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Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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zwischen den Flüssen Weida und Auma, überragt von einem Bergfried, von dem aus man weit über das Land blickt. Wenn man auf den Zinnen steht und einem der Wind durchs Haar fährt, fühlt man sich wie der Falke, der frei und stolz übers Land segelt. Es gibt auch einen Garten mit Apfelbäumen, deren Früchte im September die Luft mit ihrem Duft erfüllen.«
    Während er weiter und weiter redete, kroch der Vogt neben Margarethe. Die Decke ließ er zwischen ihnen, obwohl er das Gefühl hatte, die Anspannung kaum mehr aushalten zu können. Ihm war schwindelig, weil das Blut durch seinen Körper raste und sein Herz so heftig pochte, dass es ihm beinahe aus der Brust zu springen drohte. Er tauchte seine Hand erneut in das Schüsselchen mit dem Öl und verteilte etwas davon auf Margarethes Rücken. »Erzähl doch auch ein wenig von dir. Du liebst die Falknerei, und du reitest gerne. Was ist mit deinem Pferdchen? Wann hast du es bekommen?«
    Zögerlich und mit rauer Stimme begann Margarethe von dem Fohlen zu berichten, das sie kränklich auf dem Prager Rossmarkt entdeckt hatte und wie sie ihr weniges Erspartes zusammengeklaubt und es mitgenommen hatte.
    Heinrich von Weida genoss es, ihrer Stimme zu lauschen. Und wenn er sich nicht ganz täuschte, tat es auch ihr gut, zu reden. Er küsste zärtlich ihren Nacken, woraufhin sie verstummte. »Weiter«, forderte er sie mit sanfter Stimme auf. »Wie war es für dich, als du zum ersten Mal auf dem Pferdchen gesessen bist, und wie war der erste Galopp mit ihm?«
    »Ein Stürmen und Schweben«, gestand sie.
    Weida war es, als stünde das Bild genau vor ihm.
    Er legte vorsichtig das Bein über ihren Rücken und verharrte für einen Moment in dieser Position. Er erwartete Widerstand, doch nichts geschah. Vorsichtige Hoffnung machte sich in ihm breit. Er beugte sich nach vorne und rief mit leisem Triumpf: »Du wirst schon sehen, ich werde dich glücklich machen.«
    »Niemals«, tönte eine Stimme hinter ihnen. »Das werde ich nicht zulassen!«
    Weida gab ein wütendes Knurren von sich. Warum zum Teufel hat dieses Zimmer von innen keinen Riegel?, fuhr es ihm durch den Kopf.
    »Albrecht!« Margarethe schluchzte auf, während sie sich von Weida zu befreien versuchte.
    Weidas Kopf fuhr herum! Tatsächlich. Da stand der Wittelsbacher mit gezücktem Schwert mitten im Zimmer. »Ihr wagt es, mich in meiner Hochzeitsnacht zu stören!«, fauchte der Vogt empört.
    »Von wegen Hochzeitsnacht!«, rief Albrecht mit glühenden Wangen. »Die Vermählung ist abgesagt.«
    »Was redet Ihr da?«, rief der Weida zurück, während er hastig seinen Gürtel schloss und aus dem Bett sprang. »Ich habe einen rechtsgültigen Ehevertrag.«
    Der Wittelsbacher erstarrte. Margarethe kroch in die hinterste Ecke des Betts und hüllte sich hastig in ihr Laken.
    »Stimmt das?«, wandte sich Albrecht an seine Geliebte.
    »Er hat ihn erschlichen«, wimmerte das Mädchen. »Er hat gesagt, dass er Jan sonst foltern lässt.«
    »Was?«
    »Der Kerl hatte ein Papier des Hus bei sich«, knurrte der Vogt. »Und zudem habe ich ihn erwischt, wie er mit meiner Frau Unzucht treiben wollte.«
    »Nichts als Lügen!« Margarethe war außer sich.
    Albrecht atmete schwer, als er in ihr tränenverschmiertes Gesicht blickte. »Du hast den Ehevertrag unterschrieben, um Jan vor dem Scheiterhaufen zu bewahren?«
    Sie nickte zaghaft. Weida triumphierte. »Es ist alles verbrieft und besiegelt! Wie Ihr es auch dreht und wendet, Herr von Wittelsbach, dies ist mein gesetzlich angetrautes Eheweib, und Euer Freund ist ein Hussit.«
    Im nächsten Moment spürte Weida eine Klinge an seinem Hals.
    »Schlange!« Albrechts Augen funkelten wild. »Wo ist dieses Schriftstück, damit ich es verbrennen kann?«
    »An einem sicheren Ort«, entgegnete der Vogt mit fester Stimme.
    »Katerina hat es«, verriet die Rothaarige.
    »Nun denn, dann wird es sich auffinden lassen. Zieh dich an, Margarethe. Du kommst mit mir.«
    Sie nickte erleichtert. Albrechts Blick ging zurück zu Weida.
    Der schäumte vor Wut, wirkte aber nicht im Geringsten wie ein Verlierer. »Ich fürchte, Ihr schätzt die Lage falsch ein, junger Herr«, krächzte er unter Albrechts Schwertspitze. »Der Ehevertrag ist nicht mehr hier. Er ist auf dem Weg nach Wettin. Raubt mir mein Weib ruhig, aber wo immer Ihr es auch hinbringt, ich werde Margarethe kraft dieses Dokuments zurückfordern. Ihr seht, Ihr habt jedwedes Recht an dieser Frau verwirkt.«
    Albrechts Schwert sank. Weida baute sich vor

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