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Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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Gespräch: Gräfin Elisabeth von Württemberg. Was also hatte Albrecht im Sinn? Jan konnte einfach fragen, aber gewiss würde sein Freund ihn auslachen und einen Esel schimpfen, weil er auf den alten Vogt hörte.
    »Der Weida plant einen Jagdausflug mit Margarethe«, begann Jan.
    Albrecht kaute auf einem Strohhalm und sagte nur: »Wenn’s ihm Spaß macht.« Der junge Wittelsbacher nahm die Information erstaunlich gelassen auf und schien mit seinen Gedanken weit weg zu sein.
    Jan schüttelte den Kopf. »Albrecht, hast du verstanden, was ich gesagt habe? Der Weida will mit Margarethe in das Waldschlösschen fahren. Da kann doch wer weiß was passieren.«
    »Unsinn. Margarethe wird höflich sein, wie es die Königin verlangt, und der Weida wird sich mal wieder anderweitig die Hörner abstoßen. Sorg doch einfach dafür, dass ein paar Hübschlerinnen dort sind, die ihm um den Bart streichen, damit er nicht allzu verärgert einschläft.«
    »Der Vogt wird mit Margarethe die geplante Hochzeit besprechen.«
    Der Bayer lachte. »Da kann er bis zum Sankt Nimmerleinstag warten.«
    Jan sah seinen Freund erstaunt an. »Du bist dir ja sehr sicher. Machst du dir keine Sorgen?«
    Albrecht rappelte sich von seinem Lager hoch und ließ die Beine baumeln. »Mich schert weder, was dieser Vogtländer sich zusammenträumt, noch was meine Tante plant. Unsere Tage in Prag sind gezählt.«
    Jan setzte sich halb erleichtert, halb misstrauisch angesichts dieser Neuigkeiten auf einen Schemel und wartete auf Albrechts Erklärung.
    »Wir werden nächste Woche nach München abreisen«, fuhr Albrecht fort. »Ich warte nicht länger, bis mein Vater und meine Mutter sich entschließen, Margarethe als Hofdame bei sich aufzunehmen. In der Neuen Veste ist reichlich Platz. Sie wird bei mir wohnen. Du kommst natürlich mit uns, Jan.«
    »Du willst Margarethe in deinem Haus unterbringen? Was wird der Herzog dazu sagen?«
    »Gar nichts. Der hält sich, seit ich denken kann, diverse Schlaffrauen und Konkubinen in seinem Schloss. Er wird es nicht einmal kommentieren.«
    »Aber Margarethe ist nicht deine Konkubine.«
    »Natürlich nicht, aber ich will sie bei mir haben.«
    Jan stöhnte auf. »Dann stimmt es also? Ihr seid ein Liebespaar?«
    Albrechts Gesicht bekam einen verträumten Ausdruck. »Wir waren uns doch schon seit dem ersten Tag inniglich zugetan, Jan, und es stimmt, ich möchte, dass sie immer an meiner Seite ist. Ich will mit ihr einschlafen, mit ihr aufwachen und so viel Zeit mit ihr verbringen wie möglich.«
    »Aber du wirst sie nicht heiraten können, Albrecht. Der Herzog wird das nie und nimmer zulassen.«
    »Das werden wir sehen. Er soll sie erst einmal kennenlernen. Das wird ihn schon umstimmen. Margarethe wäre eine vorzügliche Herzogin. Er wird das bald merken.«
    »Herzog Ernst ändert seine Meinung nicht. Das weißt du genauso gut wie ich.«
    »Er wird es müssen, denn ich werde keine andere zur Frau nehmen. So viel steht fest.«
    »Und die Königin?«
    »Ich werde ihr meine Pläne mitteilen. Sie muss für den Weida eine andere finden.« Albrechts Miene ließ erkennen, dass es keinen Sinn hatte, weiter mit ihm zu diskutieren.
    Enttäuscht starrte Jan aus dem Fenster. Weida hatte also recht gehabt. Die ganze Welt dreht durch, dachte er. »Wusstest du von diesem Jagdausflug?«
    Zum ersten Mal wirkte Albrecht unsicher. »Ja, ja, ich hatte davon Kenntnis. Margarethe schickte mir ihre Zofe.«
    »Angeblich soll’s schon am Samstag losgehen. Bis dahin sind es nur noch wenige Tage.«
    »Dann lass ihn doch diesen dummen Jagdausflug organisieren. Er wird das Letzte sein, was er mit Margarethe unternimmt, wenn sie überhaupt mitfährt.«
    Albrecht schien diese Hoffnung zu genügen, während Jan nervös mit seiner Gürtelschnalle spielte. »Und was, wenn die Königin ihre Pläne nicht ändert?« Er schnaufte zornig, senkte dann aber sofort wieder die Stimme. Albrecht hasste es, wenn man ihn drängte. »Was, wenn sie ablehnt und Margarethe nicht freigibt? Was, wenn Margarethe diesen Ausflug mit dem Vogt machen muss? Was, wenn diese Hochzeit stattfindet?«
    »Du immer mit deinem ›Was wäre, wenn …‹ Aber ich hatte sowieso vor, dich zu bitten, Margarethe bei diesem Jagdausflug zu begleiten und ein Auge auf sie zu haben. Man weiß ja nie.«
    »Ja, mache ich«, meinte Jan gereizt.
    Der Herzogssohn ließ sich wieder aufs Bett fallen. Für ihn war die Sache damit erledigt. »Wir sehen uns nachher beim Nachtmahl.«
    Jan verließ das Zimmer.

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