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Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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zurückkehren sollte, ließ der Falkner das Federspiel über seinem Kopf kreisen. Diese Aufgabe sollte also jetzt sie übernehmen. Margarethes Herz klopfte aufgeregt, und wieder einmal dachte sie, wie schön es wäre, gemeinsam mit Albrecht auf die Beizjagd zu gehen. Meister Karl aber ließ ihr keine Zeit, ihren Gedanken weiter nachzuhängen, sondern trieb sie über die Wendeltreppe den Turm hinauf.
    Auf einer Plattform, von der aus man einen schwindelerregenden Blick über die Stadt und die Moldau hatte, warteten drei Falken auf einer Sitzstange, alle noch mit dem Kopfleder ruhiggestellt. Meister Karl setzte sich den äußersten Falken auf den Handschuh und nahm ihm die Lederhaube ab. Der Vogel sah sich um und spreizte die Flügel leicht.
    »Nun schaut genau zu, wie ich es mache«, forderte Meister Karl die junge Frau auf. Mit ausgestrecktem Arm warf er den Falken hoch, der sich augenblicklich in die Lüfte erhob. Kurz ließ der das Tier über dem Abgrund kreisen. Dann rief er es mit dem Federspiel zurück. Der Falke kam, ohne zu zögern, und nahm zur Belohnung die Atzung.
    »Und nun Ihr, Waldeckerin. Probiert den mittleren Vogel.«
    Entschlossen näherte sich die junge Frau, setzte das Tier ebenfalls auf ihren Handschuh, befreite seinen Kopf und ging einen Schritt auf den Abgrund zu. Der Vogel war erstaunlich leicht, und einen Moment lang fragte sie sich, wie es möglich war, dass ein so stattlicher Vogel kaum Gewicht besaß. Beim Anblick des freien Flugfeldes kreischte der Falke aufgeregt.
    »Nun los, flieg!«, spornte sie ihn an und warf ihn hoch über ihren Kopf. Der Falke breitete die Flügel aus und ließ sich dann in die Tiefe stürzen. In atemberaubender Geschwindigkeit jagte er den Burgfelsen hinab. Jetzt sah auch Margarethe, was die Aufmerksamkeit des Falken erregt hatte: Eine Taube versuchte, sich panisch flatternd in Sicherheit zu bringen. Doch gegen den erfahrenen Jäger hatte sie keine Chance. Die Krallen weit von sich gestreckt, packte er die Beute, stieß einen Schrei des Triumpfes aus und strich ab.
    »Ruf ihn zurück, Waldeckerin, mach schon!«, befahl Meister Karl aufgeregt.
    Hastig hob Margarethe das Federspiel auf und wirbelte es über ihrem Kopf herum. Die noch immer zappelnde Taube im Fang, kämpfte sich der Falke wieder nach oben. Einen Moment schien er unentschlossen, dann jedoch folgte er dem Federspiel und kehrte zurück.
    »Das nenne ich meisterliches Falknerhandwerk«, lobte eine Stimme hinter Margarethe. »Mich dünkt, Herr Karl, Ihr habt Euer Wissen an keine Unbegabte verschwendet.«
    Sie wirbelte herum. Ihr Herz machte einen Satz, als sie Albrecht erkannte. Er war ihrer Einladung, sie in der Falknerei zu besuchen, also tatsächlich gefolgt.
    »Fürwahr, Herr von Wittelsbach«, bestätigte der alte Ritter. Sein scharfer Blick huschte zwischen den beiden hin und her und bemerkte das Strahlen in Margarethes Augen. »Ich bring dann mal den Falken zurück«, murmelte er dann, »ist erschöpft, das Tier. Bin gleich wieder da.«
    Die beiden jungen Leute warteten, bis die Schritte des Falkners hinter ihnen verklungen waren, dann fielen sie sich in die Arme.
    »Endlich«, hauchte die junge Hofdame und schmiegte sich an Albrechts Schulter.
    Der Herzogssohn prüfte kurz, ob sie auch wirklich allein waren. Dann zog er sie noch enger an sich. »Ich habe mich vor Sehnsucht nach dir schier verzehrt«, gestand er.
    Ihre Lippen fanden sich zu einem langen Kuss. Margarethe schloss die Augen. Ihr war schwindlig vor Glück, und fast hätten ihre Knie unter ihr nachgegeben.
    »Ach, Albrecht«, seufzte sie.
    Heinrich von Weida pfiff ein vergnügtes Lied, während er sein Pferd die Nerudagasse hinauftraben ließ, die die Prager Kleinseite mit dem Hradschin verband. Oben angekommen stellte er zufrieden fest, dass Jans Brauner bereits friedlich Heu fraß, das ihm die Stallknechte vorgelegt hatten. Der Vogt band sein Pferd gleich daneben an und verfluchte seine alten Knochen, die ihm an diesem Tag wieder besonders zu schaffen machten. Mittlerweile spürte er jeden Wetterwechsel, und dass es heute einen geben würde, daran hatte er keinen Zweifel. Obwohl ihm der Weg eigentlich bekannt war, erkundigte er sich nach Margarethe. Man gab ihm Bescheid, dass sie sich gemeinsam mit Meister Karl auf der Flugplattform befände.
    Immer noch guten Mutes stieg der Vogt die Treppen hinauf, jedoch nicht die zur Flugplattform, sondern die zu einem anderen Turm, der sich schräg gegenüber befand. Er hatte vor, sich das

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