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Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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die Wachen …«
    »Herrgott noch mal, für einen angehenden Herzog seid Ihr reichlich begriffsstutzig. Die hab ich weggeschickt, im Namen der Königin. Prag hat kein Interesse mehr an der Hochzeit zwischen Margarethe und dem Weida. Der jüngere Bruder unseres werten Heinrich hat dessen Abwesenheit genutzt, um Fakten zu schaffen. Er hat die Osterburg eingenommen und hält sie nun besetzt. Der König tobt, aber was soll er machen? Offiziell gilt das Ganze als Familienfehde, aber im Grunde weiß jeder, dass Sigmund dahintersteckt. Sei es, wie es sei: Weida mag vielleicht dem Titel nach noch Vogt sein, aber Land und Burg sind ihm abhanden gekommen.«
    Albrecht schlug ein Kreuz. »Dem Himmel sei Dank.«
    »Dafür ist später Zeit. Die Pferde warten.«
    Seite an Seite liefen sie los und erreichten den Hof, wo zwei gesattelte Pferde und vier Berittene auf sie warteten.
    »Du willst doch nicht etwa mitkommen?«, keuchte Albrecht, während ihm einer seiner Getreuen den Schwertgurt reichte. Endlich fühlte er sich wieder als ganzer Mensch. Mit der Waffe in der Hand würde er dem Weida Margarethe wohl entreißen.
    »Darauf könnt Ihr wetten«, erwiderte Margot keck. Ein Knappe half ihr in den Damensattel auf eine kleine Stute.
    »Du wirst uns nur aufhalten.« Albrecht sah skeptisch aus.
    »Bis jetzt seid Ihr es, der unseren Ritt verzögert!«, rief Margot und gab ihrem Pferd die Peitsche.
    Sein Plan war aufgegangen. Margarethe war sein. Heinrich von Weida seufzte zufrieden. Alle Anspannung fiel von ihm ab. Er war am Ziel. Er hatte dem Willen der Königin entsprochen, die darauf bestanden hatte, dass Margarethe mit der Unterschrift ihre Zustimmung zu der Verbindung geben sollte. Der König als Vormund hatte schon lange unterzeichnet. Nun war nur noch eines zu tun: Der Vogt konnte kaum abwarten, bis sich die Tür hinter Katerina von Wettin schloss und er mit Margarethe allein war. Er berührte die Hofdame, die niedergeschlagen auf ihrem Bett kauerte, am Arm und reichte ihr einen Becher Wein aus der noch heilen Karaffe.
    »Trink, meine Liebe«, forderte er sie auf. »Glaub mir, das wird dir guttun.«
    Zu seinem Erstaunen gehorchte sie ohne den geringsten Widerspruch. Sie trocknete sich das tränennasse Gesicht und stürzte den Wein in einem Zug hinunter. Nun, wenn sie sich mit dem Wein betäuben möchte, ich kann’s ihr nicht verdenken, dachte der Vogt und schenkte ihr noch einmal nach. Wieder trank sie mit hastigen Schlucken. Er beschloss, noch ein wenig zu warten, damit das Getränk auch wirklich seine Wirkung entfalten konnte. Schließlich hatte er jetzt alle Zeit der Welt. Seine Finger ordneten ihr Haar, das ihr in wirren Strähnen herunterhing, und wieder zuckte sie zurück. Weida mahnte sich zur Geduld, aber sein altes Herz pochte ihm in der Brust. Es war lange her, dass er eine Jungfrau edlen Blutes hatte verführen dürfen. Und er hatte die Absicht, es in vollen Zügen zu genießen.
    »Es tut mir leid, dass mir vorhin die Hand ausgerutscht ist, aber schlagen lasse ich mich von keiner Frau. Du wirst das nie wieder versuchen, verstanden?«
    Sie nickte ergeben. Weida wanderte eine Weile im Zimmer hin und her. Schließlich kam er zu ihr zurück, beugte sich zu ihr hinunter und flüsterte: »Zieh dich aus.«
    Sie rührte sich nicht und tat so, als habe sie ihn nicht gehört.
    »Mach schon.« Diesmal war seine Stimme drängender. »Denk an den Sedlic. Sei einfach ein bisschen nett zu mir, und ich will nett zu ihm sein.«
    »Ich kann das nicht ohne meine Zofe.« Ihre Stimme klang rau. Weida lächelte. Sie würde ihm zu Willen sein, was auch immer er von ihr verlangte. Für ihren Freund würde sie alles tun. Vielleicht sollte er Jan Sedlic mit auf die Osterburg nehmen. Er würde ihn ihr von Zeit zu Zeit vorführen, und sein Zustand würde immer exakt davon abhängig sein, wie sie sich als Ehefrau verhielt. Weida beglückwünschte sich zu dieser Idee und musste lächeln. Seine Ehe würde auf soliden Füßen stehen.
    »Ich werde heute an ihre Stelle treten«, flüsterte er Margarethe ins Ohr, und seine Stimme zitterte vor Erregung.
    Ein neuer Schluchzer kam aus ihrer Kehle, aber sie stieg aus dem Bett, ging zu dem hölzernen Hocker und ließ sich darauf nieder. Der Vogt folgte ihr und begann, die komplizierte Schnürung des gelben Kleides zu lösen, wobei seine Hand immer wieder in die Teufelslöcher der Ärmel glitt. Er verfluchte die zahlreichen Bänder und Schnüre und musste sich zusammennehmen, um ihr das Kleidungsstück

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