für sich zu gewinnen: Er war ein Nichts, ein Niemand, abhängig vom Wohlwollen eines Fürsten, damit er nicht verhungerte. An die Gründung einer Familie, schon gar mit einer Frau wie Margarethe, war da gar nicht zu denken. Doch der Sedlic war gegen seine Gefühle für diese Frau machtlos.
Nachdem Weida das herausgefunden hatte, kannte er die Achillesferse des Wittelsbachers. Der Vogt lachte: Er würde Albrecht nicht nur die Geliebte, sondern auch noch den besten
Weitere Kostenlose Bücher